Kunstfreunde Bensheim

Ukrainische Hymne als bewegende Zugabe im Bensheimer Parktheater

Von 
Klaus Ross
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Der Pianist Robert Neumann gestaltete auf Einladung der Kunstfreunde Bensheim einen Klavierabend im Parktheater. © Neu

Bensheim. SWR2 New Talent 2018, Opus Klassik 2021 als „Nachwuchskünstler des Jahres“: Der 2001 in Stuttgart geborene Pianist Robert Neumann hat schon sehr früh für nachhaltige Aufmerksamkeit gesorgt. Ein famoser Erfolg gelang ihm auch mit seinem Debüt als Einspringer bei den Kunstfreunden Bensheim vor gut drei Jahren.

Die Bestätigung der damaligen starken Eindrücke lieferte er jetzt beim siebten Konzert der aktuellen Saison im Parktheater, in dem knapp 200 der zugelassenen 300 Plätze besetzt waren. Bestens zum musikalischen Auftritt passte Neumanns ungewöhnlich souveränes und eloquentes Einführungsgespräch mit Hans Hachmann, das im Eysoldt-Foyer auf beachtliche Resonanz stieß. Beide boten ein überaus anregendes Präludium.

Pianist Robert Neumann ist für Überraschungen gut

Dass der Pianist immer für Repertoire-Überraschungen gut ist, hatte er bereits 2018 unter anderem mit ebenso effekt- wie gehaltvollen Werken aus eigener Feder bewiesen. Diesmal stand am Anfang mit der Purcell-Rarität „The Golden Sonata“ (F-Dur Z 810) die Klaviertranskription einer originalen Triosonate, die Neumann ungemein klangsensibel und stilsicher auf den modernen Konzertflügel zauberte. Zum federnden Elan der drei Allegro-Sätze gesellte sich in den langsamen Intermezzi eine zarte Melancholie, deren Innigkeit fast romantische Vorahnungen transportierte.

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Entsprechend stimmig folgte César Francks ebenfalls eher selten gespieltes Alterswerk „Prélude, Choral et Fugue“ von 1884, in dem der belgisch-französische Orgelmeister spät doch noch zur großen Klaviermusik fand.

Chopin-Stücke originell kombiniert

Robert Neumann machte daraus freilich keineswegs ein verkapptes Orgelstück, sondern betonte enorm feinsinnig den spezifisch pianistischen Farbenreichtum dieser Komposition. Erlesene Klangkultur schon im sehr organisch daherkommenden „Prélude“, schönste Entrücktheit im trotz aller Ausdrucksemphase nie überladen wirkenden „Choral“, punktgenaue Steigerungsdynamik schließlich im ebenso plastisch wie transparent gestalteten Fugenfinale: Klarer und konzentrierter als bei Neumann konnte man sich Francks bedeutendstes Klavierwerk kaum wünschen.

Herausragende Individualität verriet der Pianist auch mit den originell kombinierten Chopin-Stücken des zweiten Konzertteiles, die er ganz ohne zwischengeschaltete Pausen zu einer sonatenähnlichen Suite zusammenfasste – eine vielleicht nicht restlos zwingende, aber doch allemal interessante Idee.

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Während die von noblem Pathos erfüllte Fantasie opus 49 und die launige kleine Tarantella opus 43 (beide 1841) vor allem Neumanns erfrischend natürliche Virtuosität vorführten, zeigten die filigran ausgeschmückte Berceuse opus 57 (1844) und die balladesk vertiefte Barcarolle opus 60 (1846) den jungen Musiker immer wieder als delikat sinnierenden Lyriker. Diese klangliche Intimität schien tatsächlich Chopins innersten Wesenskern einzufangen.

Langer Beifall des Bensheimer Publikums

Besonders bewegend gerieten die Zugaben des Sohnes eines (moldawischen) Cellisten und einer Pianistin: Einer seelenvoll-kantablen Improvisation über die ukrainische Nationalhymne ließ er Alexander Silotis berühmte h-Moll-Fassung von Bachs e-Moll-Präludium BWV 855 und noch eine weitere Impro-Miniatur über ein eigenes Thema folgen. Das Bensheimer Publikum dankte nicht nur für diesen exzeptionellen Ausklang mit langem Beifall.

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Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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