Lindenfels. Das schlechte Abschneiden der hessischen Landtagswahl steckt auch den Lindenfelser Genossen noch in den Knochen. Dies wurde bei der Mitgliederversammlung des Ortsvereins deutlich, zu der die SPD Lindenfels im Anschluss auch die Bürger zum Mitdiskutieren bei Äppelwoi und Laugengebäck eingeladen hatte. Einige Bürger nutzten die Gelegenheit. Letztlich entwickelte sich bei der Wahlanalyse eine lebendige Aussprache, insbesondere zum Abschneiden der AfD in Lindenfels.
Auch wenn man es aufgrund des Ansehens der Bundespolitik schon habe ahnen können und bei der Wahl die Landespolitik kaum eine Rolle gespielt habe, stimmte das starke Abschneiden einer eindeutig rechtsextremen Partei doch sehr traurig.
Gerade in der Wählergruppe „junge Männer, Land, evangelisch“ sei es zu einem Tabu-Bruch gekommen, „ähnlich wie bei der Reichstagswahl im Jahr 1930“, war eine Einschätzung. Es fehle der Quasi-Automatismus früherer Jahre, als insbesondere Arbeiter der SPD ihre Stimme gegeben hätten. Vielmehr käme es heute auf die „persönliche Komponente“ der Kandidaten an, wie das vergleichsweise zu ihrer Partei bessere Wahlergebnis von Josefine Koebe zeige, das letztlich auch für ihren Einzug in den Landtag ausreichend war.
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Josefine Koebe, die nach „turbulenten Wochen“ in Lindenfels zu Gast war und auch einen kurzen Einblick von ihrer ersten Fraktionssitzung in Wiesbaden gab, bestätigte diese Annahme. „Es kommt ganz besonders auf das Vertrauen in den Kandidaten an. Und das braucht Zeit“, führte sie als Beispiel ihr bestes Wahlergebnis in Gronau an, wo die Menschen sie am besten kennten. „Leider besteht bei vielen Menschen ein Dienstleistungsanspruch.“ Hinterfrage man, wo und wie sich der Gesprächspartner einmische und einbringe, sei oft nichts festzustellen, bedauerte Koebe. „Es lohnt sich in aber jedem Fall, sich einzubringen. Jeder nach seinen Möglichkeiten. Es ist daher wichtig, dass die SPD weiter präsent ist. Ich lade Euch ein, diesen Weg gemeinsam weiter zu gehen“, so die neue Landtagsabgeordnete abschließend.
Bei der gut besuchten Versammlung, zu der unter anderem Stadtverordnetenvorsteher Stefan Ringer, Bürgermeister Michael Helbig und Erster Stadtrat Maximilian Klöss gekommen waren, begrüßte der SPD-Vorsitzende Ingo Thaidigsmann Kristina Höly als neues Mitglied. Thaidigsmann händigte ihr das rote Parteibuch aus.
Kristina Höly, Soziologin am Max Weber-Institut der Universität Heidelberg und zweifache Mutter, nutzte die Gelegenheit, sich vorzustellen und ihre Motive für den Eintritt in die SPD darzulegen. Höly, die sich unter anderem beruflich mit der Wirkung von Gesetzen auseinandersetzt, ist in Lindenfels aufgewachsen und hier und in Bensheim zur Schule gegangen. Leidenschaft, Verantwortungsgefühl und Augenmaß sieht sie als wesentliche Punkte für gute Kommunalpolitik.
Schwerpunkt Energieversorgung
„Ich möchte gemeinsam mit Euch gute Ideen entwickeln, um die Herausforderungen vor Ort zu organisieren. Dabei möchte ich lernen, ein persönliches Augenmaß für Lindenfels und seine Bürger zu entwickeln.“
Dies sei ganz im Sinn der SPD Lindenfels, die bei der Kommunalwahl vor zweieinhalb Jahren besonders für „Vernunft, Zukunft und Verantwortung“ geworben habe, bekräftigte Ingo Thaidigsmann. Allerdings sei es oft nicht einfach, das Wünschenswerte mit dem Machbaren übereinzubringen.
Bevor Thaidigsmann einen Überblick über vergangene und zukünftige Aktivitäten gab, dankte er seinem Vorgänger Joachim Terporten für dessen langjähriges Engagement. Der Parteivorstand hat sich regelmäßig etwa alle sechs Wochen getroffen. Bei einer Winterwanderung wurden mehrere treue Mitglieder geehrt. Die SPD organisierte eine Schwimmbadaktion und einen Wahlkampfstand mit Josefine Koebe.
Auf Anregung von Uschi Arnold soll die Energieversorgung auf dem Land in den Vordergrund der Arbeit rücken. Die Energieversorgung sei eines der „Angstthemen“ in der Bevölkerung. Die SPD will sich in Rai-Breitenbach informieren. Der zur Gemeinde Breuberg gehörende Ort will das erste Bioenergiedorf im Odenwaldkreis werden.
Auch eine Winterwanderung ist wieder geplant. Die nächste Hauptversammlung soll im Mai sein. Dann müssen Delegierte für die Wahlkreiskonferenz des SPD-Unterbezirks Bergstraße zur Bundestagswahl gewählt werden.
Auch diesmal galt es drei Delegierte zu wählen – für die Wahlkreiskonferenz zur Europawahl im kommenden Jahr am kommenden Samstag. Petra Thaidigsmann, Stefan Ringer und Ulla Raebiger wurden gewählt. Bürgermeister Michael Helbig wurde als Beisitzer für den Unterbezirksvorstand nominiert.
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