Kommunalpolitik

Der Bauausschuss hat in Heppenheim Projekte vorangebracht

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mbl/ü
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Discounter Lidl will in Heppenheim expandieren, der dafür entscheidende Vertragsabschluss mit der Stadt rückt näher. © Jährling

Heppenheim. Die Arbeit von Verwaltungen und Gremien ist oft mühsam. In der jüngsten Sitzung des Heppenheimer Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschusses konnten drei wichtige Schritte für drei ganz unterschiedliche Bauvorhaben mit je klarer Mehrheit formell vollzogen werden. So geht es im Norden, für das große Wohnprojekt an der Gunderslache, sowie im Zentrum voran: für einen rein sozialen Wohnungsbau an der Kalterer Straße und den Umbau der Filiale des Discounter-Riesen Lidl.

Bei einer auf die Achtziger zurückzuführenden Zeitspanne, die vor allem Be- und Umplanen des Wohnens in der Gunderslache kennt, stellte Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) einem Vortrag der Fachleute voran: „Es lag nicht an der Politik”, dass so lange keine Tatsachen geschaffen werden konnten. In vorherigen Eigentumsverhältnissen lag das Gelände brach. Das niederländische Bau-Unternehmen Ten Brinke bebaut es nun – künftig über die nun beschlossene fünfte Änderung des geltenden Bebauungsplans und faktisch auf der Basis des vom Karlsruher Architektenbüro GJL+ um Geschäftsführer Hans Jakel Entworfenen.

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In einer Zwischenbilanz zeigte Jakel dem Gremium auf, was bereits realisiert werden konnte und was noch ansteht. Westlich der Vala-Lamberger- und nördlich der Karl-Busch-Straße umfasst das Plangebiet gut zwei Hektar. Gut die Hälfte der Wohneinheiten ist im ersten von drei Blöcken schon errichtet, am Ende werden es mehr als 300 sein. Zum Zweiten kommen Reihen-, zum Dritten Punkthäuser hinzu. Das Parken ist geregelt und auch der vorbeirauschende (Bahn-)Verkehr durch Maßnahmen berücksichtigt, die auf einem Schallgutachten beruhen. Grün bis hin zu einem Wäldchen ist ein die neue Siedlung prägendes Element. Jakel hob den mit runden Stäben aus Rubinien-Holz gestalteten Spielplatz hervor. Gegenüber verbreiteten kalten metallischen Bestandteilen bedeuteten diese vielleicht ein Plus von „zwei, drei Promille der Gesamtbaukosten”, die sich lohnten.

Das Gremium war zu weiten Teilen überzeugt und stimmte mit Ausnahme der ablehnenden LiZ/Linke-Fraktionsvorsitzenden Ulrike Janßen zu. Sie stellte unter anderem eine angemessene verkehrliche Anbindung infrage, da die nur über das Gewerbegebiet führe. Auch Energie war natürlich Thema. Die Versorgung speist sich aus einem Pellets-Blockheizkraftwerk für die gesamte Wohnungsanlage, was mit dem früheren Start und der entsprechenden Planungsgrundlage zu tun hat. Die Reihenhäuser scheren mit Wärmepumpe und Photovoltaik auf dem Dach aus.

Umwidmung zum Urbanen Gebiet

Grüne-Fraktionsvorsitzender Franz Beiwinkel fragte nach Solarkraft, dem erklärten Verbot von Schottergärten (gegeben), der Reduktion von Zement und beantragte: „Wir hätten gern 20 Prozent Sozialwohnungen.” So einfach lässt sich jetzt aber nicht mehr alles Mögliche umkrempeln, die entsprechenden Grundlagen sind geschaffen. Ein reiner Sozialwohnungsbau steht indes an der Kalterer Straße (21 und 23) an. Das dortige Gewerbegebiet soll eine Umwidmung zum Urbanen Gebiet erfahren, was Gewerbe und Wohnen ermöglicht. Bei einer Enthaltung durch Stadtverordnete Janßen und neun Ja-Stimmen stieß auch dies auf Zustimmung.

Burelbach verwies zuvor darauf, dass schon Förderzusagen bestünden, es komme nun nur noch auf das politische Plazet an. „Arbeiten und Wohnen zusammenrücken”, überschrieb Erste Stadträtin Christine Bender (SPD) das dahinter stehende Ansinnen. In diesem Fall ermöglicht es der Eigentümer des Grundstücks, der gemäß Verwaltungsvorlage entsprechende Pläne verfolge, die sich mit denen der Stadt decken. Und er will die Mehrfamilienhäuser dann auch behalten.

Bender ergänzte über dieses kleinere, wegweisende Projekt hinaus, um voranzukommen: „Wir behalten das große Ziel im Blick, werden es aber en detail angehen”, also Schritt für Schritt. Dass der Fokus auf ein ganzes Großprojekt nicht schneller zum Ziel führe, bekräftigte Sonja Eck (SPD). „Gut, dass es in die Höhe geht”, begrüßte die parteilose stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Susanne Marx das Profil.

Nachdem voriges Jahr soweit zufriedenstellend geklärt werden konnte, dass Wohnraum mit der neuen, größeren Lidl-Filiale nicht vereinbar ist, erfuhr auch dieses Vorhaben Unterstützung.

Durch Zustimmung zur Beschlussfassung des Bebauungsplans und nach erfolgter förmlicher Öffentlichkeitsbeteiligung; je neun Ja und eine Enthaltung Janßens. Sie monierte unter anderem überzählige Stellplätze für Autos. Radfahrer müssten mit der hintersten Ecke vorliebnehmen, „unnötig und arrogant gegenüber Fußgängern” seien die noch mehr missachtet worden. Birgit Kohl (Grüne) wünschte auch sichere Abstellchancen für Räder beim Eingang. Burelbach verwies darauf, dass der Vertrag zwischen Stadt und Lidl ausschlaggebend sein werde, und dass die marode Situation der Straße bekannt sei, das Unternehmen nun aber erst mal bauen solle. mbl/ü

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