Schlierbach. „Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut“, sagte Karl Valentin einmal. Die Schlierbacher Ortsvorsteherin Sandra Hördt klang ähnlich: „Ich würde es machen, wenn ich wüsste, das ich es dürfte“, sagte sie beim Ortsrundgang mit dem Bürgermeisterkandidaten Maximilian Klöss. Die Botschaft dahinter: Der Ortsbeirat bekommt nicht immer die Rückmeldung von der Stadtverwaltung, die er braucht und bleibt deswegen unter seinen Möglichkeiten.
Schlierbach war der letzte Stadtteil, den Klöss auf seiner Tour durch das Stadtgebiet besuchte. „Für dieses Jahr“, ergänzte der Kandidat die entsprechende Feststellung. Er geht davon aus, dass er am 27. Oktober zum Nachfolger von Michael Helbig auf dem Chefsessel im Rathaus gewählt wird und will als Bürgermeister das Format beibehalten: Erst ein Rundgang durch das Dorf unter Führung des Ortsbeirats, anschließend eine Frage- und Diskussionsrunde mit den Einwohnern.
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Maximilian Klöss ist seit 13 Jahren in der Kommunalpolitik und seit 2021 auf SPD-Ticket Erster Stadtrat von Lindenfels. Sollte er zum Bürgermeister gewählt werden, wolle er aber die Parteipolitik in den Hintergrund stellen. Deshalb trete er als unabhängiger Kandidat an, betonte Klöss.
Die Führung der Verwaltung und den Umgang mit Geflüchteten sieht er als größte Herausforderungen an. Als Chef der Verwaltung wolle er seine Mitarbeiter „fördern und fordern“. Für die Diskussion um die Geflüchteten mahnte er Sachlichkeit an, auch wenn das „viel Kraft kostet“. Mehr Geflüchtete als heute könne Lindenfels nicht verkraften, ohne den sozialen Frieden zu gefährden, stellte er seine Auffassung klar.
26 Schlierbacher waren zum Start des Rundgangs zum Dorfgemeinschaftshaus gekommen. Beim abschließenden Meinungsaustausch bewirteten Peter und Silvia Meister– sie ist die Tante des Kandidaten – die Gruppe mit kühlen Getränken und Flammkuchen. Klöss verlas dabei den Brief eines vor zehn Jahren zugezogenen Ehepaares, das den Zusammenhalt im Dorf und dessen Schönheit in den höchsten Tönen lobt. Weihnachtsmarkt, Kirchweih und Großveranstaltungen wie das Bulldog- und Schleppertreffen wurden als Beispiele angeführt. Die Zuhörer nickten.
Wuchernde Hecken und ein fehlendes Buswartehäuschen
Die Wortführer der Diskussion stellten allerdings die hinlänglich bekannten Probleme von Lindenfels in den Vordergrund: fehlende Kita-Plätze, Ärztemangel, schlechtes Internet, schlechte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, Probleme mit Geflüchteten und die Vernachlässigung des Odenwaldes im Heppenheimer Landratsamt.
Der Rundgang begann in der Straße Im Ort. Diese ist im Moment eine Sackgasse, weil die Zufahrt zur Kirchstraße seit einem Jahr für Fahrzeuge gesperrt ist. Über die Absperrbaken auf der sanierungsbedürftigen Brücke über den Schlierbach blickt man direkt auf das Denkmal für die Opfer der Weltkriege. An dem hat der Ortsbeirat nichts auszusetzen. Ein Planungsbüro schlug aber 2020 vor, das Ehrenmal zu drehen, um es besser in den Friedhof zu integrieren.
Der Ortsbeirat hatte seinerzeit lediglich den Wunsch an die Stadt herangetragen, auf dem Friedhof ein Urnenfeld zu schaffen. Diesen Wunsch hegt er noch heute. Aber: „Wir wollen das Denkmal nicht umsetzen“, sagte Sandra Hördt beim Rundgang, und die Gruppe nickte Zustimmung.
So idyllisch und aufgeräumt Schlierbach für den Besucher wirkt: An einigen Stellen sehen Ortsbeirat und Einwohner Handlungsbedarf. Der Zaun am Schlierbach müsse erneuert und der Uferbewuchs zurückgeschnitten werden. Ebenso wie die Hecken auf Privatgrundstücken, wenn sie über die Straße wuchern. Der Ortsbeirat sieht hier das Ordnungsamt in der Pflicht.
Der vom Fahlbach abgezweigte Wasserlauf am Kinderspielplatz müsse vom Schlamm befreit werden. Die Mitglieder des Gremiums seien bereit, auch selbst Hand anzulegen, so die Ortsvorsteherin. Dazu brauchen sie aber grünes Licht von den Behörden.
Die Bushaltestellen geben dem Ortsbeirat Anlass zur Kritik: An der Ecke Fürther Straße / In der Kirchenspitz fehle schon seit etwa zehn Jahren ein Wartehäuschen. Weiter nördlich an der Fürther Straße seien die Kinder durch zu schnell fahrende Autos gefährdet. Wie in anderen Ortschaften haben auch in Schlierbach Einwohner den Eindruck, es werde zu schnell gefahren. Obwohl die Geschwindigkeit in der Ortsmitte auf 30 Kilometer pro Stunde begrenzt ist.
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