Bauernproteste und Demonstrationen

Hunderte von Traktoren auf den Straßen im Odenwald

Eine Rundfahrt zu den neuralgischen Punkten – von Mittershausen über Fürth, Guldenklinger Höhe, Juhöhe und Bonsweiher.

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Astrid Wagner
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Mehrere Landwirte blockierten hier am Morgen die Straße im Mörlenbacher Ortsteil Bonsweiher. © Astrid Wagner

Kreis Bergstraße. Es ist 4.20 Uhr am Montagmorgen. Die Ruhe vor dem Sturm. Noch sind die Straßen leer im Kreis Bergstraße. Nur vereinzelt sind ein paar Fahrzeuge unterwegs.

Das soll sich nur wenige Minuten später ändern: Die Landwirte aus Mittershausen / Scheuerberg halten den vorgegebenen Zeitplan des Regionalbauernverbandes Starkenburg exakt ein, sie wollen möglichst früh in Wiesbaden ankommen, um zu dort mit Berufskollegen aus ganz Hessen gegen die geplanten Maßnahmen der Ampel-Regierung zu demonstrieren.

Los geht es mit der Blockade

Um halb 5 setzen sie sich in Bewegung, biegen fünf Minuten später auf die B 460 in Richtung Heppenheim ab. Knapp zehn Traktoren sind es. Zügig geht es voran, alle fahren diszipliniert äußerst rechts. Sie haben von vornherein klar gemacht, dass sie niemandem schaden und auch nichts blockieren wollen.

Ein kurzer Abstecher auf die Juhöhe zeigt: Dort ist noch alles ruhig, ein einzelner Bulldog fährt kurz vor fünf Uhr ins Tal. Für Furore sorgt hier erst einmal nur eine Rotte Wildschweine, die von links nach rechts über die Straße prescht und dann auf dem Absatz wieder kehrtmacht.

Sechs Minuten später in Heppenheim: Aus Richtung Hüttenfeld kommt eine lange Schlange Traktoren, Ziel ist die B 460 in der Höhe des Rhenania-Hofes. Dort, kurz hinter der Brücke über die A5, sammeln sich die Landwirte der Region auf einem Feldweg.

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Um 5.06 Uhr setzt sich die lange Kolonne in Bewegung. Überholen ist jederzeit möglich, alle fahren äußerst rechts. Es sind Dutzende Traktoren, die sich auf den Weg Richtung Groß-Rohrheim machen. Polizei ist keine zu sehen. Langsam nimmt der Berufsverkehr zu. An der Ampel beim Abzweig nach Lorsch geht es wieder zurück Richtung Kreisstadt, dann weiter nach Fürth. Derweil kommt die Nachricht, dass sich unweit des Saukopftunnels auf Mörlenbacher Seite die ersten Traktoren zur Blockade bereit machen.

Ziel ist der Verkehrsknotenpunkt Saukopftunnel /Birkenauer Tal

Auf der Guldenklinger Höhe ist derweil nichts von Traktoren zu sehen, hier herrscht Berufsverkehr wie sonst auch. 5.40 Uhr: In der Ortsdurchfahrt Fürth ist es ruhig. Keine Demonstranten zu sehen. Hinten am Kreisel Richtung Krumbach stehen zwei Traktoren am Straßenrand. Ein paar Meter weiter noch ein paar.

Hier scheint sich etwas zusammenzubrauen. Und wirklich: An der Ortseinfahrt von Krumbach, wo die B 460 weiter Richtung Erbach führt und die B 38 links ins Lautertal, sind jede Menge Landwirte mit ihren Bulldogs versammelt, auch Lkw sind dabei. Gelegenheit für ein paar Fragen.

Es ist 5.44 Uhr. Wirklich gesprächsbereit sind die Menschen nicht. Auf die Frage, ob sie nach Wiesbaden fahren oder irgendwo im Kreis den Verkehr blockieren wollen, gibt es nur die flapsige Antwort: „Das überlegen wir uns noch“, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ob es nicht ihr Anliegen ist, von der Öffentlichkeit gehört zu werden?

„Wenn wir hier jetzt unseren Kaffee ausgetrunken haben, kriegen wir die“, lacht einer. Wenige Augenblicke später setzt sich der Konvoi in Bewegung. Es dürften rund 40 Fahrzeuge sein. An der Kreuzung nach Fürth, an der es rechts nach Heppenheim geht, fährt die Kolonne geradeaus weiter in Richtung Rimbach, die B 38 entlang.

Hiermit ist klar, Ziel ist der Verkehrsknotenpunkt Saukopftunnel /Birkenauer Tal. Längst ist hier der Verkehr zum Erliegen gekommen. Langsam geht es voran. Schon von Weitem sieht man, dass am Zubringer zum Tunnel Chaos herrscht. Hier blinkt es überall, auch Polizei ist vor Ort.

War die Nachricht von der Blockade nur eine Ente?

Für die Berichterstatterin geht es zurück zu den anderen neuralgischen Punkten, die den Odenwald mit der Bergstraße verbinden – was ist Sache auf der Guldenklinger Höhe, was auf der Juhöhe? Denn irgendjemand schreibt gerade in den sozialen Medien: „Die Juhöhe ist zu.“

6.38 Uhr: Immer noch freie Fahrt auf der Guldenklinger Höhe. Es folgt ein kurzer Abstecher auf die Autobahnbrücke auf der Straße von Heppenheim nach Hüttenfeld: Der Verkehr rollt auf der A5.

Es ist mittlerweile 7.05 Uhr. Die Landwirte, die morgens um halb fünf in Mittershausen losgefahren sind, sind mittlerweile bei Trebur. In einem Telefonat äußert sich einer der Wiesbaden-Fahrer dahingehend, dass er Blockaden nicht gutheißt.

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Ein Schwenk über die Kreisverbindungsstraße Richtung Weinheim zeigt, auch hier kann man fahren. Es geht zurück. Von Heppenheim kommt man kurz nach acht Uhr auch ohne Probleme auf die Juhöhe. War die Nachricht von der Blockade nur eine Ente?

Auch in Bonsweiher ist zunächst nichts von einer Sperre zu sehen. Doch dann sieht man es schon von Weitem blinken: Kurz nach Bonsweiher, dort wo es rechts nach Nieder-Liebersbach geht – geht nichts mehr. Vier Polizeiautos fahren an der Kolonne der Wartenden vorbei. Ein paar Hundert Meter weiter steigen die Beamten aus, reden mit den Blockierern und werden nach rund zehn Minuten durchgelassen Richtung Nieder-Liebersbach.

Die von allen Seiten im Stau Stehenden schauen weiter in die Röhre, auch Busse sind darunter. Manche der Wartenden sind richtig sauer, andere äußern Verständnis. Es beginnt leicht zu schneien. Zu Fuß geht es am Stau vorbei zu den Traktoren, die ein Vorankommen unmöglich machen. Es sind acht blitzeblank geputzte Schlepper, die hier stehen sowie zwei weitere Fahrzeuge.

Die Landwirte hatten bei ihrer Protest-Aktion auch Vorräte und Toilette dabei

Die Fahrer und Begleitpersonen stehen in Gruppen zusammen, die Motoren der Fahrzeuge laufen trotzdem. „Wir haben eben eine Spontandemo angemeldet, die länger dauern kann“, sagt einer der Teilnehmer. Wie lange? „Bis die in Berlin sich anders entscheiden haben.“

Sie hätten eine Toilette mit, einen Grill, Konserven und Wasser, bemerkt einer. Hier geht also vorerst nichts mehr. Er kündigt 300 Traktoren an, die später noch Richtung Heppenheim fahren sollen.

9.08 Uhr: Die Guldenklinger Höhe ist immer noch frei. Um 9.30 Uhr sind die Bergsträßer Landwirte vor den Toren Wiesbadens angekommen. Noch wissen sie nicht, dass sie überhaupt nicht zum Veranstaltungsort vordringen werden.

In der Zwischenzeit haben sich Demonstranten auf der Kreidacher Höhe versammelt und bewegen sich Richtung Heppenheim. In Rimbach, Zotzenbach und Lörzenbach warten zahlreiche Fahrzeuge, sich anzuschließen.

Von den eigentlichen Themen des Bauernprotestes liest man kaum etwas

Ziel solle eigentlich Wiesbaden sein, erklärt eine Frau in Rimbach, weiß aber, dass dort Chaos herrscht. Es ist kurz nach 11 Uhr, als dieser Konvoi über die Guldenklinger Höhe fährt. Es sind über 300 Fahrzeuge, die wenigsten sind Traktoren, die meisten Autos, auch Laster sind mit von der Partie. Man sieht Deutschlandfähnchen und bei den meisten auch noch kleine Plakate. „Die Ampel muss weg“ steht darauf.

Von den eigentlichen Themen des Bauernprotestes liest man hier kaum etwas. Die Landwirte, die am frühen Morgen gestartet sind, wurden mittlerweile auf die Autobahn geleitet und stehen auf Höhe von Wiesbaden-Biebrich. Es geht nichts mehr.

Um 14.30 Uhr geht es wieder zurück, nachdem die Traktoren vier Spuren Autobahn gefüllt haben – sogar die Gegenfahrbahn wurde dafür für die Polizei gesperrt. Im Kreis wird es ein bisschen ruhiger, aber immer wieder werden Nachrichten laut von Stau und Blockaden, zuletzt beispielsweise in Lörzenbach gegen 14 Uhr.

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