Lindenfels. Nach seinem Wahlkampfauftakt in Winkel am 19. April, stattete CDU-Bürgermeisterkandidat Rico Schrot am Freitag dem Lindenfelser Stadtteil Eulsbach einen Besuch ab. Das Ziel: Herausfinden, welche Themen die Bürger bewegen und welche Sorgen sie haben. Bei Mettwürstchen, Baguette und Getränken entwickelte sich im Dorfgemeinschaftsraum schnell ein angeregtes Gespräch zwischen dem 44-Jährigen und seinen rund 15 Gästen.
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Zunächst wurden die hohen Gebühren angesprochen, die den Geldbeutel der Einwohner belasten. „Wenn wir das Schwimmbad retten wollen, muss man die Grundsteuer erhöhen, heißt es. Aber unsere Grundsteuer ist doch schon eine der höchsten in Hessen. Auch die Wasser- und Abwassergebühren werden immer teurer. Für viele ist das ein Problem. Wie weit soll das noch gehen?“, fragte ein Bürger.
Ansiedlung von Bäcker und Schreibwarengeschäft als Ziel
Die Angst vor weiteren steigenden Kosten wollte Rico Schrot umgehend nehmen: „Ich stehe nicht für Gebührenerhöhungen. Ich stehe für Senkungen“, machte der zweifache Familienvater klar. „Es ist doch viel besser, Anreize zu schaffen und die Gewerbesteuer zu senken, damit sich Unternehmen hier ansiedeln.“ Dabei betonte er mehrmals, dass vor allem viele kleine Schritte zum Ziel führen. „Wir brauchen erst einmal einen Bäcker, einen Metzger und ein Schreibwarengeschäft. Genügend leere Gebäude gibt es ja“, so Schrot. „Und ein Bistro im amerikanischen Stil für Jugendliche, in dem es Burger gibt, damit sie nicht immer nach Bensheim oder Darmstadt müssen“, schlug Susanne van Loon-Noppe (CDU) vor.
In persönlichen Gesprächen habe Schrot bereits von gescheiterten Versuchen, Gewerbe in der Kernstadt anzusiedeln, erfahren. „Von Bürgern höre ich dann zum Beispiel, dass sie diesbezüglich Steine in den Weg gelegt bekommen. Wenn die Leute nicht ernst genommen werden, dann macht sich Frustration breit. Im Zweifel ziehen sie weg und das wollen wir nicht. Und um die, die hier bleiben, kümmert sich dann keiner.“
Es sei kein Hexenwerk, die verwaiste Burgstraße samstags zu beleben. Ein Ansatzpunkt könnten Zuschüsse sein. „Es gibt immer irgendwo Fördertöpfe. Man muss nur den richtigen Ansprechpartner finden, zum Beispiel Kreistags-, Landtags- oder Bundestagsabgeordnete. Das wurde in den vergangenen Jahren hier vernachlässigt. Man muss die Attraktivität und Lebensqualität verbessern. Dazu muss man auch überparteilich zusammenarbeiten“, erklärte er.
Großer Wunsch nach mehr öffentlicher Sicherheit in der Stadt
Das Thema „öffentliche Sicherheit“ beschäftigte die Anwohner ebenfalls sichtlich. „Früher konnte man die Kinder noch draußen herumlaufen lassen und man konnte nachts um 1 oder 2 Uhr durch Lindenfels spazieren. Heute werden Leute angegriffen“, mahnte ein Bürger. „Und auf Festen werden die jungen Mädchen von Männern belästigt und bedroht“, stimmte eine andere Bürgerin zu. Auch die jüngsten Vorkommnisse in Eulsbach, bei denen die Feuerwehr zu Müllverbrennungen ausrücken musste, alarmiert die Lindenfelser. „Man kann sich hier nicht mehr sicher fühlen“, waren sich die meisten einig.
CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Kurfürst verwies an dieser Stelle auf die Initiative „Kompass“ (Kommunalprogramm Sicherheitssiegel) des Hessischen Innenministeriums, der sich die Weschnitztal-Kommunen Lindenfels, Rimbach, Fürth, Mörlenbach und Birkenau angeschlossen haben. „Dort muss man solche Themen adressieren und eventuell auch eine Streife einfordern“, appellierte er. Seiner Meinung nach brauche es mehr als nur eine monatliche Polizeisprechstunde mit dem „Schutzmann vor Ort“ Martin Runzheimer.
Rico Schrot brachte den freiwilligen Polizeidienst für Lindenfels ins Spiel: „Es geht darum, Präsenz zu zeigen. Das verstärkt das Sicherheitsgefühl.“ Unverständnis äußerte er darüber, dass die Etablierung eines solchen Polizeidiensts bislang noch nicht vom Stadtparlament beschlossen wurde.
Anschließend wurde die Sanierung des Schwimmbads thematisiert. „Es ist ein Anziehungspunkt für die Region“, machte sich Rico Schrot für den Erhalt der Anlage stark. Der Betrieb rechne sich allerdings nur, wenn das Freibad möglichst lange im Jahr geöffnet ist und der Saisonstart nicht – wie aktuell – aufgrund von Reparaturarbeiten an den Fliesen auf unbestimmte Zeit nach hinten verschoben werden muss. Vor allem zeitnahes Handeln ist seiner Ansicht nach geboten, denn: „Wenn ich jetzt nichts mache, dann wird es in zwei Jahren noch teurer.“
Für Unmut bei den Bürgern sorgte gleichfalls der Motorradlärm rund um Kolmbach und den Parkplatz „Schöne Aussicht“. „Ich denke, wenn man die Gastronomie dort wiederbelebt und den Parkplatz mit einer Kamera und einem Parkautomaten ausstattet, wäre dort ein ganz anderes Publikum“, zeigte er ein Konzept auf, um das Problem anzugehen.
Einsatz für Aufrechterhaltung der Bargeldversorgung
Außerdem will sich der CDU-Kandidat für die Sanierung und Revitalisierung der Heilig-Blut-Kapelle einsetzen. „Die Kapelle ist das christliche Wahrzeichen von Kolmbach. Man könnte sie restaurieren und beispielsweise im Nebenraum ein Café unterbringen“, schlug er vor. Ein anderes Ziel, das er anstrebt, ist die Aufrechterhaltung der Bargeldversorgung im Stadtgebiet. Eine weitere Frage, die ihn umtreibt: „Warum gibt es hier keinen Wochenmarkt?“
Zur Person
Rico Schrot wurde am 14. August 1979 in Tetnang am Bodensee geboren, aufgewachsen ist er in Kronberg im Taunus.
Sein erster persönlicher, politischer Schlüsselmoment war der Mauerfall 1989. „Das hat mich damals sehr stark beeindruckt und prägt mich bis heute“, sagt Rico Schrot über sich selbst.
Nach der zwölften Klasse absolvierte er eine Ausbildung zum Schneider.
2003 trat er der CDU bei, 2005 war er Vorsitzender der Jungen Union Kronberg im Taunus.
2005 bis 2007 engagierte er sich als Vorstandsmitglied in der CDU Kronberg im Taunus.
2007 entschied er sich, das Abitur nachzuholen, das er 2008 ablegte. Im gleichen Jahr begann er sein Magisterstudium in den Fächern Geschichte, Kunstgeschichte und Rechtsgeschichte, das er 2013 abschloss.
2008 war er Geschäftsführer der Jungen Union Frankfurt/Nord.
Von 2009 bis 2013 war er Wahlkreismitarbeiter des CDU-Bundestagsabgeordneten Matthias Zimmer.
2014 arbeitete er als Account Manager bei Dirk Mohr – Professional & Advisory Services und 2015 als selbstständiger Unternehmer in der Immobilienwirtschaft in Frankfurt am Main.
2014 bis 2019 war er Mitglied des Landesfachausschusses Außen- und Sicherheitspolitik der CDU Hessen.
2015 folgte die Promotion zum Doktor der Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Seit 2015 ist er Mitglied des Landesvorstands der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) Hessen und seit 2019 Kreisvorsitzender der CDA Wetterau.
Seit 2016 ist Rico Schrot mit einer Hausverwaltung in Frankfurt selbständig und parallel dazu ehrenamtlich in verschiedenen politischen Ämtern und Organisationen tätig.
Mit seiner Frau Anke, den zwei gemeinsamen Kindern und Hund „Elmo“ lebt der 44-Jährige in Bad Soden am Taunus. stn
Einige Bürger wiederum bemängelten den Zustand des Wassernetzes, der vor allem den Feuerwehren im Einsatzfall Probleme bereite. „Das Hydrantennetz reicht vom Druck und der Menge her nicht aus. Stattdessen muss das Wasser aus den Bachläufen entnommen werden. Durch den Dreck im Bach verstopfen aber die Strahlrohre“, schilderten sie.
Bürgersprechstunde wurde angeregt
All die angesprochenen Punkte dürften Rico Schrot nicht neu gewesen sein. Schließlich engagiert sich der zweifache Familienvater schon seit fast 20 Jahren in der Kommunalpolitik und weiß daher, mit welchen Themen ein Bürgermeister konfrontiert werden könnte.
Auch die Gegend rund um seine potenzielle neue Wirkungsstätte ist ihm nicht unbekannt. „Ich bin früher mit meiner Familie oft in den Odenwald gefahren, ich habe Freunde in Fürth und ich war auch schon als Kind in Lindenfels“, berichtete Schrot. „Es wäre eine Ehre für mich, wenn ich in dieser wunderschönen Stadt als Bürgermeister arbeiten dürfte.“ Er wolle sich nicht hinter Paragrafen oder Öffnungszeiten verstecken, sondern als Ansprechpartner und „Diener“ vor Ort bei den Bürgern sein, um dort Dinge anzustoßen. Im Zuge dessen regte er eine Bürgersprechstunde an.
Am Ende der Veranstaltung bat Rico Schrot die Anwesenden noch darum, jene Themen, die ihnen wichtig sind, anonym auf eine Karteikarte zu schreiben. Diese wolle er anschließend auswerten. Das Angebot wurde gerne angenommen.
Unter dem Motto „Zuhören und Anpacken“ wird Rico Schrot bis zum Frühsommer eine Tour durch alle Lindenfelser Ortsteile machen, um einen Bürgerdialog anzubieten. Der nächste Besuch wird in Winterkasten sein. Ein Datum steht allerdings noch nicht fest.
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