Interessengemeinschaft Odenwald

Wünsche der Lindenfelser vom Vereinsfestival bis zur Zipline

Bei der „Ideenbar“ brachten Bürger und Interessierte zahlreiche Vorschläge und Visionen für die Stadtentwicklung zu Papier.

Von 
Nora Strupp
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An vier Tischen sammelten die Bürger ihre Ideen zu „Freizeit und Kultur, „Vereinsarbeit“ und „Stadtteile“. Am „Spinnertisch“ konnten Visionen notiert werden. © Nora Strupp

Lindenfels. Vier Tische, vier Themen, rund 30 Bürger und jede Menge Vorschläge, wie die Stadtentwicklung von Lindenfels vorangetrieben werden könnte – die „Ideenbar“ der „Interessengemeinschaft Odenwald“ (IGO) bot Bürgern und Interessierten eine mehrstündige Plattform, um ihre Zukunftsträume zu Papier zu bringen.

Zu Beginn der Veranstaltung gaben die stellvertretende IGO-Geschäftsführerin Anne Aßmus sowie Regionalmanagerin Ines Günther-Laake zunächst einige Hintergrundinformationen zur „Interessengemeinschaft Odenwald“, der „Leader“-Förderung und dem Förderprogramm „Regionalbudget“. Außerdem stellten sie als Anregung für das anschließende „Brainstorming“ einige deutschland- und europaweite Projekte vor, die bereits in anderen Städten und Dörfern erfolgreich umgesetzt wurden.

Projekte in Deutschland und Europa dienten als Anregung

Dazu zählt etwa die hängende Theater-Tribüne im österreichischen Haag, die über dem Hauptplatz zu schweben scheint und „bei der man sich wie auf einem fliegenden Teppich fühlt“, wie die Haag-Kultur GmbH auf der Internetseite schreibt. Als Inspiration genannt wurden von Aßmus und Günther-Laake außerdem das Laufrad für Senioren, die Wanderkneipe zur Belebung der Dörfer und zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts sowie die App „Klubraum“, über die Vereine ihre Organisation und Kommunikation gebündelt abwickeln können. Das „Haus der Vereine“ in Bissingen, das Vereinsfestival in Trier und das „Diner en blanc“ (Abendessen in Weiß), das in einigen Kommunen in Deutschland alljährlich ausgerichtet wird, zeigen ebenfalls, was möglich ist.

Im Rahmen der „Ideenbar“ wurden im Lindenfelser Bürgerhaus vier Tische zu vier verschiedenen Themen vorbereitet. Es gab die Stationen „Freizeit und Kultur für Jung und Alt“, „Vereinsarbeit – Miteinander Großes schaffen“, „Stadtteile – gemeinsam statt einsam“ und den „Spinnertisch“, an dem große Visionen notiert werden durften.

Von Laientheater und Bücherzelle bis zum Walderlebnispfad

Am Tisch „Freizeit und Kultur“ wurde beispielsweise vorgeschlagen, Begegnungsorte durch Gastronomie zu schaffen – etwa mit einem Biergarten oder einem Café, das an allen Tagen unter der Woche zugänglich ist. Die Rede war auch von einem Laientheater, einem Mountainbike-Park, einem Walderlebnispfad mit einer Aussichtsplattform, einem Weihnachtsmarkt auf der Burg und einer Eisbahn. Die Umnutzung von leerstehenden Gebäuden und Geschäften, ein modernes Hotel, eine „Gäste-Card“ und Wasserspielmöglichkeiten auf den Spielplätzen wurden ebenfalls genannt.

Es wurde außerdem angemerkt, dass es wichtig sei, gut über seinen Ort zu reden, denn nur wenn sich die Einheimischen in Lindenfels wohlfühlten, kämen auch wieder vermehrt Auswärtige und Touristen ins Burgstädtchen. Förderlich für den Tourismus könnten in diesem Zusammenhang angepasste Öffnungszeiten des städtischen Kur- und Touristikservice (KTS) sein, hieß es. Derzeit ist dieser nur montags bis freitags geöffnet. Vorgeschlagen wurde, den KTS stattdessen samstags und sonntags zu öffnen.

Zudem lag der Heilkräutergarten als „versteckter Schatz“ den Lindenfelsern am Herzen, man solle ihn pflegen und erhalten. Angeregt wurde darüber hinaus eine Vernetzung mit dem Freilichtlabor „Lauresham“ in Lorsch sowie ein Theater-Ringbus, der beispielsweise einen Transfer zum Darmstädter Staatstheater oder zu anderen Veranstaltungen ermöglicht.

Zu Beginn der „Ideenbar“ gaben Anne Aßmus und Ines Günther-Laake zunächst einige Hintergrundinformationen zur „Interessengemeinschaft Odenwald“, der „Leader“-Förderung und dem Förderprogramm „Regionalbudget“. © Thomas Zelinger

Die Bürger teilten auch ihre Beobachtung, dass sich viele Kinder im Stadtgebiet auf der Straße aufhalten würden, da sie keine Anlaufstelle hätten und somit nicht wüssten, wo sie ihre Freizeit verbringen sollen. Ein Jugend- und Kulturzentrum, das sowohl von Jüngeren als auch Älteren genutzt werden kann und das vor allem täglich geöffnet hat, könnte hier Abhilfe schaffen, so die Idee.

Weitere Vorschläge waren ein Fitnessstudio, ein Pumptrack (Rundkurs mit Bodenwellen und Steilkurven für Mountainbikefahrer), mobile Toiletten an Spielplätzen, eine Bücherzelle in der Burgstraße, eine Zipline von der Burg hinunter, eine ehrenamtliche Arbeitsvermittlung, ein Vorlesedienst und eine Pflegestation in Genossenschaftsarbeit.

Am Tisch „Vereinsarbeit“ wurde notiert, dass man einen Fokus auf die Übungsleiter- und Mitgliedergewinnung legen solle. Ein großes Anliegen war den Bürgern vor allem die Vernetzung der Vereine untereinander, bei denen auch die Ortsteile eingebunden werden. Ein Vereinsfest bei der Burg oder im Schwimmbad könnte den passenden Rahmen bieten, damit sich die Vereine untereinander kennenlernen können.

Einbindung der Neubürger in örtliche Vereine vorgeschlagen

Die Vernetzung könnte beispielsweise aber auch durch gemeinsame Dienste an Schulen oder auf Sportplätzen sowie durch Veranstaltungen geschehen, indem etwa die Fußballabteilung die Feuerwehr besucht oder die Schießsportabteilung mit der Tennisabteilung etwas auf die Beine stellt. Ein gemeinsamer Fundus an Materialien wie Zelte, Kühlschränke oder ein Lagerraum würde ebenso dazu beitragen.

Vorgeschlagen wurden zudem neue Formate wie etwa eine Sportlerehrung, ein Abend für Vereine, ein Markt für Vereine, ein Festival der Vereine und ein Tag der offenen Tür. Ein Zusammenschluss von Vereinen zu einem Verbund, ein Vereinskümmerer oder eine Servicestelle für Vereine, um die Pflichtaufgaben auszulagern, könnten ebenfalls eine Lösung sein.

Nicht zuletzt wurde die Einbindung von Neubürgern in die Vereine angeregt – entweder durch aktives Zugehen der Vereine auf die Neubürger oder in Form einer analogen beziehungsweise digitalen Information über alle Vereine und deren Aktivitäten oder einer Plattform zur Begrüßung.

Am Tisch „Stadtteile“ bemängelten die Teilnehmer unter anderem die ihres Empfindens nach noch vorhandene Kluft zwischen den einzelnen Ortsteilen. Die kleineren Ortsteile würden sich vernachlässigt fühlen und wünschten sich mehr Akzeptanz, hieß es weiter. Um die Identität eines jeden Stadtteils zu erhalten und zu fördern, wurde ein Fragebogen empfohlen, bei dem notiert werden könne, was jeder Stadtteil braucht. Ein Begegnen auf Augenhöhe und die Dezentralisierung von Lindenfels seien wichtig, so der Tenor.

Stadtteil-Wanderungen, Stadtteil-Konzerte, die Umbenennung des „Burgfests“ zu „Stadtfest“, verbindende Rad- und Laufwege, ein gemeinsamer Dorfplatz, eine Wanderung mit Stempelkarten (möglicherweise in Form einer „Schatzsuche), eine „Erlebnis-Gästekarte“, die auch interessante Sehenswürdigkeiten für Kinder enthält, eine Lindenfelser Olympiade oder ein Gewerbe-Stammtisch könnten dazu beitragen, die Ortsteile enger miteinander zu verknüpfen.

Bürger wollen Ärzte, Carsharing, ein Internat und Temposchwellen

Außerdem schilderten die Bürger, was ihrer Ansicht nach im Burgstädtchen fehlt. Auf der Wunschliste standen Einkaufsmöglichkeiten (etwa ein Teo-Markt, der 24 Stunden geöffnet hat), ein breiteres Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs, Ärzte und eventuell eine mobile Sprechstunde, das Versammeln aller Ortsbeiräte, das Schaffen einer Infrastruktur sowie ein Turnier der Stadtteile und Vereine.

Um die Lindenfelser Stadtentwicklung voranzubringen, müssten insbesondere gemeinsame Synergien und die Kompetenzen der Stadtteile erkannt und genutzt werden, forderten die Teilnehmer. Auch die Einrichtung eines Carsharings, einer Mitfahrerbank oder Mitfahrzentrale wurden empfohlen.

Außerordentlich viele Anregungen wurden beim „Spinnertisch“ notiert, bei dem große Visionen im Vordergrund standen. Von einem Dach für die Burg, um die Location dauerhaft nutzen zu können, einer Baugenossenschaft, einem Medi-Bus oder einem (tiergestützten) Therapiezentrum für Gesundheitsvorsorge, Logopädie und Physio sowie einem Flohmarkt in der Kernstadt und den Stadtteilen war hier die Rede.

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Die Lindenfelser wünschen sich auch Temposchwellen zur Lärmreduzierung, eine Whatsapp-Gruppe, mit der sich Bürger aus den einzelnen Ortsteilen verabreden können, und die Umgestaltung des ehemaligen Luisenkrankenhauses in ein Internat mit der Möglichkeit, Berufspraktika dort absolvieren zu können.

Eine Werbekampagne unter dem Motto „Kommt nach Lindenfels“, die Ansiedlung von Start-Up-Unternehmen, die Vernetzung mit Universitäten, ein Theater- und Kino-Haus, ein Picknick im Kurgarten und eine Illumination im Park waren weitere Vorschläge.

Ebenso wurde dazu ermuntert, einen Kultursommer zu etablieren, eine Seilbahn vom Tal zur Burg und wieder zurück zu errichten sowie einen Sagen- und Märchenwald, ein Burg-Open-Air-Festival, ein Freiluft-Theater in der Burgstraße, Wanderunterkünfte und ein Pop-Up-Café zu schaffen.

Auch einige Themen rund ums Schwimmbad wurden angeregt

Auf den bunten Notizzetteln waren nicht zuletzt die Stichworte „Drachenerlebispfad/-spielplatz“, „Märchenaufführung“, „E-Shuttle“, „Schlosswald aufleben lassen“, „Grillhütte renovieren und einbinden“, „Burg und Wald als Erlebniswelt“ sowie „Sportplatz mit Geräten“ zu lesen.

Auch viele Themen rund um das Schwimmbad wurden angeregt, etwa eine Rutschbahn von der Burg ins Schwimmbad, die Renovierung des Freibads im Allgemeinen, die Nutzung des Hauses am Schwimmbad als Bademeisterwohnung, um so einen Anreiz für einen weiteren Bademeister zu schaffen, eine Rutsche und eine Kletterwand für das Bad sowie ein Schwimmbad-Bus, der die Stadtteile abfährt.

Ideen werden ausgewertet und deren Umsetzung geprüft

Man war sich einig, dass Lindenfels sehr viel Potenzial hat, das bislang allerdings nicht genutzt werde.

Nach 20 Minuten wechselten die Teilnehmer immer den Tisch, sodass sie nach einer Stunde bei insgesamt drei Themengebieten ihre Ideen notiert hatten. An jedem Tisch gab es jeweils einen Moderator, der die Vorschläge der Bürger am Ende noch einmal für alle Anwesenden zusammenfasste.

Im nächsten Schritt werden die Denkanstöße nun in den kommenden Wochen und Monaten von der „Interessengemeinschaft Odenwald“ detailliert ausgewertet. Anschließend wird ermittelt, welche Projekte tatsächlich umsetzbar sind, welche Ideen von den Vereinen selbst in die Tat umgesetzt werden können und wo die Kommune gegebenenfalls unterstützen müsste. Beim Folgetermin der „Ideenbar“ am Donnerstag, 6. Februar, ab 18.30 Uhr, werden die Ergebnisse dann zusammengetragen und vorgestellt.

Redaktion

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