Kerb in Winterkasten

Auch der Mundschenk blieb vom Spott nicht verschont

Neben Missetaten und Fehltritten wurde auch das Lindenfels-Lied bei der Kerwe in Winterkasten aufs Korn genommen.

Von 
Philipp Kriegbaum
Lesedauer: 
Haben ihre Feuertaufe bestanden: Mundschenk Sebastian Kredel (links) und Kerwevadder Laurin Ehrhardt (rechts) standen am Sonntag zum ersten Mal bei der Kerbredd in der Festhalle auf der Kanzel. Ebenfalls auf dem Foto, das während des Kerbumzugs entstanden ist, ist Kerweprinzessin Ariane Erhardt zu sehen. © Thomas Neu

Winterkasten. Kerwevadder Laurin Ehrhardt und Mundschenk Sebastian Kredel haben ihre Feuertaufe bei der 40. Auflage der „Windekäschde Kerb“ bestanden. Am Sonntag standen sie zum ersten Mal bei der Kerb-redd in der Festhalle auf der Kanzel. Jürgen „Groschi“ Grosschmidt, Alfons Moritz und Volker Scotti wurden als Gründerväter geehrt, Hermann Ehrhardt wurde zum Kerbkönig ernannt.

Zum Jubiläum stiegen einige ehemalige Kerweväter, -mütter und Mundschenke noch einmal auf die Kanzel. Silke Schürger (geborene Hoffmann), Pamela Feldmann (geborene Grosschmidt), Tanja Bechtel (geborene Rettig), Tobias Hoffmann, Marc Lettmann, Thorsten Knöll, Peter Weidmann, Christian Pfeifer, Michael Kredel, Max Höhl und Tobias Pfeifer trugen einige Passagen der Kerbredd vor.

Mehrere Hundert Menschen lauschten nach dem feierlichen Einmarsch der Kerbjugend in der Halle und draußen in der Herbstsonne dem im odenwälder Dialekt gereimten Bericht über die Missetaten und Fehltritte des vergangenen Jahres. Sie stellten schnell fest, dass die ersten Kerbtage beim „Vadder“ ihre Spuren hinterlassen hatten, denn Laurin Ehrhardts Stimme hatte schwer gelitten. Dennoch schlug sich der neue Kerwevadder wacker bei seiner Premieren-Predigt.

Verkehrschaos im Parkhaus

Wie in Winterkasten üblich, fanden sich einige der zuvor im Kerbzug dargestellten Motive in der Kerbredd wieder, die in wochenlanger Arbeit vom Team des Kerwevadders geschrieben und bei der Kerb in gedruckter Form verkauft wurde, gerne auch zusammen mit dem eigens angefertigten Jubiläums-Kerb-Anstecker. Verkaufsargument der Kerbjugend: „Der Trend geht zum Zweit-Pin!“

Die Männer-Fußballmanschaften von Lindenfels und Winterkasten haben sich bekanntlich zu einer derzeit sehr erfolgreichen Spielgemeinschaft zusammengetan und standen gemeinsam in ihren jeweiligen Traditionsfarben auf dem Kerbwagen.

Die Kerbredd dagegen betonte eher die Unterschiede zwischen der Kernstadt und ihrem größten Stadtteil. Klar, dass auch das neue Lindenfels-Lied aufs Korn genommen wurde, in der Lindenfels als „schöne Stadt, die viel zu bieten hat“ beschrieben wird. „Weil Linnefels nix mäih zu biete hot, muss e Fraa noch Bensem fort“ zum Einkaufen, hieß es in der „Redd“. Die Winterkästerin schaffte es in den Vortrag, weil sie in Bensheim im Parkhaus wegen des vorübergehend verschwundenen Parkscheins ein mittleres Verkehrschaos verursachte.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Ein in Frankfurt wohnender Student aus Winterkasten wurde durch den Kakao gezogen, weil ihn sein Kumpel nach dem fastnächtlichen „Vorglühen“ versehentlich in der eigenen Wohnung eingesperrt hatte. Ein anderer vermisste nach einem Stadionbesuch seine Geldbörse und ließ sofort alle Karten sperren. Dabei war ihm das gute Stück beim dringlichen Besuch der heimischen Toilette aus der Hose gerutscht. Die Kerb-Dichter machten flugs aus dem „Geldbeidel“ einen „Dummbeidel“.

„Ohne Akku fährt sich’s schlecht“ musste ein Kerwemädchen erfahren. Sie hatte sich von ihrem Großvater ein E-Bike für den Urlaub in den Bergen ausgeliehen. Allerdings ohne Akku. Denn der hing beim Opa daheim an der Ladestation. Verhöhnt wurde außerdem ein Winterkäster, der online Karten für ein Großkino in Viernheim reserviert hatte, aber zum Haus derselben Kette in Darmstadt fuhr.

Zähne mit Voltaren-Salbe geputzt

Sebastian Kredel musste erfahren, dass der Spott zur Kerb auch vor einem Mundschenk nicht Halt macht. Er fuhr den Mist aus dem elterlichen Bauernhof aufs Feld. Das wäre nichts besonderes, hätte er nicht beim Aufladen die Traktorschaufel unbemerkt voller Steine gehabt. Die musste er dann von Hand aus dem „broune Glick“ herauspuhlen. Ein Winterkäster Malermeister leistete in Schlierbach unfreiwillig Nachbarschaftshilfe beim Schmücken der Weihnachtsbäume. Nachdem er sein Rollgerüst im Tal aufgebaut hatte, musste er nochmal zurück nach Winterkasten, um Farbe zu holen. Als er damit zum zweiten Mal in der Talgemeinde ankam, war das Gerüst verschwunden. Das hatten sich nämlich die Einheimischen kurzerhand ausgeliehen, um Weihnachtsbäume zu schmücken.

Ein anderer Winterkäster Handwerker blockierte in Bielefeld nach einem langen Arbeitstag fünf Stunden eine Tankstelle, weil der auf dem Autodach vergessene Schlüssel vom Typ „Keyless go“ bei der Fahrt heruntergefallen und das Fahrzeug nach dem Tanken nicht mehr in Gang zu bekommen war. Ein anderer Kerweborsch schadete nur sich selbst, putzte er doch seine Zähne mit Voltaren-Salbe statt mit Zahnpasta.

Mehr zum Thema

Viel Programm in Winterkasten

Die Kerb in Winterkasten feiert 40. Geburtstag

Veröffentlicht
Von
Philipp Kriegbaum
Mehr erfahren
Kerb in Winterkasten

Das Winterkäster Standgericht kannte keine Gnade

Veröffentlicht
Von
Philipp Kriegbaum
Mehr erfahren
Lindenfels

Perfekter Bieranstich eröffnete die Winterkäster Kerb

Veröffentlicht
Von
Philipp Kriegbaum
Mehr erfahren

Vor der Rede war der Kerbzug durch das zwei Kilometer lange Waldhufendorf gezogen. Dabei wurde die obere Hälfte gleich zweimal abgefahren, weil der Zug vom Unterdorf ins Oberdorf fuhr, am letzten Hof des Ortes wendete und sich dann die Hälfte der Strecke wieder talwärts bis zur Straße „Am Raupenstein“ zog. Dort steht am Ortsausgang die Maschinenhalle des Bauunternehmens Ehrhardt, die wie schon im Jahr zuvor zur „Festhalle Ehrhardtsbräu“ umfunktioniert wurden. Die Firma Ehrhardt wird von Heiko, dem Vater des Kerwevadders Laurin Ehrhardt, geführt und stellte es der Kerbjugend wie schon im vergangenen Jahr kostenlos zur Verfügung.

Die Kerbjugend hatte die Infrastruktur gegenüber der gelungenen Premiere vor einem Jahr nochmals verbessert: In der Halle installierte sie eine Abluftanlage, draußen zusätzliche Lautsprecher. Der Toilettenwagen, der im vergangenen Jahr noch zwischendurch leergepumpt werden musste, erhielt dieses Jahr einen ordentlichen Kanalanschluss. Auf dem Vorplatz der Halle und im Hof der benachbarten Werkzeugschleiferei Kopp hatten Schausteller einen kleinen Rummelplatz aufgebaut.

Freier Autor Schwerpunkte: Lokales Lindenfels / Lautertal, Chorgesang, Vereine, Hintergründe.

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

Thema : Burgfest Lindenfels

  • Lindenfels Kinder verlegten den „Wilden Westen“ nach Lindenfels

    Der traditionelle Kindernachmittag beim Lindenfelser Burgfest ist der Höhepunkt für viele Familien aus der ganzen Umgebung. Über 180 Kinder zog es in den „Wilden Westen“, den Simone Spielmann und ihr Team vorbereitet hatten. An acht Stationen testeten die Kinder ab drei Jahren ihre Geschicklichkeit. Alle Spiele waren kostenlos. An der Burgschänke stand Simone Spielmann und verteilte die Laufzettel. An jeder der acht Stationen erhielten die Kinder einen Stempel. Wer alle absolviert hatte, durfte sich ein kleines Geschenk aus einer großen Kiste aussuchen. Die Aufgaben waren bunt gemischt. Unter den Augen von Simone Spielmann musste man in drei geschlossene Eimer greifen und Spinnentiere aus dem Wasser holen. Dann ging es weiter zum Hufeisenwerfen. Geschickt warfen die Jungen und Mädchen echte Hufeisen an eine Stange. Das Zielwerfen mit viel Gefühl lag manchen Mädchen mehr als den Jungen. An zwei Tischen vor der Burgschänke war eine Schürfstelle für die Goldgräber: Nicht unter Tage im Schacht, sondern in Badewannen voller Spielsand mussten Goldnuggets gesucht werden. „Ich habe ihn, ich habe ihn“ rief ein blondes Mädchen. Die „Nuggets“ durften die Kinder mit nach Hause nehmen. In der Burgschänke bastelten Kinder aller Altersklassen unter der Aufsicht von Stefan Lauterbach Halsketten und Armbänder. „Als Indianer braucht man ein Armband.“ Cowboys auf dem SteckenpferdAuf halber Höhe auf dem Weg zur Burg gab es Pfeilwerfen. Für die Älteren hing eine Dartscheibe an einem Baum, für die Jüngeren gab es eine Scheibe mit Bildern. Neben dem Zielen mit Pfeilen lag eine Station, bei der Schaukelpferde mit einem Lasso gezogen werden mussten. Über eine kurze Distanz mussten die Kinder die Schaukelpferde ziehen. Manche machten es mit viel Kraft und roher Gewalt. Zwei Stationen waren rechts und links neben dem Burgtor. Auf der rechten Seite gab es „Hobby-Horsing für Cowboys, die sich nur ein Steckenpferd leisten können“. Jedes Kind durfte sich ein Steckenpferd aussuchen, und los ging es mit dem Westernturnier. Westernpferde müssen wendig und schnell sein, um den Kühen oder Pferden hinterherzujagen. Slalom und Geschwindigkeit spielten eine Rolle auf der Strecke um eine Tonne herum. Auf der linken Seite vom Burgtor probierten die Kinder aus, wie gut sie sich lautlos bewegen können. Ein Muss für Indianer, die sich an den Gegner anschleichen. Ein Geflecht von Schnüren, an denen Glocken und Musikinstrumente hingen, musste überwunden oder unterklettert werden. Ein Mädchen aus Gadernheim hatte den Einfall: „Warum über die Schnüre krabbeln, warum nicht unten drunter durchrobben?“. Sie war die Schnellste und klopfte sich anschließend den Dreck ab. Schon bald gab es keine Laufkarten mehr, aber die Kinder konnten an allen Stationen weiter ihre Fähigkeiten testen. Sie testeten auch das Klettern und Schwingen an den Ästen des jungen Bäumchens gegenüber der Burgschänke. Der junge Baum ertrug die Kletterer mit Ruhe und Gelassenheit.

    Mehr erfahren
  • Lindenfels Trachtenkapelle: Polka-Klänge am Fuß der Burg Lindenfels

    Die Musiker der Lindenfelser Trachtenkapelle stimmten sich mit einer öffentlichen Probe schon einmal auf das anstehende Burgfest ein.

    Mehr erfahren
  • Lautertal Viele Termine sollen Besucher in den Odenwald locken

    Der Veranstaltungskalender der TAG präsentiert Events wie das Lindenfelser Burgfest und kulturelle Höhepunkte. Eine spannende Einladung, den Vorderen Odenwald zu entdecken.

    Mehr erfahren

Thema : Lindenfels-Festival

  • Lindenfels Ein Konzert in Lindenfels zum Mitmachen

    Elisha Mbukwa und seine Band begeisterten bei ihrem Auftritt die rund hundert Besucher.

    Mehr erfahren
  • Life 2023 13-jährige Ausnahmekünstlerin beim Lindenfels-Festival

    Musik ist Franziska Trilligs Leidenschaft. Mit nur sieben Jahren begann sie, Gitarre zu spielen. Heute komponiert die jetzt 13-Jährige eigene Songs. Ihr ganzes Können zeigte sie nun auch bei einem Konzert beim Life-Festival.

    Mehr erfahren
  • Lindenfels-Festival Lindenfels-Festival: Über 100 Besucher beim Klassik-Konzert

    Sopranistin Emma Kindinger, Pianist Mathieu Bech und Klangregisseur Lennart Scheuren zeigten beim Klassik-Konzert ihr ganzes Können

    Mehr erfahren