Ortsbeirat Kolmbach

Das Regierungspräsidium bestreitet Motorradlärm in Kolmbach

Auch Autofahrer rasen mittlerweile durch den Ort. Die Polizei kontrolliert nun öfter.

Von 
Jutta Haas
Lesedauer: 
Obwohl seit Längerem ein Lärmpegelmessgerät am Ortseingang von Kolmbach installiert ist, helfen diese Zahlen nicht weiter. Denn in den Lärmaktionsplan des Regierungspräsidiums fließen Zahlen aus dem Jahr 2015 ein. © Nora Strupp

Kolmbach. Die Kolmbacher Bürger sind mehr als genervt. „28-mal habe ich an einem Tag ein und denselben Motorradfahrer beim Hereinrasen in den Ort, ihn wenden und wieder in Richtung ,Schöne Aussicht’ hinausrasen zählen können“, berichtete eine Bürgerin in der gut besuchten Ortsbeiratssitzung. Ortsvorsteher Kurt Dersch zeigte auch Bilder von der Belästigung des Ortes durch rücksichtslose Motorradfahrer, einige mit Titanplatten am Schienbein und viele mit einer Helmkamera. Der Eindruck, dass hier die Bundesstraße mit dem Hockenheim-Ring verwechselt wird, stellt sich ein.

Immer wieder geschehen auch Unfälle – teils so schwer, dass der Rettungsschubschrauber angefordert wird. In einem Bild war ein völlig demoliertes Motorrad zu sehen. Der Fahrer sah wahrscheinlich auch nicht besser aus, denn er schrie im Rettungswagen vor Schmerzen. Dieses berichtete Bürgermeister Micheal Helbig, der sich an diesem Tag selbst ein Bild auf dem Parkplatz ,Schöne Aussicht’ gemacht und zufällig den Unfall miterlebt hatte.

Beschädigungsbereich wurde 162-mal überschritten

„Ich kann nicht verstehen, warum die Motorradfahrer diese Risiken eingehen“, so Ortsvorsteher Kurt Dersch. Er hatte den Punkt „Lärmbelästigung durch Motorradfahrer“ auf die Tagesordnung der Ortsbeiratssitzung genommen und dies zum wiederholten Mal. Schon in der Oktober-Sitzung im vergangenen Jahr wurde berichtet, dass die Ergebnisse der durchgeführten Lärmmessung katastrophal waren.

„Der Beschädigungsbereich wurde innerhalb eines Jahres 162-mal überschritten“, berichtete in der Sitzung damals Ortsbeiratsmitglied Hartmut Haas, der die Messungen aus dem Jahr 2022 ausgewertet hatte. Das Lärm-Messgerät hatte die Frequenzen, die von zweirädrigen Fahrzeugen ausgehen, eingespielt und so konnte deren Lautstärke gezielt gemessen werden.

„Es gab im Jahr 2022 insgesamt 124 Tage, an denen mehr als 100 Motorräder in den Ort gefahren sind, an einigen Tagen wurden bis zu 400 Motorräder gezählt. Dabei waren Fahrzeuge, deren Lärm im Arbeitsschutz einen Gehörschutz vorschreiben würden. Von diesen 162 Fahrzeugen wurden mehr als 85 Dezibel (Schallintensität), bei 32 Motorräder sogar über 89 Dezibel gemessen“, wurde vor einem Jahr in der Ortsbeiratssitzung informiert. „Ein Hörschaden kann ab 60 Dezibel entstehen“, informierte Hartwig Haas in der Sitzung. An der Situation hat sich weder 2023 noch in diesem Jahr etwas geändert, gefühlt ist die Belastung sogar noch höher geworden.

Die Ergebnisse von damals und etliche weitere Eingaben hat die Stadt Lindenfels bei den zuständigen Behörden gemacht, berichtet Bürgermeister Helbig. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Beim Regierungspräsidium Darmstadt, wo derzeit ein Lärmaktionsplan erstellt wird, war die Stadt Lindenfels auch schon vorstellig. Dieser Lärmaktionsplan soll den Straßenlärm außerhalb der Ballungsräume erfassen. Daraus sollen dann Maßnahmen entwickelt werden.

Man versucht, eine Einzelfallprüfung zu erreichen

Obwohl seit Längerem ein Lärmpegelmessgerät am Ortseingang von Kolmbach von Bensheim kommend installiert ist, helfen diese Zahlen nicht weiter. Im Lärmaktionsplan werden Zahlen zugrundegelegt, die aus dem Jahr 2015 stammen. „Da fließt keine Ist-Fassung ein“, so Michael Helbig. Demnach gibt es laut Regierungspräsidium im Kolmbach keine Lärmbelästigung. Im Moment wird versucht, eine Einzelfallprüfung zu erreichen. „Es ist zum Verzweifeln“, so der Bürgermeister.

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Allerdings konnte erreicht werden, dass die Ortspolizei und die Polizei im Rahmen ihrer Möglichkeiten nun öfter kontrollieren. Dieses ist umso wichtiger, da es inzwischen auch Autofahrer gibt, die sich diesem besonderen Sport anschließen. Somit erhöht sich die Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer zwischen Kolmbach und der „Schönen Aussicht“, einer Straße mit einer ausgeprägten Kurve.

Helbig will Parkplatz „Schöne Aussicht“ schließen lassen

Am liebsten würde Bürgermeister Michael Helbig den Parkplatz „Schöne Aussicht“ schließen lassen und dieses hat er auch schon versucht. Er ist der Treffpunkt der Biker. Gegen diesen Antrag hat sich Hessen Mobil ausgesprochen. „Ich werde weiter am Ball bleiben“, versprach Helbig. „Hier handelt es sich um ein Verkehrsproblem und um ein gesellschaftliches Problem, das für die Bevölkerung von Kolmbach nicht hinnehmbar ist.“ Stadtverordnetenvorsteher Stefan Ringer schlug vor, zu überlegen, den Parkplatz „Schöne Aussicht“ zu erwerben. Er ist im Eigentum des Bundes.

„Lasst uns mal querdenken“, schlug Stefan Ringer zudem vor. Die Idee wäre, einen Fuß- und Radweg von Kolmbach nach Winterkasten zu beantragen. Das braucht zwar auch seine Zeit, aber am Ende – wenn dies gelingen könnte – wäre die Bundesstraße um einiges schmaler.

Eine andere Idee vonseiten der Bürger in der Sitzung war, an den besonders schönen Tagen, die zum Rennen einladen, an den Drehpunkten der Biker ein Bürgertreffen zu veranstalten. So könnten diese deutlich machen, dass ihnen dieses Verhalten im Straßenverkehr so gar nicht gefällt.

Freie Autorin

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