Bergstraße. In der dortigen Max-von-Gagern-Schule hatte die Lehrerin unterrichtet, bevor sie im Jahr 2017 an die Bibliser Grundschule wechselte.
Die Eltern von Erstklässlern der Max-von-Gagern-Schule hatten am 15. Mai 2017 ein Schreiben verfasst und an das für Kelkheim zuständige Schulamt in Rüsselsheim weitergeleitet. Es ging außerdem an das für Biblis zuständige Schulamt in Heppenheim. Die Eltern schilderten schriftlich die Erlebnisse ihrer Kinder mit der Lehrerin im Kunstunterricht. Das Schreiben liegt der Redaktion vor. „Nicht zuletzt aus Sorge um die Kinder in der Grundschule in Biblis haben wir diese Dinge zusammengetragen“, heißt es darin.
Justiziarin meldet sich
„Vom Schulamt in Rüsselsheim hat sich niemand gemeldet. Aber vom Schulamt in Heppenheim rief eine Frau an, eine Justiziarin, soweit ich das verstanden habe“, berichtet eine Mutter im Gespräch mit unserer Redaktion. Ihr Name ist der Redaktion bekannt. Sie sagt weiter: „Die Frau vom Schulamt hat sich erkundigt, ob das Schreiben tatsächlich von mir und anderen Eltern stammt, deren Kinder in der ersten Klasse Kunstunterricht bei dieser Lehrerin hatten. Das habe ich bestätigt. Danach wollte sie wissen, was wir mit dem Schreiben bezwecken, ob wir ein Verfahren in Gang bringen wollten. Aber das wollten wir nicht. Wir waren froh, dass die Lehrerin weggeht.“
Einige Eltern hätten befürchtet, dass ein Wechsel nach Biblis nicht stattfindet, wenn öffentlich werde, dass ihre Kinder Angst vor der Lehrerin gehabt hätten. „Es gab die Meinung, dass es besser sei, das Ganze auszusitzen und abzuwarten, da sie ja nach Biblis wollte.“ Die Schilderungen aus Kelkheim gingen trotz dieser Bedenken an die Schulämter.
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Die Heppenheimer Amtsleiterin Susann Hertz antwortet auf Nachfrage unserer Redaktion: „Das Staatliche Schulamt nimmt grundsätzlich jede Beschwerde ernst und geht umgehend jeder Auffälligkeit nach. Auch in dem von Ihnen genannten Fall wurde mit der Rektorin zeitnah ein Gespräch zum Inhalt des Schreibens geführt - unabhängig davon, dass die Eltern aus dem anderen Schulamtsbezirk ihr Schreiben ausdrücklich nicht als Dienstaufsichtsbeschwerde verstanden wissen wollten.“
Als nun Beschwerden von Bibliser Eltern bekannt wurden und die Nachricht kam, dass die umstrittene Lehrerin nicht mehr an der Schule in den Weschnitzauen unterrichtet, sei die Stimmung bei den Betroffenen in Kelkheim sehr gedrückt gewesen. Aufgrund der Erinnerungen an die für die Kinder schwierige Zeit. „Aber auch diejenigen, die damals keine Auffälligkeiten feststellten, machten sich Gedanken. Es hat ja nicht jedes Kind getroffen. Warum sich die Lehrerin unser Kind ausgesucht hat, weiß ich nicht“, sagt die Mutter, die damals die Vorfälle in der ersten Klasse notierte.
Bauchschmerzen im Unterricht
Sie habe ihr Kind wegen Bauchschmerzen aus der Schule abholen müssen. Es sei kalkweiß im Gesicht gewesen und habe sofort angefangen zu weinen, als es seine Mutter in der Klasse sah, und panisch gewirkt. Nach Verlassen des Klassenraums habe der Junge seiner Mutter gesagt, er habe Schmerzen, die ihm das Herz zusammenzögen. Beim darauffolgenden Arztbesuch seien körperliche Ursachen ausgeschlossen worden. Allerdings habe der Arzt den Hinweis gegeben, dass Angst der Auslöser sein könnte, berichtet die Mutter unserer Redaktion.
Dieser Vorfall ist im Schreiben aufgeführt, ebenso Berichte von weiteren Erstklässlern aus dem Kunstunterricht. So habe die Lehrerin im Unterricht gemalte Bilder der Kinder hochgehalten, als „Müll“ und „Schrott“ bezeichnet und zerrissen. Einem Erstklässler habe sie gesagt, er male wie ein Kindergartenkind. Weitere Eltern hätten ihre Kinder wegen Bauchschmerzen aus dem Kunstunterricht abgeholt.
Einige Kinder hätten wegen Kunst nicht zur Schule gehen wollen. Bei Verständnisfragen seien die Kinder angeschnauzt und ausgeschimpft worden. Wenn sie angefangen hätten zu weinen, seien sie von der Lehrerin angeschrien worden, dass sie endlich aufhören sollten zu heulen. „Die anderen Lehrer haben die Kinder nach dem Kunstunterricht getröstet“, berichtet die Mutter.
Die Redaktion hat den Anwalt der Lehrerin um eine Stellungnahme gebeten und daraufhin die Antwort erhalten, dass seine Mandantin zu den Fragen der Redaktion keine Stellung nehmen wird.
Nachdem die Lehrerin Kelkheim in Richtung Biblis verlassen hatte, seien die betroffenen Kinder und deren Eltern an der Max-von-Gagern-Schule zur Ruhe gekommen, berichtet die Mutter. „Die Schulgemeinschaft hat das gut aufgefangen.“ Die Berichte aus Biblis seien Anlass gewesen, noch einmal über diese Zeit zu sprechen. „Es war damals nicht allen Eltern klar, unter welchem Druck die Kinder standen.“ (ps/sm)
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