Mörlenbach. Die Sonne strömt durch die Fenster und Glastüren in das Klassenzimmer: Wände und Decken sind aus hellem Kiefernholz, auf dem Boden liegt geöltes Stäbchenparkett aus Eiche. 70 Quadratmeter hat der größte Raum, und in der Decke gibt es eine Öffnung für das Ofenrohr. „Wir heizen mit Holz, für die Grundwärme soll es aber auch Infrarot-Heizkörper geben“, erklärt Claudia Reim. Die Leiterin der Freien Schule Laubenhöhe gibt eine Führung durch den neuen Trakt. Es ist ein längliches Gebäude, oben auf dem Dach sieht man noch ein struppiges Bäumchen vom Richtfest im Mai.
Vor rund einem Jahr vernichtete ein Brand das gerade fertiggestellte Langhaus. Die Ursache ist bis heute ungeklärt, die Polizei schloss die Ermittlungsakte. Immerhin, die Versicherung stellte ein Budget von einer Million Euro für den Neubau zur Verfügung, und aktuell sieht es so aus, als ob die Schule damit auskommt. „In dem Betrag sind allerdings auch die Kosten für den Abriss drin“, gibt die Schulleiterin zu bedenken.
Architekt Thomas Klemt erklärt die Konstruktion des von Cathérine Molitor geplanten Gebäudes: „Die Wände bestehen aus 20 Zentimeter dickem, massivem Holz. Von außen sind Holzfaser-Leichtbauplatten montiert, die mit Lärchenbrettern verkleidet werden.“
„Aufgeben kommt nicht infrage“
Macht eine Wandstärke von 34 Zentimetern, Niedrigenergie-Standard. Solarpaneele hätten sich wegen der Ausrichtung des Bauwerks nicht rentiert, doch dank einer Dachneigung von 15 Grad ist hier eine Begrünung vorgesehen.
Bei einer Waldorfschule denkt man eigentlich an die für Rudolf Steiner typische Architektur, die jeden rechten Winkel vermeidet, doch Reich erklärt, dass das zu teuer geworden wäre. Stattdessen habe man auf Nachhaltigkeit gesetzt. Außerdem liegt dem Neubau noch eine andere Haltung zugrunde: „Aufgeben kommt für uns nicht infrage.“ Weshalb die Schulgemeinschaft ein hartes Jahr hinter sich habe, das aber letztlich dazu führte, dass man noch enger zusammengerückt sei.
Galt es doch, ein weiteres Projekt zu stemmen, das jetzt offiziell gemacht wird: Ab dem kommenden Schuljahr ist die Einrichtung nun Realschule. Dem ging ein langes Verfahren voran; das Schulamt prüfte Finanzen, Gehälter, ob Konzept und Lerninhalte denen von staatlichen Schulen gleichwertig und ob genügend Klassenräume vorhanden sind. Nach anderthalb Jahren kam die Bewilligung, und nun darf die Schule Unterricht bis Klasse 10 geben.
Das heißt, in drei Jahren steht für die jetzigen Sechstklässler die Mittlere Reife an; sie wird von Prüfern des Schulamts abgenommen, ebenso im Folgejahr, erklärt Reich: „Danach ist man eine anerkannte Realschule und darf selbst prüfen.“
Einen neuen Namen gibt es aber schon jetzt: Ab September heißt die Einrichtung „Waldorfschule Laubenhöhe, private Realschule und Grundschule mit Förderstufe“. Mit Letzterem ist die zweijährige Orientierungsphase nach der Vierten gemeint, in der die Kinder sich entscheiden, wie es weitergehen soll.
300 Quadratmeter im Neubau
Zurück zum neuen Schulhaus: Im großen Klassenzimmer soll später auch die Nachmittagsbetreuung stattfinden, außerdem ist eine Koch-Ecke vorgesehen. Im Flur ist viel Platz für Garderoben, außerdem gibt es in dem gut 300 Quadratmeter großen Haus Toiletten und noch zwei weitere Klassenräume zu je 50 Quadratmetern. Überall wird mit Holz geheizt, überall setzt man auf natürliche Materialien und bewegliches Mobiliar. Im September soll alles fertig sein, dann wird die Einweihung mit einem großen Fest gefeiert.
Die neuen Nutzer sind die Kinder der ersten bis dritten Klasse; die Älteren sind in Containern untergebracht, die seit Kurzem hinter der Turnhalle stehen. Die Turnhalle darf die Schule mitbenutzen, wie sie auch während der vergangenen Monate eine Unterkunft in der benachbarten Weschnitztalschule fand: „Drei Klassenzimmer für 60 Kinder, mietfrei. Wir mussten nur die Nebenkosten zahlen.“ Räume für die Schule gab es auch in Klein-Breitenbach, Unterstützung kam vom Kreis.
Und es soll weitergehen: Ab 2025 soll ein Gebäude für die künftige Oberstufe errichtet werden; Platz gibt es genug, die Schule verfügt über mehrere Hektar Land. Eine Weide gibt es da für die drei Pferde, die bald zu viert sind, wenn das Fohlen geboren wird. Außerdem werden Äcker bewirtschaftet, denn auch das gehört zu den Prinzipien, die Reich so erklärt: „Die Kinder sollen sich an einem sinnvoll tätigen Erwachsenen orientieren.“ Weshalb weniger auf Frontalunterricht gesetzt werde als vielmehr auf einen handlungspädagogischen Ansatz.
Die Balken sind noch da
Es wird Brot und Pizza im Lehmofen gebacken, Beete werden angelegt und Apfelsaft gekeltert. Vor dem neuen Schulhaus soll es eine große Regenwasser-Zisterne geben und außerdem einen Pausenbereich. Die Kinder haben Kräuter gepflanzt, außerdem entsteht hier eine Sitzecke. Als das alte Gebäude abbrannte, blieb ein Raum äußerlich unversehrt, war aber nicht mehr zu gebrauchen. Die Holzbalken wurden gerettet. Und zu Bänken umfunktioniert.
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