Glattbacher Kerb

Kerb in Glattbach: Die Hochzeitskusche hatte zu wenig Benzin

Von 
Konrad Bülow
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Glattbach. Eine kleine, aber feine Kerb haben die Glattbacher gefeiert. Zunächst gab es das Kerwekranzwickeln mit anschließendem Beisammensein. Da es für die Organisatoren schwieriger wird, Helfer zu finden, wurde das Programm etwas abgespeckt. Für die künftigen Jahre hoffen die Veranstalter auf mehr Unterstützung, gerade von den jüngeren Menschen im Ort.

Zumindest stellten die Glattbacher aber einen Umzug auf die Beine. Die Feuerwehr warb dabei für ihre Arbeit. Auf Rollern fuhren außerdem die „Dorfrocker“ durch die Straßen, und das fahrbare „Gemeindebad“ zog die Blicke auf sich.

Es fehlte auch nicht die Kerweredd, die Kerweparrer Jonas Meister und Mundschenkin Annemarie Rosbrey präsentierten. Mit den Worten „e poar lusdische Gschischde wolle me eisch verzäihle, in dere Zeit brauche oan jo net blous die Soije quäile“, stimmten sie die Glattbacher auf die witzigsten Anekdoten aus dem Ortsgeschehen ein.

Die Abiturreise nach Mallorca hätte für eine Glattbacherin beinahe ein unangenehmes Ende genommen. Dabei lief der Urlaub selbst eigentlich wie geplant: „E poar Doag Ballermann, doann bischde selisch, wie de hoam kimschd, interssiert erschdmol wenisch.“

Flugticket landete fast im Müll

Dann kam aber der Tag der Abreise. Am Flughafen hatte die Reisegruppe noch etwas Zeit für ein Abschiedsmahl in einem Schnellrestaurant. „En Burger, e poar Pommes un e Cola geordert, a in Spoanien sin se dodemit net iwwerfordert.“ Am Check-In stellte die Glattbacherin bald darauf fest: „Moi Ticket is fort!“.

Beim Essen habe sie noch auf dem Ticket nachgeschaut, wann der Flug geht. Ihr „dämmerts, sie rennt zurück zum goldene M“, fuhren Meister und Rosbrey fort. Dort war ein Mitarbeiter schon dabei, das Tablett vom Tisch zu räumen, an dem die jungen Frauen gespeist hatten. „Der Kollesch waas net, wie ihm geschieht“, als ihn die Glattbacherin „vun de Tabletts wegzieht, sie hot groad nochmol Glick, faschd wärs des gewäse, un es Ticket im Mill.“ So schaffte es die Spanien-Reisende doch noch nach Hause – und somit auch zur Kerb: „Er säht se do springe, heit serviert se eisch köstliche Dinge.“

Bei einer Hochzeit im Glattbacher Tal darf auch die „Hochzischkarosse“ nicht fehlen, in diesem Fall ein Bulldog, „gebuzzd, gewienert und frisch laggierd“. Eines hat der Wohltäter, der dem Paar das Gefährt zu Verfügung stellt, allerdings vergessen: „Sou en Bulldog muss me a alsemol toanke.“ Bis zur Kirche reichte der Sprit, „denoch woar leer de Toank.“ Es wurde trotzdem ein schönes Fest – und die kleine Tochter des Paares gehörte auch schon zu den Gästen der diesjährigen Glattbacher Kerb.

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In eine missliche Lage kam ein Glattbacher bei einem Aufenthalt in der Slowakei. Das Hotel war „goanz toll“, nur an Parkplätzen fehlte es. Also stellte der Odenwälder sein Auto in einer Seitenstraße ab – und staunte nicht schlecht, als er später feststellte, dass es mit einer Parkkralle fixiert war. Alsbald war dann auch die Polizei da, schwer bewaffnet. Die Ansage: „Der Spaß koschd dich jetzt 20 Euro, un woann de ned bezailschd, kimmschde mit ins Büro.“ Das wollte der Reisende natürlich nicht, „drum horre gebleschd, die Seidestroß waor tabu, äwwe jetzt e mol echd“.

Um ihr Studium zu finanzieren, hatte eine junge Glattbacherin einen Job in einem Café angenommen. Dort bekam sie ein paar übrig gebliebene Stücke Kuchen geschenkt. Doch aus dem Genuss nach Feierabend wurde nichts. Über 30 Grad war es heiß, als sich die junge Frau mit dem Fahrrad auf den Heimweg machen wollte. Also wählte sie eine schattige Abkürzung durch den Wald.

Das klappte nicht ganz: „Eiendwou is se äwwe falsch abgebooche, sie find net glei hoam, des is net gelooche. Sie fährt un fährt, als weire, dankt sich ,Mensch woas e Gestroambel’, de Kuche in de Dut hängt am Lenker und macht ah noch e mords Geboambel.“ Letztlich kam die junge Frau zwischen Glattbach und Seidenbuch aus dem Wald heraus und rollte völlig nassgeschwitzt die letzten Meter ins Heimatdorf. „Un ferdisch mit de Nerve, des is weirklisch koan Quatsch, un de Kuche, der is die goanz Tour am Fohrroad geboambelt, un am End ah blous noch Matsch.“

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Kerweparrer und Mundschenkin gaben auch die Geschichte zum Besten, in der ein Glattbacher mit seinem BMW ein Fest besuchte. Als er heimfahren wollte, öffnete sich die Tür des Fahrzeugs nicht. Er wollte schon zur nächsten Werkstatt gehen – bis ihn seine Begleiterin darauf aufmerksam machte, dass es gar nicht sein Auto war, das er aufschließen wollte. Es war nur ein ähnliches Gefährt mit der gleichen Farbe.

Auf den Besuch des Fernsehens im August 2020, als Glattbach zum „Dollen Dorf“ wurde, blickten Meister und Rosbrey ebenfalls zurück: „Präsentiert wern soll unsern Ort im rischdische Licht, damit’s im Fernseh a gibt en schäine Bericht.“ So sei Glattbach „uffgeriggt in den Kreis der dolle Derfer, die Sach misst es Fernseh mache efter“.

Zu sprechen kamen die Redner auch auf das Glattbacher Eck, den Brunnen in der Mitte des Dorfs, der sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelte. Mit dem Kerwesegen endete die Predigt von Jonas Meister und Annemarie Rosbrey. kbw

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