Jubiläum

Der Weg von Seidenbuch nach Schannenbach war zu beschwerlich

Von 
Jutta Haas
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Günther Rettig (rechts) und Ulrich Domes mit einem Bild aus dem Gründungsjahr des Männergesangvereins Liederkranz Seidenbuch. © jhs

Seidenbuch. Seit 125 Jahren wird in Seidenbuch der Gesang im Verein gepflegt – und das ist ein Grund zum Feiern. Der Name des Vereins – Liederkranz – entstand wohl aus der Anordnung der Sänger bei den Singstunden und Auftritten. „Man saß im Kranz zusammen und sang Lieder – und das auf hohem Niveau“, ist in einer Broschüre zum Jubiläum zu lesen. Das Niveau der Sänger ist auch dank ihrer Dirigenten als hoch zu bewerten und dafür ist der Männergesangverein Liederkranz Seidenbuch weithin bekannt. Unter anderem anspruchsvolle Chorliteratur von Franz Schubert ist im Repertoire zu finden.

Seinen Ursprung hat der im März 1898 gegründete Männergesangverein schon 40 Jahre zuvor. Von 1860 bis 1871 ist ein Gesangverein bekannt, von dem auch noch eine Vereinsfahne in den hessischen Farben rot-weiß existiert. Allerdings sorgte der Deutsch-französische Krieg dafür, dass die Vereinsaktivitäten einschliefen.

Singfreudig wie die Menschen in dieser abgelegenen Gegend waren, kam bei Männern aus Seidenbuch, Schannenbach und Knoden bald nach dem Krieg wieder der Gedanke auf, einen Gesangverein zu gründen. Das war 1894, doch hatte nur drei Jahre Bestand. Schnell merkten die Sänger, dass die Wege zu den Treffen in Schannenbach beschwerlich waren. Die Seidenbucher Sänger entschieden sich daher dazu, einen eigenen Gesangverein zu gründen. Im März 1898 schlug die Geburtsstunde des Männergesangvereins Liederkranz Seidenbuch. Der neue Verein zählte schon zu Beginn 20 Sänger und 17 weitere Mitglieder.

Vater und Sohn am Dirigentenpult

Erster Dirigent war Lehrer Wilhelm. Er sollte unter den Chorleitern nicht der letzte Lehrer sein. Es waren in aller Regel die Dorfschullehrer, die schon in der Schule Wert auf Musik legten und auch abends den Taktstock schwangen. Ihre Ära endete mit Lehrer Maier im Jahr 1959. Dann übernahm Wilhelm Müller. Er übergab nach 25 Jahren den Taktstock 1984 an seinen Sohn Alfred Müller der wie sein Vater 25 Jahre lang – bis 2019 – für die Sänger in Seidenbuch zuständig war.

Vater und Sohn Müller hielten das von ihren Vorgängern eingeübte hohe Niveau in der Chorliteratur. Die Auftritte des Chores waren immer etwas Besonderes. Inzwischen ist Sebastian Steinmetz der Dirigent des zwölf Sänger zählenden Chores.

Heute wie früher ist die Gemeinschaft ein prägendes Element der Vereinsarbeit. Herkunft, Religion und politische Einstellung spielen keine Rolle. Sänger aus Nachbarorten waren und sind immer willkommen.

Seidenbuch gehört mit seinen rund 200 Einwohnern zu den kleineren Stadtteilen von Lindenfels. Die Vereine sorgen für Zusammenhalt im Dorf. Gemeinsam richten sie Feiern aus, zu denen Chorgesang immer dazu gehörte. Bei Jubiläen lud der Liederkranz befreundeten Chöre zu Liederabenden ein.

Ein großes Sängerfest gab es bereits 1902 anlässlich der Fahnenweihe auf der heutigen Kapellenwiese in der Schwannstraße. Bis 1962 wurden die runden Jahrestage der Fahnenweihe ebenfalls immer groß gefeiert. Inzwischen zählt aber das Gründungsjahr des Vereins im Jahr 1898, vor 125 Jahren.

Im laufenden Festjahr haben sich die Sänger einiges vorgenommen. Am Samstag, 3. Juni, wird es einen Festabend mit viel Gesang und Unterhaltung geben. Große Reden sind nicht vorgesehen. Beginn im Sporthaus ist um 19 Uhr.

Das Grillfest am Sonntag, 2. Jul, steht ebenfalls im Zeichen des Jubiläums, und auch eine Weinprobe, am 16. September. Mehrmals im Laufe des Jahres wollen die Sänger an Plätzen im Ort ein Ständchen singen. Die Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben. Auch ein Ausflug in das benachbarten Schannenbach ist vorgesehen.

Wer sich dem Chor anschließen möchte, ist willkommen, betont der Vereinsvorsitzende Günther Rettig. Die Singstunden sind dienstags ab 19.30 Uhr im Schulhaus.

Freie Autorin

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