Kerwezug

Schlierbacher Kinder wollen laut sein dürfen

23 Nummern waren gestern auf den Straßen des Lindenfelser Stadtteils zu sehen / Viele aktuelle Themen aufgegriffen

Von 
Gisela Grünwald
Lesedauer: 

Schlierbach. Was für ein Glück hatten die Schlierbacher gestern mit dem Wetter bei ihrem Kerwezug: Für eine Stunde kam kein Tropfen vom Himmel. Die Straßenränder waren voll mit Zuschauern. Alle wollten – nach zwei Jahren erzwungener Kerb-Pause – die 23 Zugnummern sehen.

In der Mehrzahl hatten Privatleute die Beiträge organisiert. Fast wie ein politischer Fastnachtsumzug ist der Kerwezug in Schlierbach schon aus Tradition. Für Stimmung sorgte die Drum-Band aus Büdingen, die eine Abteilung vom Fanfaren- und Spielmannszug der Stadt Büdingen ist. Die 20 Musiker tanzten und trommelten durch die Straßen. Möglich wurde der Auftritt durch einen Aufruf im Radio.

Ein mit Sonnenblumen geschmückter Traktor kündigte den Festzug mit „Alleweil kumme se“ an. Für viel Gelächter beim Publikum sorgte die Nummer „Urlauwer suchd Koffer. Ob Blau, Rot oder Grün – aus jedem Koffer schaute ein Gesicht. Einer hatte sich einen Koffer mit Proviant gebastelt.

Indianer und Cowboys

Die Kinder hielten den Bewohner den Spiegel vor in Sachen Spielplatz. „Unsen Schbeelplatz der is foi, äwwe laut derffe mer dort ned soi!“, ging der Beitrag auf Beschwerden von Anliegern über den Lärm auf der Anlage ein. Die Kinder demonstrierten, wie sie Müll sammeln und wegbringen und baten darum, dass Hunde dort nicht ihr Geschäft verrichten.

Unter dem Motto „Dorfkinne hoalde zuamme“ zeigten die Lösch-drachen, die Jüngsten der Freiwilligen Feuerwehr Schlierbach, was brennen kann. Die Jugendfeuerwehr kam direkt dahinter mit der alten Feuerwehrspritze – von Hand gezogen und allzeit zum Löschen bereit.

Es folgten die Indianer und Cowboys von Schlierbach. Ihr Leitspruch: „Toleroanz, die is uns ouerzooche, äwwer Bleedsinn derf me hinnefrooche.“ Vor einem Zelt saßen Winnetou und Old Shatterhand am Lagerfeuer und unterhielten sich darüber, wie ernst Kinder die Geschichten von Karl May nehmen sollen. An ihrem Wagen war ein gelbes Ortsschild mit „Indioaner“ durchgestrichen und darunter der Begriff „Indigene“ für die Ureinwohner von Schlierbach zu sehen war auch ein großer „Mohrenkopf“ – der Begriff ebenfalls durchgestrichen – und darunter: „Schaumkuss“. Da fehlte auch nicht die Diskussion um das Partylied Layla, das nicht überall gespielt werden darf.

Feste

Kerwezug in Schlierbach

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
21
Mehr erfahren

Erneuerbare Energien waren ebenfalls Thema des Festzugs. Immerhin geht es auf den Winter zu. In Schlierbach gibt es eine besondere Waschstraße: „Mer wesche unsere Wesch oafach in de Besch.“ Auch so kann man Energie sparen. Auf dem Wagen wurde gezeigt, wie von Waschen bis zum Schleudern alles von Hand gemacht wurde, so wie es früher ja üblich war.

Auch eine mobile Ladestation wurde gezeigt: Ein junger Mann im Sonnenkostüm hing an einer Baggerschaufel. Dazu sagt das mit Strombatterie betriebene Auto: Paris-Athen, auf Wiedersehen. Dazu hatten Radfahrer auch noch Windräder auf dem Kopf.

Ein Schliebacher wollte als „Keenisch von England“ kandidieren. Dann gebe es bald kaltes Bier auf der Insel. „Die kenne ehr Gas behoalde“, meinten die Schlierbescher zu Russland. Statt mit Gas wird dort jetzt mit Holz geheizt. Bissig heißt es: „mer verheize Junge und Oalde.“ Natürlich ging es gestern auch gegen die Lindenfelser: „Woann die Burg noch unse weer, doann weer däs Dach goar koa Maleer.“ Wäre das Dach dann noch schallisoliert und die Burgwandreste auch, dann wäre das die größte Freude für die Anwohner.

Zum Abschluss schauten Kerwepaarer Robin Hördt und Mundschenk Justin Hörst durch Fernglas und Fernrohr. „Uff de Tromm dun se unsen Torm kopiern.“ Denn so ein Bauwerk haben die beiden schon lange, „um eisch auszuspionieren“.

Mehr zum Thema

Kerweredd

Schlierbacherin verirrt sich in Lindenfels

Veröffentlicht
Von
Jutta Haas
Mehr erfahren
Kerwezug

Beedenkirchen fängt das Corona-Virus

Veröffentlicht
Von
Jutta Haas
Mehr erfahren
Glattbacher Kerb

Kerb in Glattbach: Die Hochzeitskusche hatte zu wenig Benzin

Veröffentlicht
Von
Konrad Bülow
Mehr erfahren

Freie Autorin

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

Thema : Burgfest Lindenfels

  • Lindenfels Kinder verlegten den „Wilden Westen“ nach Lindenfels

    Der traditionelle Kindernachmittag beim Lindenfelser Burgfest ist der Höhepunkt für viele Familien aus der ganzen Umgebung. Über 180 Kinder zog es in den „Wilden Westen“, den Simone Spielmann und ihr Team vorbereitet hatten. An acht Stationen testeten die Kinder ab drei Jahren ihre Geschicklichkeit. Alle Spiele waren kostenlos. An der Burgschänke stand Simone Spielmann und verteilte die Laufzettel. An jeder der acht Stationen erhielten die Kinder einen Stempel. Wer alle absolviert hatte, durfte sich ein kleines Geschenk aus einer großen Kiste aussuchen. Die Aufgaben waren bunt gemischt. Unter den Augen von Simone Spielmann musste man in drei geschlossene Eimer greifen und Spinnentiere aus dem Wasser holen. Dann ging es weiter zum Hufeisenwerfen. Geschickt warfen die Jungen und Mädchen echte Hufeisen an eine Stange. Das Zielwerfen mit viel Gefühl lag manchen Mädchen mehr als den Jungen. An zwei Tischen vor der Burgschänke war eine Schürfstelle für die Goldgräber: Nicht unter Tage im Schacht, sondern in Badewannen voller Spielsand mussten Goldnuggets gesucht werden. „Ich habe ihn, ich habe ihn“ rief ein blondes Mädchen. Die „Nuggets“ durften die Kinder mit nach Hause nehmen. In der Burgschänke bastelten Kinder aller Altersklassen unter der Aufsicht von Stefan Lauterbach Halsketten und Armbänder. „Als Indianer braucht man ein Armband.“ Cowboys auf dem SteckenpferdAuf halber Höhe auf dem Weg zur Burg gab es Pfeilwerfen. Für die Älteren hing eine Dartscheibe an einem Baum, für die Jüngeren gab es eine Scheibe mit Bildern. Neben dem Zielen mit Pfeilen lag eine Station, bei der Schaukelpferde mit einem Lasso gezogen werden mussten. Über eine kurze Distanz mussten die Kinder die Schaukelpferde ziehen. Manche machten es mit viel Kraft und roher Gewalt. Zwei Stationen waren rechts und links neben dem Burgtor. Auf der rechten Seite gab es „Hobby-Horsing für Cowboys, die sich nur ein Steckenpferd leisten können“. Jedes Kind durfte sich ein Steckenpferd aussuchen, und los ging es mit dem Westernturnier. Westernpferde müssen wendig und schnell sein, um den Kühen oder Pferden hinterherzujagen. Slalom und Geschwindigkeit spielten eine Rolle auf der Strecke um eine Tonne herum. Auf der linken Seite vom Burgtor probierten die Kinder aus, wie gut sie sich lautlos bewegen können. Ein Muss für Indianer, die sich an den Gegner anschleichen. Ein Geflecht von Schnüren, an denen Glocken und Musikinstrumente hingen, musste überwunden oder unterklettert werden. Ein Mädchen aus Gadernheim hatte den Einfall: „Warum über die Schnüre krabbeln, warum nicht unten drunter durchrobben?“. Sie war die Schnellste und klopfte sich anschließend den Dreck ab. Schon bald gab es keine Laufkarten mehr, aber die Kinder konnten an allen Stationen weiter ihre Fähigkeiten testen. Sie testeten auch das Klettern und Schwingen an den Ästen des jungen Bäumchens gegenüber der Burgschänke. Der junge Baum ertrug die Kletterer mit Ruhe und Gelassenheit.

    Mehr erfahren
  • Lindenfels Trachtenkapelle: Polka-Klänge am Fuß der Burg Lindenfels

    Die Musiker der Lindenfelser Trachtenkapelle stimmten sich mit einer öffentlichen Probe schon einmal auf das anstehende Burgfest ein.

    Mehr erfahren
  • Lautertal Viele Termine sollen Besucher in den Odenwald locken

    Der Veranstaltungskalender der TAG präsentiert Events wie das Lindenfelser Burgfest und kulturelle Höhepunkte. Eine spannende Einladung, den Vorderen Odenwald zu entdecken.

    Mehr erfahren

Thema : Lindenfels-Festival

  • Lindenfels Ein Konzert in Lindenfels zum Mitmachen

    Elisha Mbukwa und seine Band begeisterten bei ihrem Auftritt die rund hundert Besucher.

    Mehr erfahren
  • Life 2023 13-jährige Ausnahmekünstlerin beim Lindenfels-Festival

    Musik ist Franziska Trilligs Leidenschaft. Mit nur sieben Jahren begann sie, Gitarre zu spielen. Heute komponiert die jetzt 13-Jährige eigene Songs. Ihr ganzes Können zeigte sie nun auch bei einem Konzert beim Life-Festival.

    Mehr erfahren
  • Lindenfels-Festival Lindenfels-Festival: Über 100 Besucher beim Klassik-Konzert

    Sopranistin Emma Kindinger, Pianist Mathieu Bech und Klangregisseur Lennart Scheuren zeigten beim Klassik-Konzert ihr ganzes Können

    Mehr erfahren