Fürth. Auch im Weschnitztal ist die Hilfsbereitschaft für die Menschen in der Ukraine groß: Ein Sattelzug, beladen mit 50 Paletten gespendeten Hilfsgütern, verließ den Bauhof der Gemeinde Fürth am Donnerstagabend, zwei weitere Fuhren werden Anfang dieser Woche folgen. Dazu kommt ein bis unters Dach mit Verbandskästen vollgepackter Kastenwagen.
Die aus der Ukraine stammende Initiatorin der Aktion wohnt seit Jahren im Odenwald und möchte nicht namentlich genannt werden. Als ihr Mann vorige Woche den Fürther Bürgermeister Volker Oehlenschläger um Unterstützung bat, sagte dieser spontan seine Hilfe zu. Am Mittwoch ging der erste Spendenaufruf durch die sozialen Medien. Am Donnerstag um 17 Uhr begann die erste Sammelaktion am Bauhof in der Carl-Benz-Straße, der zum Logistikzentrum umfunktioniert worden war.
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Jonas Kilian vom Ordnungsamt, der für die Organisation verantwortlich zeichnet, hatte im Laufe des Tages nach eigener Schätzung bereits über hundert Telefonate in dieser Angelegenheit geführt. Mit Erfolg: Bereits am gleichen Abend rollte ein mit 50 Paletten Hilfsgütern beladener Sattelzug in Richtung Darmstadt. Dort werden die Spenden gesammelt und für den Transport an den Zielort neu verladen.
Am Freitagmorgen wurde um 9 Uhr in Fürth die zweite Sammelrunde eingeläutet. Gegen Mittag stapelten sich schon wieder die Paletten in der Lagerhalle am Bauhof. Geschätzte zwei weitere Lkw-Ladungen sind zusammenkommen. „Jetzt sind wir erst einmal voll“, sagt Kilian.
800 Erste-Hilfe-Sets beschafft
Die Paletten wurden über das Wochenende im Bauhof gelagert. Dazu kommt der mit Verbandskästen beladene Kastenwagen einer Fürther Lkw-Werkstatt. Deren Mitarbeiter hatten die Kästen zusammen mit einem benachbarten Ingenieurbüro eingesammelt: Wer seinen alten Verbandskasten vorbei brachte und einen Geldbetrag spendete, bekam dafür einen neuen. 800 Erste-Hilfe-Sets hatten die beiden Firmen zu diesem Zweck beschafft.
Die Geldspenden fließen über die Gemeinde an die Ukrainehilfe. Ein Betrag zwischen 5000 und 10 000 Euro ist schon zusammengekommen, schätzen die Initiatoren.
In der Nähe von Darmstadt werden die Paletten auf Laster geladen, die sie nach Polen bringen. Nahe der polnisch-ukrainischen Grenze sollen die Hilfsgüter auf Fahrzeuge aus der Ukraine umgeladen werden. So hat es die Initiatorin der Aktion mit Freunden und Bekannten in der Heimat besprochen, die sich um die Verteilung kümmern wollen.
Alle Beteiligten leisten ihre Hilfe unentgeltlich: Die Gemeinde stellt Hallen und Gabelstapler, die Mitarbeiter machen unbezahlte Überstunden, die Speditionen fahren ohne Bezahlung. Dazu waren am Donnerstag und Freitag jeweils etwa ein Dutzend Freiwillige im Einsatz, die die Spendengüter sortierten und auf Paletten packten. Diese wurden ebenso von Fürther Betrieben gespendet wie Kartons und Folie zur Verpackung für den Transport.
Die Initiatorin aus Fürth ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft. Sie steht täglich im Kontakt mit ihrer Mutter, die in Kamjanez-Podilskyj (Südwest-Ukraine) lebt. Dort wurde am Wochenende noch nicht gekämpft. Anders als in ihrer Heimatstadt Mariupol im Südosten des Landes. Ihre dort wohnende Cousine ist seit Mittwoch nicht mehr telefonisch erreichbar. ppp
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