Lindenfels. Die Fraktionsvorsitzenden der Lindenfelser Stadtverordnetenversammlung, Thomas Bauer (SPD), Ulrich Rossmann (LWG), Peter Kurfürst (CDU), Jochen Ruoff (Grüne) und Inge Morckel (FDP), fordern die Sparkasse Starkenburg dazu auf, den Beschluss zur Schließung der Filiale Lindenfels zurückzunehmen. Das Geldinstitut hatte angekündigt, im Laufe dieses Jahres mehrere Filialen im Odenwald, darunter auch Lindenfels, in Selbstbedienungsfilialen (SB) ohne Personal umzuwandeln (wir berichteten).
Dagegen erheben nun die Fraktionsvorsitzenden massiven Einspruch: „Automatenfilialen sind für die meisten Menschen kein Ersatz für eine funktionierende Filiale“, betonen sie in einer Pressemitteilung.
Die faktische Aufgabe des Geschäftsfeldes in den ländlichen Gemeinden ist aus Sicht der Kommunalpolitiker „sowohl geschäftspolitisch als auch strukturpolitisch ein schwerer Fehler“, der mit einem „Imageschaden“ einherginge.
Gemeinsame Filialen als Lösung?
„Die für unsere Stadt typischen Pendlerinnen und Pendler an die Bergstraße, das Rhein-Main-Gebiet und das Rhein-Neckar-Gebiet werden sich, wenn keine Sparkasse vor Ort mehr vorhanden ist, entsprechende Institute an ihrem Arbeitsplatz suchen beziehungsweise ganz ins Internet abwandern. Gewerbetreibende und Vereine werden sich ebenfalls andere Institute suchen (müssen)“, so ihre Befürchtung.
Die immer stärker eingeschränkten Öffnungszeiten der Filialen und die Gebührenstruktur der Sparkasse hätte diese Entscheidung schon in der Vergangenheit deutlich befördert. „Für nicht mobile Menschen wie ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, Migrantinnen und Migranten, Menschen mit Handicap ist Ihr Rückzug aus der Fläche der faktische Ausschluss aus Bankgeschäften außer Geldabheben und das Girokonto über eine App zu verwalten, wenn sie dazu in der Lage sind. Dies führt die Gemeindewohlorientierung der Sparkasse ad absurdum“, kritisieren die Fraktionsvorsitzenden.
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Die Aufgabe des für Lindenfels wichtigen Standorts hätte große strukturpolitische Auswirkungen auf die Burgstadt. „Sie verstärken mit Ihrer Entscheidung das Gefühl der Menschen im ländlichen Raum, abgehängt zu werden“, betonen sie. Dabei gebe es ihrer Meinung nach durchaus eine Lösung, wie vor Ort noch Bankgeschäfte erledigt werden könnten. „So teilen sich im Taunus Sparkassen und der Geno-Bereich gemeinsam Filialen. Auch im angrenzenden Modautal (Brandau) gibt es gemeinsame Filialen“, schildern sie.
Sollte die Sparkasse bei ihrer Entscheidung bleiben, nur noch eine Selbstbedienungsfiliale in Lindenfels zu betreiben, ziehen die Kommunalpolitiker weitere Schritte in Betracht: „Unter diesen Umständen wird absehbar auf parlamentarischem Weg zu prüfen sein, ob die Stadt Lindenfels ihre Beteiligung an der Sparkasse Starkenburg weiterverfolgen soll“, heißt es in der Pressemitteilung. „Wir fordern Sie dringend auf, die Entscheidung der Aufgabe des Geschäftsfeldes im ländlichen Raum zu überdenken“, schreiben die Fraktionsvorsitzenden abschließend.
Die Pläne der Sparkasse Starkenburg sehen vor, dass neben der Filiale in Lindenfels auch jene in Abtsteinach, Gorxheimertal, Grasellenbach, Neckarsteinach und in der Nord-Weststadt in Viernheim in SB-Stellen umgewandelt werden. Die Heppenheimer Hauptstelle (Filiale „An der Sparkasse“) und die Filiale Kirschhausen werden mit der Filiale „Starkenburg“ (Fußgängerzone) zusammengelegt. Dabei wird der Standort Kirschhausen komplett, einschließlich der SB-Geräte, geschlossen.
Neben dem Kostenfaktor spiele auch der zunehmende Fachkräftemangel eine Rolle. stn/red
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