Kolmbach. Ein großer Tag für den Kolmbacher Ortsvorsteher Kurt Dersch und die Mitglieder des Ortsbeirats: Kolmbach nimmt am 37. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teil. Nun schaute sich eine fünfköpfige Kommission den Lindenfelser Stadtteil an. Unter der Leitung von Petra Jackstein vom Kreis Bergstraße bewertete jedes Mitglied einen anderen Schwerpunkt.
Außer Petra Jackstein war auch Christina Müller vom Kreis Bergstraße dabei. Sie bewertete Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen. Simone Witzel aus dem Rheingau-Taunus-Kreis war für soziales Engagement und kulturelle Aktivitäten zuständig. Manfred Weber aus Limburg-Weilburg bewertete Baugestaltung und Siedlungsentwicklung, und Heike Rauch aus dem Odenwaldkreis schaute sich die Grüngestaltung im Dorf und den Bezug zur Landschaft an.
Sie alle wurden freundlich im Dorfgemeinschaftshaus empfangen. Der Lindenfelser Erste Stadtrat Maximilian Klöss begrüßte die Gäste mit einem Bericht zur schwierigen wirtschaftlichen Lage der Stadt – mit sieben Stadtteilen und einer zum Teil sehr maroden Infrastruktur und eines der höchsten Grundsteuersätze für Hausbesitzer im Kreis Bergstraße.
Jedes Kommissionsmitglied erhielt eine Broschüre mit den wichtigsten Eckdaten. An Stellwänden im Dorfgemeinschaftshaus waren Collagen und Fotos zu diesen Schwerpunkten zu finden. „So, nun lassen sie uns ihr Dorf anschauen“, gab Petra Jackstein dann das Signal für den Dorfrundgang.
Lob für den Spielplatz
Kurt Dersch führte die Gruppe zuerst zum Kinderspielplatz gegenüber vom Dorfgemeinschaftshaus. Er besteht aus einem Bolzplatz, zwei Boule-Bahnen, einer Kinder-Schaukel und einem Sandkasten. Außerdem gibt es zwei Wasserzapfstellen. Kurt Dersch berichtete darüber, dass das Dorf in den 90er Jahren hätten sie mit der Spielplatzgestaltung bei Wettbewerben einen dritten Platz belegt hatten, mit einem naturnahen Spielplatz mit viel Holz.
Da aber jedes Jahr der TÜV die Sicherheit des Spielplatzes überprüft, seien viele der früheren Geräte bereits abgebaut worden. Die Schaukel ist jetzt aus Metall. Die Kommission sah hier einen traumhaften Platz für eine Alla-Hopp-Anlage. Gelobt wurde auch die Boulebahn, die im Winter zum Eisstockschießen genutzt wird. Der Spielplatz mit Fachwerk--Bauernhof am oberen Ende wirkt sehr harmonisch in der Dorfmitte.
Die Kommission schaute sich anschließend die Ludwig-Schüßler-Straße an. Kurt Dersch berichtete, dass in den 60er Jahren hier die ersten Einfamilienhäuser gebaut wurden: alle sehr individuell und bunt mit großen Carports oder Garagen. Die Fachleute schauten, wie die alte Bebauung, die hinter dem Dorfgemeinschaftshaus beginnt, in die Neubausiedlung übergeht.
Die Gruppe blieb dann am unteren Ende der Ludwig-Schüßler-Straße stehen, mit Blick auf die Bundesstraße 47 die das Dorf in zwei Teile teilt und auch militärische Bedeutung hat, was eine Umgestaltung schwierig macht. Die große Zufahrt zur Ludwig-Schüßler-Straße und den Feldwegen wurde in den 70er Jahren angelegt. Weiter ging es zu einer Wiese mit alten Obstbäumen an. Hier will ein Investor Mehrfamilienhäuser bauen. Es sind fünf Baugrundstücke. Die Kommissionsmitglieder baten den Ortsbeirat, darauf zu achten, dass die Grünfläche um die Häuser öffentlich bleibt. Das Gelände gehört der Stadt.
Ortsvorsteher Dersch führte die Kommission über die Bundesstraße 47. Zum Rad- und Gehweg neben der Straße berichtete er: „Kolmbacher gehen zum Bäcker, Metzger und in die Mittelpunktschule in Gadernheim. Dort gibt es Arzt, Apotheke und Finanzhäuser.“ Die Kolmbacher berichteten auch von ihrer Bürgerinitiative gegen den Bau einer Bauschutt-Recyclinganlage im Gewerbegebiet Im Gehren. Hier leben Wiesenknopf-Ameisenbläulinge in den Wiesen – eine nach Europäischen Recht streng geschützte Schmetterlingsart. Der Bau der Anlage wurde inzwischen zurückgestellt, der Kreis hält das Projekt nicht für genehmigungsfähig.
Supermarkt statt Bauschuttanlage
Eine neue Idee für das Gewerbegebiet ist nun die Ansiedlung eines Selbstbedienungs-Supermarkts. Die Chancen dafür stünden gut, da die Einwohnerzahl von Kolmbach ausreiche. Die bisherigen Einkaufsmöglichkeiten im Dorf sind ausbaufähig: Fleisch und Wurstwaren gibt es direkt vom Erzeuger jeden Donnerstag. Inzwischen gibt es auch einen Brötchenlieferdienst an die Haustür.
Der Ortsbeirat erzählte von Bemühungen zum Ausbau des schnellen Internets, das Firmen für das Gewerbegebiet interessieren könnte. Ein Mobilfunkmast ist inzwischen da. Auch über eine Windkraftanlage zur Stromerzeugung mit damit verbundenen Gewerbesteuereinnahmen wurde schon nachgedacht.
Weiter ging es auf der Grundstraße durch das Dorf. Die Kommission fragte nach dem Plan für die denkmalgeschützten Gebäude. In der Straße Am Kolmbach stehen sanierte Bauernhöfe aus dem 17.und 18. Jahrhundert. Auf dem Pferdehof von Klaus Wolf, dem Kolmbacher Hof, stoppte die Gruppe. Die Kommission war sichtlich begeistert davon, wie schön der Hof renoviert ist. Auf die Fragen warum er keine Solaranlage auf dem Dach habe, berichtete Klaus Wolf, das Denkmalschutzamt habe sie nicht genehmigt.
Zurück zum Ausgangspunkt ging es über die Schulstraße, vorbei an einem alten Doppelhaus in Fachwerkbauweise und über den Zebrastreifen zur Bushaltestelle.
Der Ortsbeirat zeigte der Kommission die Heilig-Blut-Kapelle, das Kolmbacher Wahrzeichen. Gebaut wurde sie 1961 auf Initiative von Pfarrer Karl Geiger. Es ist eine kleine katholische Kirche als Ersatz für eine Kapelle, die außerhalb des Dorfes stand. Eine Kneipe als Treffpunkt gibt es in Kolmbach allerdings nicht mehr. Die Dorfbewohner treffen sich daher bei gutem Wetter am Holztisch gegenüber der Bushaltestelle oder im Dorfgemeinschaftshaus, der ehemaligen Schule.
Vorgestellt wurde die öffentliche Bücherei in der Telefonzelle. „Wir wollen über Bücher sprechen und eine Lesung organisieren“, sagte Kurt Dersch. Es sei eine Idee zur Förderung von Kultur auf dem Land. Malte Diestel, der Vorsitzende vom Männergesangverein Sängerbund, berichtete vom Einzug der Frauen in den Gesangverein. Jetzt gibt es die Chorwerkstatt, und Verein lebt weiter. Weiberfastnacht und Kinderstnacht werden gefeiert und – nicht zu unterschätzen – die „Kolmbacher Kanonenkerb“.
Der Ortsbeirat möchte eine Doppel-Elektrotankstelle vor dem Dorfgemeinschaftshaus schaffen. Es soll Car-Sharing für ein Elektroauto und E-Bikes geben, die Hausbesitzer sollen über Solaranlagen informiert werden. Vorgesehen ist auch kostenloses WLAN im Dorfgemeinschaftshaus.
Kommissionsleiterin Petra Jackstein dankte dem Ortsbeirat für die Informationen. Die Kommission habe sich insgesamt 13 Dörfer im Kreis Bergstraße und im Odenwaldkreis angesehen und werde nun schnell ihre Ergebnisse auswerten. Die besten fünf Dörfer erhalten einen Geldpreis.
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