Lindenfels-Festival

Lindenfels-Festival: Über 100 Besucher beim Klassik-Konzert

Sopranistin Emma Kindinger, Pianist Mathieu Bech und Klangregisseur Lennart Scheuren zeigten beim Klassik-Konzert ihr ganzes Können

Von 
Ferdinand Derigs
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Rund 100 Besucher waren zum Life-Klassik-Konzert in der evangelischen Kirche gekommen. Das Publikum war begeistert von Emma Kindingers beeindruckender Sopran-Stimme und Mathieu Bechs virtuosem Klavierspiel. © Ferdinand Derigs

Lindenfels. „Ihr Klavierspiel hat mich sehr berührt.“ Ein viel schöneres Kompliment kann ein Musiker aus dem Mund einer Konzertbesucherin kaum erhalten. Als Solist und gemeinsam mit Sopranistin Emma Kindinger begeisterte Mathieu Bech mit seinem Klavierspiel die rund 100 Besucher des Life‘23-Klassik-Konzerts, das am ersten Abend des zweitägigen Festivals in der evangelischen Kirche Lindenfels an der Burgstraße stattgefunden hat.

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Davon zeugten auch der lange anhaltende Applaus und die Bravo-Rufe, die sich die beiden Protagonisten nach zwei Zugaben am Ende des Abends verdientermaßen von ihrem Publikum abholten. Kennengelernt haben sich Emma Kindinger und Mathieu Bech schon vor rund zehn Jahren als Mitwirkende einer Kinder-Oper.

Publikum singt mit bei der Zugabe

Eröffnet wurde der Abend von Emma Kindinger mit Liedern von Robert Schumann („In der Fremde“), Max Reger („Waldeinsamkeit“) und Johannes Brahms („Wie Melodien zieht es“), zu denen sie von Mathieu Bech am Klavier begleitet wurde und die später auch noch einmal Teil der Zugabe unter gesanglicher Mitwirkung des Publikums sein sollten.

Wer noch nie dem Gesang der 19-jährigen Lindenfelserin Emma Kindinger lauschen durfte, dem wurde schnell klar, warum sie vor zwei Jahren beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ den ersten Platz belegt und vor wenigen Tagen einen von den Wiener Philharmonikern ausgelobten Preis gewonnen hat. Die Sopranistin ist seit ihrer Kindheit schon musikbegeistert, lernte verschiedene Instrumente und sang in mehreren Chören. Mit 14 Jahren begann ihre Gesangsausbildung bei Otto Hieronimi und Monka Pick-Hieronimi am Gesangskonservatorium Heppenheim. Inwischen studiert sie Gesang in Österreich. Ganz sicher wird man noch viel von ihr hören.

Anschließend zeigte auch Mathieu Bech sein ganzes Können als Pianist mit der Klaviersonate Nr.26, op. 81A, „Les Adieux“, von Ludwig van Beethoven. Der 29-Jährige begann vor 22 Jahren mit dem Klavierspiel. Seine Vielseitigkeit stellte er darüber hinaus am darauffolgenden zweiten Abend des Lindenfels-Festivals als Schlagzeuger der Folk-Pop-Band „Salma mit Sahne“ unter Beweis.

Schrille und polternde Töne

Noch vor einer Pause hielt das Programm auch „harte Kost“ bereit, wie es Lisa-Anna Jeck – neben Salma Kiem, Nadia und Lennart Scheuren eine der Organisatoren des Festivals – bei der Begrüßung der Konzertbesucher ausgedrückt hatte. Denn Lennart Scheuren hatte mit dem im Jahr 1966 von dem italienischen Künstler Luigi Nono (1924-1990) komponierten „Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz“ („Erinnere dich, was sie dir in Auschwitz angetan haben“) eine sich am Rande des Hörbaren bewegende Klanginszenierung ausgesucht, die sich mit einer zeitgenössischen Interpretration des Holocaust und der Gewalt des Nationalsozialismus beschäftigt.

Klangregisseur Lennart Scheueren setzte hierzu computergesteuerte Mono-Tonbandaufnahmen ein, die über sieben in der Kirche verteilte Lautsprecher teils leise, teils ohrenbetäubend laut zu Gehör kamen. Das Stück hatte er schon einmal im Rahmen des Kulturfestivals „One Day in Life“ in Frankfurt am Main für den bekannten Architekten Daniel Libeskind aufgeführt.

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Schrille dröhnende, infernalisch kreischende und polternde unmelodiöse Töne schafften mit leisen und lauten Sequenzen ein fast durchweg bedrohliches Klangbild für die Zuhörer. „Wir haben das Stück ganz bewusst in unser Programm aufgenommen“, erläuterte Lisa-Anna Jeck. „Denn gerade in der heutigen Zeit darf die Erinnerung an dieses Thema nicht verschwinden. Im Anschluss an das Konzert steht Lennart Scheuren für Gespräche gerne noch zur Verfügung.“

Verein Kubus ist der neue Träger

Nach der Pause, in der sich das Publikum am Getränke- und Essensstand des erstmals als Träger des Festivals auftretenden Vereins „KuBus“ (Verein für Kultur, Bildung und Soziales) auch mit „leichter Kost“ für den zweiten Teil stärken konnte, beeindruckte erneut Mathieu Bech mit Préludes von Claudes Debussy.

Den Abschluss eines gelungenen Klassik-Abends bildeten vier von Bech zum Gesang von Kindinger begleitete Arien aus den Opern „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber („Einst träumte meiner sel‘gen Base“), „Die Entführung aus dem Serail“ von Wolfgang Amadeus Mozart („Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln“), „I Capuleti e i Montecchi“ von Vincenzo Bellini („Eccomi in lieta vesta... Oh! Quante volte“) und das „Vilja-Lied“ aus „Die lustige Witwe“ von Franz Lehár. Emma Kindinger konnte auch hier noch einmal die ganze Bandbreite ihrer beeindruckenden Sopran-Stimme zeigen.

Fördermittel des Kultursommers Südhessen, Zuschüsse aus der Lindenfelser Stadtkasse und regionale und ortsansässige Sponsoren haben das Lindenfels-Festival auch in diesem Jahr – wenn auch in abgespeckter Form – ermöglicht.

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