Weschnitztal. Es wird allmählich wärmer, der Winter verabschiedet sich, der Frühling zieht ein und die Amphibien machen sich auf den Weg. Sie gehören mit zunehmender Tendenz zu den stark bedrohten Arten mit mehr als 90 Prozent Rückgang. „Der Grasfrosch ist mancherorts bereits völlig verschwunden. Umweltveränderungen, Umweltgifte, Zersiedelung und massiver Laichgewässerverlust in den letzten Jahrzehnten führen zu sehr stark abnehmenden Zahlen. Zu den Ursachen gehört der zunehmende Verkehr auf den Straßen“, erklärt Silvia Fusch vom Naturschutzverband Nabu, die im Weschnitztal bei den Krötenrettern aktiv ist.
Für ihre Arbeit brauchen sie viele freiwillige Helfer. Daher ruft Fusch die Menschen auf, sich in großer Zahl an der Krötenrettung zu beteiligen. „Nur durch diese Unterstützung lebt das Projekt. Ohne dieses engagierte Team von Aktiven könnte das Projekt Amphibienschutz nicht existieren – es benötigt jedoch noch weitere Naturschutz-Helfer.“
Wandertrieb von Fröschen, Kröten und Molchen erwacht
Bei Temperaturen ab sechs bis acht Grad Celsius nachts und feucht-regnerischem Wetter erwacht der Wandertrieb von Fröschen, Kröten und Molchen. Die Tiere verlassen ihre Verstecke und machen sich auf zu ihren Laichgewässern. Dabei müssen sie häufig viel befahrene Straßen überqueren – ein Todesurteil. Viele Tiere werden überfahren. Aber auch der von den Autos aufgebaute Druck führt zum Tod, wenn sie unter ein Fahrzeug geraten oder dieses schneller als 30 Stundenkilometer an ihnen vorbei fährt. „Die Lungen der Amphibien werden zerstört und sie sterben einen langsamen und qualvollen Tod“, so Fusch. Die Amphibien wandern erst ab Dämmerung und nachts.
Mit dem Bau von Schutzzäunen und sicherem Transport über die Straße können bis zu 90 Prozent ihr Laichgewässer erreichen. Dort, wo Amphibienzäune errichtet werden können, sind Helfer im Einsatz. Es sind in den Bereichen Hinweisschilder mit dem Krötensymbol, Tempolimit und teils Uhrzeiten zu sehen. Teils wandern die Tiere auch in Bereichen, in den keine Zäune errichtet werden können.
„Dort sind dann Helfer unterwegs, die die Straßen abgehen.“ Die Haupt-Wanderaktivitäten vollziehen sich über mehrere Wochen ab Februar/ März. „Bedingt durch den Klimawandel startet die Wandersaison immer früher im Jahr und zieht sich bis zu vier oder fünf Monate. In dieser Zeit benötigen die Krötenretter viele Helfer für den Auf- und Abbau der temporären Schutzzäune, den Transport der Tiere und vieles mehr.“
Auch Familien mit Kindern können helfen
Ein Problem sind laut Fusch auch die Ablaufgitter der Straßen, in die die Tiere hinein fallen und nicht mehr heraus kommen. „Wir kontrollieren dort nach und nutzen Greifer. Ferner prüfen wir mit den Verantwortlichen, wie wir hierfür Lösungen finden können.
Dafür kommen zum Beispiel Ausstiege infrage.“ Damit die Amphibien wirksam geschützt werden, brauchen die Krötenretter weitere helfende Hände. „Wir würden uns freuen, wenn sich noch mehr Menschen bereit finden würden, bei der Rettung der Tiere zu helfen, gerade aus den Orten, in dem die Amphibienwanderungen stattfinden oder aus deren Umgebung.“
An einigen Einsatzorten ist dies laut Fusch auch für Familien mit Kindern geeignet. „Wir zeigen und erklären bei einer Einweisung alle Details, und arbeiten mit einer modernen Erfassungsapp, um die Arten, Zahlen und die Terminplanung für alle einfach bedienbar, zu organisieren.“ An Einsatzorten mit Schutzzäunen sind Einsätze morgens und abends erforderlich.
Kröten-Weibchen trägt Männchen
Fusch kann viel erzählen über das Leben der Tiere. „Es ist faszinierend, aber viele Menschen kennen sie nicht wirklich, da sie im Verborgenen leben und der Laichzeit in der Dunkelheit unterwegs.“ Teils sind sie dann im Doppelpack auf den Wegen und Straßen unterwegs – das etwas größere Weibchen trägt das Männchen. „Vor allem sind sie für ein stabiles ökologisches Gleichgewicht in unserer Heimatregion von erheblicher Bedeutung.“
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Einsatzorte, die Fusch und ihre Kollegen in diesem Jahr betreuen, sind: Mitlechtern, Albersbach, Liebersbach, Mittershausen, Scheuerberg, Viernheim, Bürstadt, Jägersburger Wald, Einhausen, Hüttenfeld. Aber auch über das Weschnitztal hinaus sind Krötenretter um das Leben der Tiere bemüht. „Unsere Amphibienschutz-Kollegen sind auch in Mannheim und Heidelberg aktiv.“ Sie hebt hervor, dass nicht nur der Nabu an der Rettung der Tiere beteiligt sei, sondern auch „viele andere Freiwillige, denen Tierschutz und Artenerhalt wichtig sind“. Die Helfer sind also bald wieder unterwegs – ausgerüstet mit Warnwesten, Taschenlampen und Eimern.
Wer diese Aktionen und die Kontrollen unterstützen möchte, ist bei den Krötenrettern jederzeit willkommen. Kontakt zum Amphibienschutz-Team (Silvia Fusch, Andrea Herschel, Uwe Somplatzki) unter E-Mail: amphibienwanderung@gmail.com oder Telefon/Whats-App: 0160/90824629. red
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