Prozess

Im Mordfall Jutta Hoffmann gibt es noch viele Rätsel

Der Prozess wegen des Mordes an der 15-jährigen Schülerin aus Lindenfels 1986 gestaltet sich schwierig. Die lange Zeitspanne führt dazu, dass Zeugen sich an vieles nicht mehr genau erinnern können.

Von 
Agnes Polewka
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Der 62 Jahre alte Angeklagte Peter F. am ersten Prozesstag. © Dpa/ Helmut Fricke

Lindenfels. 37 Jahre nach dem Mord an Jutta Hoffmann aus Lindenfels steht ein mutmaßlicher Täter vor Gericht, doch der dritte Prozesstag gestern am Landgericht in Darmstadt offenbarte: Die Wahrheitsfindung gestaltet sich aufgrund der langen Zeitspanne schwierig. Auf manche Fragen lassen sich kaum Antworten finden, auch mit Blick auf das vermutlich wichtigste Beweismittel im Fall Jutta Hoffmann.

Die 15-jährige Schülerin war am 29. Juni 1986 nach einem Schwimmbadbesuch in ihrer Heimatstadt auf dem Waldweg zur Nibelungenstraße verschwunden. Erst anderthalb Jahre später fand ein Spaziergänger ihre skelettierte Leiche.

Ihr Bikini, die Stoffreste ihres blauen Kleids und ihr Gürtel, mit dem sie gewürgt worden sein soll, bevor der mutmaßliche Täter sie vergewaltigte, landeten nach dem vorläufigen Abschluss der Ermittlungen vor über 30 Jahren in der Asservatenkammer. Außerdem Dinge, die Ermittler in der Erde fanden, während sie den skelettierten Leichnam bargen: Porzellanscherben und ein weißer Kunststoffknopf. Und: ein Spaten, mit dem der mutmaßliche Täter eine Grube ausgehoben haben soll, um darin Jutta Hoffmanns Leichnam zu verscharren.

Wer gab den Spaten der Polizei?

Polizeihauptkommissarin Tanja Becker vom hessischen Landeskriminalamt (LKA) hatte am ersten Prozesstag beschrieben, wie die alten Beweismittel im Sommer 2020 mittels neuer Technik untersucht worden waren. Und wie ein DNA-Treffer die Ermittler zu Peter F. (62) führte, der sich nun wegen Mordes an Jutta Hoffmann verantworten muss.

Doch wie und wann gelangte der Spaten in die Asservatenkammer? Am dritten Prozesstag vernahm der Vorsitzende Richter Volker Wagner einen pensionierten Ermittler nach dem nächsten, um eine Antwort auf diese Frage zu finden. Und doch blieb vieles vage.

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Offenbar stammte der Spaten aus einem Schuppen in dem Lindenfelser Waldstück, den zwei Brüder gebaut hatten. Einer von ihnen fand den Spaten kurz nach Jutta Hoffmanns Verschwinden vor der Hütte. Zunächst soll sich der Zeuge nichts dabei gedacht haben, doch nachdem die skelettierte Leiche aufgetaucht war, soll er den Spaten einem Polizisten übergeben haben, gab der Zeuge gegenüber Ermittlern an.

Oder erfolgte die Übergabe doch durch seinen Bruder, und vielleicht doch schon nach dem Verschwinden Jutta Hoffmanns? Viele Erinnerungen verschwimmen in diesem Fall, der 37 Jahre zurückliegt. Einige Zeugen leben nicht mehr, können nicht mehr vom Vorsitzenden Richter nach wichtigen Details gefragt werden. Und die Frage danach, wie Peter F.s DNA am Spaten gefunden werden konnte, könnte ohnehin wahrscheinlich nur er selbst beantworten. Doch der 62-Jährige – ein mehrfach vorbestrafter Sexualstraftäter – schweigt bislang zu den Vorwürfen.

Die Suchaktion in Lindenfels ist ein Mysterium

„Es ist alles nicht so einfach“, sagt der Vorsitzende Richter. Das gilt auch für die Frage danach, warum Jutta Hoffmanns Leiche nicht unmittelbar nach ihrem Verschwinden entdeckt wurde. Schließlich durchkämmten unzählige Helfer, die Feuerwehr und Bereitschaftspolizei das Waldstück kurz danach.

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„Ganz Lindenfels war in Aufruhr, das ist für mich auch ein Mysterium“, sagte ein pensionierter Polizeibeamter aus Lindenfels. Später gab es die Theorie, der Leichnam sei später dort abgelegt worden, so ein anderer Ermittler, doch die halte er für abwegig. Und so fragt der Vorsitzende Richter weiter. Um Antworten auf wichtige Fragen zu finden in diesem Indizienprozess.

Redaktion

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