Heimatgeschichte

Der Wunsch der Lindenfelser Stadtväter ging nicht in Erfüllung

Über die Geschichte der Carl Orff Schule in Lindenfels.

Von 
Philipp Kriegbaum
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Ab 1981 wurde in Lindenfels die Carl-Orff-Schule gebaut (links). Die Stadtverordneten setzten sich – vergeblich – dafür ein, dass Lindenfels zentraler Schulstandort wurde. Schon 1970 war die Mittelpunktschule Gadernheim eröffnet worden. © ppp/Funck

Lindenfels. Oberhalb des Lindenfelser Schwimmbads jagten in der Nachkriegszeit Fußballer auf einem Sportplatz mit Felsenkiesbelag dem runden Leder nach. Seit 40 Jahren steht dort die Grundschule. Im Rahmen der Eröffnung am 19. November 1983 teilte sich der Bergsträßer Landrat Franz Hartnagel mit dem Lindenfelser Bürgermeister Peter C. Woitge einen Spaten für den symbolischen Baubeginn der dazugehörigen Turnhalle.

Ein Jahr später erhielt die Schule den Namen des Musikpädagogen Carl Orff. Sie war schon zum Zeitpunkt ihrer Eröffnung die einzig verbliebene Schule im Gebiet der Stadt Lindenfels. Die ein- oder zweiklassigen Dorfschulen in den Stadtteilen waren längst geschlossen. Dennoch gingen nur die Kinder aus der Kernstadt in die neue Schule. Die Schüler aus den Stadtteilen Glattbach, Kolmbach, Seidenbuch und Winterkasten besuchten bereits seit 1970 die Mittelpunktschule in Gadernheim, die aus den Talgemeinden die Müller-Guttenbrunn-Schule in Fürth.

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Das Ende der Dorfschulen war am 3. Januar 1963 eingeläutet worden. Im Hotel Auguste Victoria in Lindenfels traf Landrat Ekkehard Lommel (SPD) Bürgermeister und Gemeindevertreter aus dem Gebiet der heutigen Kommunen Lindenfels und Lautertal. Es ist nicht überliefert, wie klar sich die Vertreter der damals selbständigen Gemeinden Glattbach, Kolmbach, Seidenbuch und Winterkasten bei diesem ersten Treffen positionierten. Bald darauf jedenfalls entschieden sie sich für den Standort Gadernheim. Gemeinsam mit Schannenbach, Knoden und Raidelbach beschlossen sie die Gründung eines Schulverbundes.

Das Ziel wurde nicht erreicht

Die Lindenfelser Stadtväter hätten diese zentrale Einrichtung lieber im Burgstädtchen gesehen. Selbstbewusst sprach sich die Stadtverordnetenversammlung am 30. Juli 1963 mit 8:0 Stimmen „einmütig für eine Zentralschule mit Sitz in Lindenfels“ aus. „Wenn die Errichtung einer Mittelpunktschule in diesem Sinne nicht möglich ist,“ so der Beschluss, „wird … vorgeschlagen, daß eine Zentralschule mit den Gemeinden Lindenfels, Schlierbach, Winterkasten und Laudenau mit dem Sitz in Lindenfels errichtet werden soll.“

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In derselben Sitzung berieten die Stadtverordneten über einen Satzungsentwurf für einen Schulverband Gadernheim – Lindenfels. Darin wurde unter anderem der Schlüssel für die Sitzverteilung in der Verbandsversammlung festgelegt. Die Lindenfelser Stadtverordneten schlossen daraus, „daß … bei einer Abstimmung Lindenfels als Schulort nicht mit Sicherheit feststeht und allein schon aus diesem Grund die Satzung nicht angenommen werden kann“ und lehnten den Entwurf ab.

Doch ihr Ziel erreichten sie nicht: Die Mittelpunktschule (MPS) kam nach Gadernheim und öffnete am 14. September 1970 ihre Türen für 491 Schüler. Ein gutes Jahrzehnt später bekam auch Lindenfels eine neue Schule, wenn auch nur als Grundschule für die Kinder aus Lindenfels-Mitte.

Lautertal; Gadernheim; Mittelpunktschule; Bild: Dietmar Funck © Dietmar Funck

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