Martin-Luther-Schule

Schulbesuch in Rimbach: „Eintauchen in die Welt der anderen“

16 Kindern der Weschnitztalschule statteten die der Martin-Luther-Schule (MLS) in Rimbach einen Besuch ab.

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Rimbach. „Ich kann nur so malen wie im Kindergarten“, sagte der Junge und grinste verlegen, als er seine Zeichnung auf der großen Leinwand betrachtete. Er war einer von 16 Kindern der Weschnitztalschule, die der Martin-Luther-Schule (MLS) in Rimbach einen Besuch abstatteten. Schulleiter Stefan Sprysch kennt diese Befangenheit von seinen Schützlingen gut: „Die Kinder wissen, was ein Gymnasium ist, sie schauen ein bisschen hoch zu den Schülern.“

Mörikes „Er ist’s“

Müssen sie aber gar nicht, vor allem nicht, wenn es ums Malen geht. Denn da grinste ein Zwölftklässler in Richtung seines Klassenkameraden und bemerkte: „Du kannst das auch nicht.“ Es sollte aber auch nicht ums „Können“ gehen an diesem Vormittag, sondern um die Begegnung und um Kontakte.

MLS-Leiterin Beate Wilhelm sprach vom „Eintauchen in die Welt der anderen“ und hieß die Gäste willkommen. Die waren zwischen sieben und zwölf Jahre alt und bekamen eine musikalische Begrüßung. Denn Musiklehrer Patrick Schilling hatte 30 Cajóns aufgebaut und erklärte, wie man mit beiden Händen abwechselnd einen Rhythmus trommelt – das Zusammenspiel klappte großartig, bis draußen waren die mächtigen Klänge zu hören.

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Derweil tauschten sich die Pädagogen in der Bibliothek aus. Sprysch bedauerte, „dass unsere Schüler in der Berufswahl schon eingeschränkt sind“. 70 Mädchen und Jungen besuchen die Förderschule mit Schwerpunkt Lernen. Dieser Besuch war nicht der erste; vorangegangen war ein gemeinsames Kochen, und da waren die Förderschüler den Gymnasiasten oft voraus. „Ein paar von den Jungs hatten noch nie gekocht und keine Ahnung, was da zu tun ist“, schüttelte Timo Paul den Kopf. Er leitet die AG Jugend und Politik an der MLS, und beim Thema Inklusion soll es für seine 12 Schüler nicht nur theoretisch zugehen, „sondern auch erlebbar“.

Etwa in Sachen Kunst: Wilhelm hatte eine Gruppe im Kunstraum versammelt und trug Eduard Mörikes Frühlingsgedicht „Er ist’s“ vor. Weil dort vom blauen Band die Rede ist, das durch die Lüfte flattert, hatte sie ein solches mitten auf die große Leinwand gemalt und fragte: „Was verbindet ihr mit dem Frühling?“

Sie bekam viele Antworten, die sich später in gemalter Form auf dem Kunstwerk wiederfanden: Da entstanden Blüten, prächtige Tulpen, niedliche Osterhäschen mit Körben voller Eier und auch Überraschendes. Da gab es einen Monster-Roboter, der offenbar in einem Videospiel sein Unwesen trieb und bei dem sich der Zusammenhang mit dem Wonnemonat nicht auf den ersten Blick erschloss. Aber der kleine Künstler war sehr stolz auf den Blechmann und auch auf die silbern glitzernde Spinne, die sich dazugesellte.

Ein anderer hatte ein Cabrio gemalt, und sein Klassenkamerad, der anfangs so verzagt war, arbeitete an einem Mann, der ein quietschrosa Schweinchen an der Leine führt – der Kunstfreiheit waren an diesem Tag keine Grenzen gesetzt, und das Ergebnis mit seinen leuchtenden Farben und bunten Blumenwiesen konnte sich sehen lassen.

Mehr gemeinsames Lernen

Sprysch würde sich derartige Begegnungen noch viel häufiger wünschen; das hessische Schulgesetz ermögliche Klassen mit gruppeninklusiver Beschulung, erklärte er. In Grundschulen würden oft Kinder mit Förderbedarfen und andere gemeinsam unterrichtet: „Mein Traum wären solche Klassen auch am Gymnasium.“

Schon jetzt gebe es „sehr heterogene Gruppen“, gab Beate Wilhelm zu bedenken. Und beide fürchteten, dass zwischen Traum und Umsetzung eine Menge Bürokratie zu bewältigen sein dürfte. Doch gerade das gemeinsame Malen begeisterte den Sonderschul-Pädagogen: „Eine ähnliche Aktion hat mich damals für meinen Beruf motiviert.“

Die Ausbildung an der Weschnitztalschule sei sehr praxisorientiert, und es gebe die Möglichkeit, später einen Haupt- oder Realschulabschluss zu machen: „Das kommt häufiger vor bei unseren Schülern.“ Ein besonderer Fall sei der einer jungen Frau, die gerade an der Abendschule fürs Abitur lerne. Aber auch in Sachen Ausbildung gebe es Möglichkeiten, Stichwort „theoriereduzierte Helferberufe“.

Viele Kinder kämen aus schwierigen Verhältnissen, seien vom Jugendamt aus den Familien geholt worden: „Man braucht für alles Mögliche Bescheinigungen oder Führerscheine. Nur nicht fürs Eltern-Sein.“

Andere Kinder kommen aus den Kriegsgebieten der Ukraine oder Syriens. Stefan Sprysch berichtete von einer Familie, die wegen eines Bombenangriffs Knalltraumata erlitt. „Das ist aber vorher niemandem aufgefallen.“ Erst an der Schule habe man bemerkt, dass die Kinder keine geistigen Beeinträchtigungen hatten, sondern schlecht hörten. „Das ist das Besondere an unserer Ausbildung. Wir haben auch medizinische Kenntnisse“, erklärte er. Und die Fähigkeit zu beurteilen, wann ein Kind mit Autismus welche Bedürfnisse hat. Zudem ist die Schule barrierefrei, es gibt Anlagen für hörgeschädigte Kinder oder spezielle Computer, wenn die Sehkraft eingeschränkt ist.

Während Spryschs Stellvertreter Benjamin Burmeister beim Kunstprojekt eingesetzt war, waren Lehrerin Lilian Wagner und Schulbegleiterin Christine Berg in der Turnhalle. Referendar Tobias Tronser hatte eine Menge Tennisbälle mitgebracht, verteilte sie und rief: „Jetzt müssen sie immer in Bewegung bleiben.“

Die Jüngste war sieben

Das funktionierte, und die großen und kleinen Schüler hatten eine Menge Spaß – allen voran die Jüngste, die erst sieben und mit viel Energie bei der Sache war. Bevor um die Mittagszeit gemeinsam in der Mensa gegessen wurde und der Tag mit einer Schnitzeljagd durchs Schulgebäude ausklang, war hier noch jede Menge Bewegung angesagt: Auf dicken Matten rutschen etwa. Die Gruppe, deren Matte zuerst am anderen Ende der Halle angekommen war, hatte gewonnen. stk

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