Kolmbach. Eingebettet in die reizvolle Mittelgebirgslandschaft des vorderen Odenwalds, ist Kolmbach ein wunderbarer Ort für ausgedehnte Spaziergänge und Wanderungen. Doch anstatt den Blick in die Natur zu richten und sich an der herrlichen Aussicht in Richtung der grün bewaldeten Hügel zu erfreuen, ist es in einigen Ecken des Lindenfelser Stadtteils eher ratsam, auf den Boden zu gucken und sich darauf zu konzentrieren, wo man seine Schritte hinsetzt. Denn die Schäden an den Gehwegen und Straßen sind zum Teil immens.
Besonders betroffen sind die Ludwig-Schüßler-Straße und der Gehweg entlang der Bundesstraße 47 von Lautertal kommend in Richtung Lindenfels (auf Höhe des unbebauten Grundstücks bei der Hausnummer 10 in der Bensheimer Straße). Dort haben sich an manchen Stellen bereits sogar ganze Asphaltbrocken vom Boden gelöst.
Förderung kam nicht zustande
Doch das Thema ist keineswegs neu. Bereits im Jahr 2016 beschäftigte sich der Kolmbacher Ortsbeirat mit dem maroden Bürgersteig entlang der B47 zwischen dem Winterkastener Weg und dem Anwesen Groer. Da dieser Weg auch von Menschen mit Behinderung benutzt wird, die in der Wohnstätte Buchenhof am Winterkastener Weg leben, forderte der Ortsbeirat schon vor sieben Jahren, die Schäden baldmöglichst zu beheben. Erste Risse und kleine Schäden wies damals auch die Straße „Am Kolmbach“ auf.
Ortsvorsteher Kurt Dersch informierte im September 2019 über die geplante Sanierung der Gehwege an der B 47 zwischen dem Winterkastener Weg und dem Ortsausgang Richtung Lindenfels. Sieben Häuser seien betroffen, die Anlieger müssten die Hälfte der Kosten übernehmen. „Das ist undenkbar für die betroffenen Bürger“, erklärte Dersch damals. Bei einer Besichtigung der Wege mit der Straßenverkehrsbehörde Hessen Mobil sei deutlich geworden, dass die Gehwege saniert werden müssten. Eine finanzielle Unterstützung der Anlieger sei abgelehnt worden, so Dersch.
Dringend sanierungsbedürftig ist jetzt der Gehweg an der B 47 zwischen Schulstraße und L 3099. Zuständig für die Sanierung ist die Stadt Lindenfels. Dass die Problematik seit Jahren bekannt ist, aber die maroden Stellen seitdem nicht weniger geworden sind, sorgt auch beim Ortsvorsteher für gewissen Unmut: „Wir waren schon vor Jahren mit Hessen Mobil in Kontakt wegen einer Förderung. Die Unterlagen für die Förderung waren komplett. Wir haben sie dem Bauamt übergeben. Die Stadt hätte nur noch einige Daten ausfüllen müssen, aber es ist nichts passiert“, schildert Kurt Dersch im BA-Gespräch.
„Wann genau die Maßnahme dann umgesetzt worden wäre, stand in den Sternen, aber mit der Förderung hätten wir zumindest schon mal einen Fuß in die Tür bekommen. Wir haben darauf hingewiesen, dass die Schäden nicht ungefährlich sind, vor allem für Menschen mit Behinderung, die nicht immer gut zu Fuß sind. Aber die Stadt Lindenfels hat im Moment andere Prioritäten und nimmt das Geld lieber für andere Dinge“, kritisiert er.
Bringt Neubaugebiet die Wende?
Besser stehen seiner Meinung nach hingegen die Chancen, dass sich immerhin die Situation in der Ludwig-Schüßler-Straße bald verbessert: „Im Zuge des Neubaugebiets im westlichen Teil der Ludwig-Schüßler-Straße, für das gerade schon ein Bauleitplanverfahren im Gange ist, wird eine Anbindung an die B 47 hergestellt. Ich bin guter Hoffnung, dass dann auch die Straße gemacht wird.“
Bislang habe der Ortsbeirat die Gehsteig- und Straßensanierung in Kolmbach jedoch aus einem ganz bestimmten Grund nicht weiter forciert: „Die Anwohner müssten dafür blechen. Aber wenn die Straßenbeiträge ab 2025 abgeschafft werden, dann werden wir mehr Druck machen“, kündigt Dersch an. Voraussichtlich in diesem Herbst sollen zumindest schon einmal die neu entstandenen Oberflächenschäden im Asphalt in der Straße „Am Kolmbach“ ausgebessert werden.
Enttäuscht darüber, dass in Bezug auf die Sanierung – vor allem beim Gehweg entlang der B 47 – bisher wenig passiert ist, zeigt sich auch Anwohner Gregor Berg: „Bereits am 15. September 2021 habe ich via Facebook auf die Zustände aufmerksam gemacht. Und auch zuvor hatte ich die Stadt via Mail, Facebook und in Unterhaltungen mit dem damaligen Ordnungspolizisten Michael Gleich darüber informiert. Seit einiger Zeit verfügt die Stadt Lindenfels über ein Online-Beschwerdeformular. Auch über dieses wurden bereits mehrfach Mitteilungen gemacht“, schildert er.
Doch bis auf eine formlose Eingangsbestätigung habe er bislang keine weitere Reaktion von der Stadt erhalten. Ihm gehe es nur zweitrangig um die Schadenregulierung. „Viel wichtiger wäre mir eine halbwegs informative Kommunikation seitens der Verantwortlichen“, betont er.
Gegenüber dem BA erklärt nun der Lindenfelser Bauamtsleiter, weshalb die Sanierung bislang hinten angestellt wurde: „Wir wollen nachhaltig sanieren“, sagt Andreas Keil. „Wir haben 60 Kilometer Gemeindestraßen. Deshalb schauen wir immer, wo es Sinn macht, zu investieren. Die Krux ist: Unter der Straße liegen Versorgungsleitungen, unter anderem für Wasser und die Straßenbeleuchtung. Die Wasserleitungen sind nicht die besten. Wenn wir die Straßendecke erneuern und in zwei Jahren die Wasserleitungen gemacht werden müssen, muss die Straße wieder aufgerissen werden.“
Sanierung nach Prioritätenliste
Den Handlungsbedarf sieht aber auch er: „Wir verschließen nicht die Augen. Wir sind immer versucht, der Verkehrssicherungspflicht nachzukommen. Dieses Jahr stehen in Kolmbach Tiefbaumaßnahmen an. Wir werden schauen, dass wir uns dann auch mit den Gehwegen dranhängen und so zumindest ein Teilstück sanieren“, verspricht er.
In der Ludwig-Schüßler-Straße habe man zwar Schlaglöcher repariert, aber es habe keine Komplettsanierung gegeben – vor allem, weil die Erschließung des Neubaugebiets ansteht und hierfür auch neue Versorgungsleitungen nötig sind. „Jetzt eine neue Straßendecke einzubauen, macht keinen Sinn. Die müssten wir für die Erschließung ja wieder aufreißen.“
Die Sanierung werde man anhand einer Prioritätenliste abarbeiten müssen. „Wir werden nicht alles machen können. Die B 47 wird aber sicherlich Vorrang haben vor zum Beispiel einer Sackgasse“, erklärt Keil und wendet sich noch mit einer Bitte an die Bürger: „Wir sind immer froh und dankbar für Hinweise, wenn der Bevölkerung etwas auffällt. Aber Facebook ist da ein schlechtes Medium. Lieber nutzt man den Mängelmelder, schreibt uns eine E-Mail oder ruft uns an.“
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