Lindenfels. 365 Tage lang wurde im vergangenen Jahr in der Burg- und Drachenstadt gefeiert. 365 Tage lang standen alle Veranstaltungen unter dem ganz besonderen Motto „900 Jahre Lindenfels“. Denn 1123 wurde der Name Lindenfels erstmalig in einer von Kaiser Heinrich V. ausgestellten Urkunde vom 25. März erwähnt. Darin wird der damalige Hochvogt des Reichsklosters Lorsch, Berthold der Jüngere, als Zeuge einer Schenkung erwähnt und vom kaiserlichen Notar als „Bertolfus, Comes de Lindenfels“ tituliert.
Programm mit Märkten, Konzerten, Vorträgen, Lesungen und Wanderungen
Mit einem wahren Veranstaltungsreigen von Januar bis Dezember mit insgesamt über 50 Events wurde das Jubiläumsjahr 2023 gebührend gefeiert. In Zusammenarbeit mit den Lindenfelser Vereinen und Kulturträgern entstand so über zwölf Monate hinweg ein abwechslungsreiches Programm mit Märkten, Konzerten, Vorträgen, Lesungen, Wanderungen und vielen weiteren Höhepunkten.
Zusätzlich gab es natürlich auch jene Veranstaltungen, die traditionell jedes Jahr stattfinden, wie das Scheeserennen in Winterkasten, das Burg- und Trachtenfest, die Brauchtumstage, die Kirchweih-Feste in den einzelnen Ortsteilen sowie die Weihnachtsmärkte in der Kernstadt und in Schlierbach.
Unter die große Gästeschar, die bei den Veranstaltungen in der Burgstadt stets zugegen war, mischte sich auch Bürgermeister Michael Helbig. „Es war ein tolles Jahr“, resümiert er im Gespräch mit dem BA.
„Besonders schön fand ich die Vorträge beim Neujahrsempfang und bei der Festsitzung am 24. März. Aber auch das Feuerwerk und der Auftritt des gregorianischen Chors in der katholischen Kirche haben mir super-gut gefallen“, schwärmt Helbig, als er seine persönlichen Höhepunkte noch einmal Revue passieren lässt.
Die Organisation der Jubiläumsfeierlichkeiten sei zwar ein deutlicher Mehraufwand gewesen im Vergleich zu anderen Jahren. Grundsätzlich sei aber alles reibungslos verlaufen: „Wir sind hochzufrieden. Es hat alles gut geklappt. Alle haben mitgeholfen und an einem Strang gezogen. Wenn es ein kleines ,Aber’ gibt, dann der verregnete Umzug beim Burgfest.“
Kein Spielraum für Extraausgaben
Auch die Resonanz aus der Bevölkerung sei sehr positiv gewesen. „Die Bürger, die die Drohnenshow beim Burgfest vor Ort erlebt haben, fanden sie sehr ansprechend“, berichtet Helbig. Von den Bürgern, die die Show jedoch von zu Hause oder weiter weg beobachtet hatten, sei bemängelt worden, dass die Stimme von Joachim Kerzel, der die Stadtgeschichte von Lindenfels nacherzählt hatte, während die bunten Lichter am Himmel tanzten, trotz Lautsprecher nicht immer gut zu hören gewesen sei.
Doch nicht nur die Drohnenshow wurde extra anlässlich des Jubiläums „900 Jahre Lindenfels“ initiiert. Die Stadt hatte auch eine 28-seitige Festbroschüre herausgebracht, die den Leser auf eine Reise mit in die Lindenfelser Vergangenheit nahm und die Veranstaltungen, die in diesem besonderen Jahr in der Drachenstadt gefeiert wurden, ausführlich auflistete.
Ob die Verwaltung diese beiden Konzepte aber auch in Zukunft dauerhaft beibehalten wird, scheint fraglich. „Die Broschüre kostet richtig Geld. Dafür hatten wir einen eigenen Etat“, führt Helbig aus. „Und eine Drohnenshow kostet das dreifache wie ein Feuerwerk.“ Das sind Extra-Ausgaben, die sich die Stadt angesichts der Tatsache, dass in der Kasse dieses Jahr ein finanzielles Loch in Höhe von 362 300 Euro im Ergebnishaushalt klafft, das mit Rücklagen gestopft werden muss, also aktuell nicht erlauben kann.
Beim Feuerwerk hingegen muss das Wetter mitspielen. 2018 und 2022 beispielsweise wurde das Burgfest-Raketen-Spektakel wegen der anhaltenden Dürre und der damit verbundenen Waldbrandgefahr abgesagt. Solange es die Gesetzeslage erlaubt, soll es aber auch in Zukunft im August ein Feuerwerk geben, versichert Helbig.
Das Jahr 2024 wird also in Lindenfels geprägt sein von finanziellen Herausforderungen, wie Bürgermeister Michael Helbig angesichts des unausgeglichenen Haushalts deutlich macht. „Große Sorgen machen mir auch die weltpolitische Lage und die Kriege. Damals dachte ich, dass der Krieg in der Ukraine bis September vorbei ist. Doch mittlerweile ist das ein verheerender Stellungskrieg wie in Verdun 1916.
Und beim Nahostkonflikt ist ein Flächenbrand zu befürchten“, mahnt Helbig. Die Entwicklungen innerhalb Deutschlands, die auch unmittelbare Auswirkungen auf Lindenfels haben, geben dem Rathauschef ebenfalls zu denken: „Die politischen Verantwortlichen hören nicht richtig zu. Dadurch entwickeln sich Protestformen, die ich so nicht goutieren kann. Denn wenn die Partikularinteressen gewinnen, bleibt das Gemeinwohl auf der Strecke.“
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