Seidenbuch. Mit der Geschichte des Männergesangvereins Liederkranz und der Geschichte des Gesangs im Allgemeinen hatte sich zum Jubiläum des Seidenbucher Vereins Matthias Roth (BILD: gg) beschäftigt. Er stellte fest, dass eigentlich schon viel länger gesungen wird als 125 Jahre, auch in Seidenbuch. Und nicht nur in Seidenbuch, sondern in allen Kulturen. Davon zeugten Knochen, aus denen Musikinstrumente hergestellt worden waren.
„Singen verschafft ein starkes Wir-Gefühl“, so Roth, der selbst im Seidenbucher Chor mitsingt. „Wir nehmen uns gegenseitig wahr und helfen uns.“
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Der Männergesang in Seidenbuch geht auf die Entstehung des Ortes 1782 zurück, als die Glasbläser kamen und ihrem Tagwerk nachgingen. In einer kleinen katholischen Kirche wurden auch Lieder gesungen. 1860 wurde dann ein erster Gesangverein gegründet, der auch eine Fahne besaß. Doch der Deutsch-französische Krieg gut zehn Jahre später bereitete ihm ein Ende.
Ein zweiter Verein wurde 1894 gemeinsam mit Sängern aus Schannenbach und Knoden gegründet. Die „Harmonie“ hielt sich aber nur drei Jahre, weil das Zusammenkommen, das bei Wind und Wetter zu Fuß bewältigt werden musste, nicht so einfach war. Vor 125 Jahren gründete sich dann aus einer Kegelgemeinschaft heraus im Gasthaus Fleischmann mit gleich 20 aktiven Sängern der Liederkranz Seidenbuch.
Beliebter Schubert
1902 schaffte sich der Verein eine Fahne an. Dank der Dirigenten übten die Sänger häufig Stücke von Franz Schubert ein und schufen sich ein Profil, das bis heute Bestand hat. „Singen ist für uns eine Herzensangelegenheit“, sagte Matthias Roth, der neue Interessenten zur Singstunde jeweils dienstags ab 19.30 Uhr im Schulhaus einlud.
Liederkranz-Vorsitzender Günther Rettig dankte Matthias Roth für seine Ausarbeitungen, die in einer ansprechenden Broschüre dargestellt werden. Jeder Gast beim Festabend bekam eine.
Was Chorgesang ist, das konnte man im weiteren Verlauf des Abends erleben. Die befreundeten Chöre hatten viel Liedgut mitgebracht. Die Seidenbucher Sänger standen mit Chorstücken von Franz Schubert auf der Bühne. Dazu gehörte der „Abendfrieden“. Zum Abschluss sangen sie das lustige Stück von „Hase und Igel“. In der zweiten Runde standen auf der Bühne bei den Seidenbucher Sängern auch Adolf Gemmer und Willi Gugenberger. Sie singen seit 70 Jahren im Chor mit.
Der Männergesangverein Sängerbund Kolmbach trat mit dem Männergesangverein Seeheim unter Dirigent Johann Leber auf. Sie hatten „Rose-Marie“, „Die Gitarre und das Meer“, „Dona Maria“ und „Der Hammerschmied“ mitgebracht. Der Männergesangverein Sängerquartett Mittershausen unter der Leitung von Sebastian Steinmetz brachte „Frisch gesungen“, „Entschuldigt“, das Bierlied und das Hessenlied. Zum Schluss sangen alle Chöre gemeinsam „Im Weinparadies“ und die „Bergheimat“. jhs
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