Lindenfels. Neun Lindenfelser Vereine und einige private Anbieter sorgten nach drei Jahren Zwangspause für einen stimmungsvollen Neubeginn des Lindenfelser Weihnachtsmarktes am Fuß der Burg. Am Samstag füllte sich der Platz um den Löwenbrunnen schon zur offiziellen Eröffnung um 16 Uhr. Später wurden in der evangelischen Kirche Kinder-Weihnachtslieder gesungen. Am Sonntag hatten Odenwälder Sagengestalten ihren Auftritt.
Ein Gemisch aus Duft nach Glühwein, Waffeln und Gegrilltem lag am Samstagnachmittag in der klaren Dezemberluft. Sie hatte gerade noch die richtige Temperatur zum Verweilen bei einem Heißgetränk. Pünktlich hielt Bürgermeister Michael Helbig seine kurze Eröffnungsansprache. Er erinnerte an den Krieg in der Ukraine. Im ehemaligen Luisenkrankenhaus haben knapp 200 Geflüchtete aus der Ukraine eine Bleibe gefunden.
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Der Verwaltungschef war aber auch froh, dass der Weihnachtsmarkt wieder ohne Einschränkungen stattfinden konnte und war zufrieden mit dem guten Besuch. Wie vor der Zwangspause rahmte ihn bei der Eröffnungszeremonie die Stadtwache ein. Sechs Männer, gewandet in mittelalterlichen Landsknechtskostümen in den Lindenfelser Farben grün und weiß, sicherten Helbig symbolisch. Sie hätten sich bei Bedarf tatsächlich wehren können. Denn ihre „Hieb- und Stoßwaffen“ sind echt. Im Rathaus hat man dafür eine waffenrechtliche Genehmigung aus dem Landratsamt.
Stadtwachen-Hauptmann Peter Schmidt kennt sich aber auch mit moderner Technik aus: Gemeinsam mit Klaus Mohr kümmert er sich um die große Uhr am Moëlan-Plaltz. Deren Steuerung ist elektronisch, das Werk selbst mechanisch. Mohr meldet ihm, wenn der über 40 Jahre alte Zeitmesser mal wieder stehengeblieben ist. Schmidt findet dann den Fehler und besorgt bei Bedarf Ersatzteile. Bisher hat er es noch immer geschafft, die Uhr wieder in Gang zu bringen.
Mehlweibchen und Bolischbock
Als Dankeschön bekamen die beiden Hüter der Zeit Lindenfels-Taschen mit kleinen Geschenken. Mohr, der beim Burgfest den Ziegenbock führt, machte am Sonntagnachmittag die zum Weihnachtsmarkt passende Adventsmusik mit seiner Drehorgel.
Im Bürgerhaus stellten sich Odenwälder Sagengestalten vor: Bensnickel, Mehlweibchen, Stoppelgans und Bolischbock. Sie haben ihren Ursprung im Mittelalter, als das Essen knapp, die Not groß und der Glaube an Gespenster weit verbreitet war. Die Gestalten sollten mit ihrem furchterregenden Äußeren und allerlei Lärminstrumenten böse Geister vertreiben. Und wurden bis in die nahe Vergangenheit hinein zur Kindererziehung missbraucht.
Der Bensnickel, der sein historisches Vorbild in einem mildtätigen Bischof hat, soll unartige Kinder verprügelt oder sogar in seinen Sack gestopft und mitgenommen haben. Die älteren Leser werden sich erinnern. Auch an die Figur des Knecht Ruprecht, den ruppigen Diener des gütigen Sankt Nikolaus.
Von den Sagengestalten war allein die Trachtenfrau ausschließlich positiv besetzt: Sie soll der Sage nach Brot, Lebkuchen und Spielsachen an die Kinder verteilt haben. In jedem Fall sorgten die von der Trachtengruppe vorgestellten, verkleideten Gestalten für eine Attraktion beim Weihnachtsmarkt.
Der Freundeskreis der Partnerstadt Pawlowiczki bewirtschaftete im Bürgerhaus das Marktcafé mit Kaffee und Kuchen, der von Moëlan-sur-mer backte in seiner Bude die dort typischen Crêpes– gleich neben dem Stand der Elternbeiräte des Kindergartens Baur de Betaz und der Carl-Orff-Schule. Dort wurden Schmuck und Spielzeuge verkauft, gefertigt von Kindern und Eltern.
Der Sportverein Lindenfels hielt es mit Heißgetränken: Apfelwein und -saft sowie Hochprozentiges waren im Angebot. Auch die Glattbacher Feuerwehr schenkte Glühwein aus, ebenso wie ihre Kollegen aus Lindenfels. Bei ihnen gab es auch Gegrilltes und Pommes frites. Wer danach einen süßen Nachtisch schätzte, konnte beim TSV Lindenfels fündig werden: Dort wurden Waffeln gebacken.
Das Angebot des Bienenzüchtervereins Lindenfels und Umgebung bestand aus Honig und daraus hergestellten Produkten. Die CDU verkaufte Lebkuchen und Punsch. Einige private Aussteller komplettierten das umfangreiche Angebot mit Strickwaren, Holzschmuck, Spielzeug und Büchern.
Für die neue Chefin im Kur- und Touristikservice, Sabrina Lütcke, war es die erste Großveranstaltung ohne ihren Vorgänger Klaus Johe. Sie hatte mit ihrem Team ein attraktives Angebot zusammengestellt. Die Organisation klappte, die Resonanz war gut.
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