Lindenfels. Beim Handarbeitskreis der evangelischen Kirche von Lindenfels wird die Hilfe für Menschen, die keine Wohnung haben und zumeist unter dem freien Himmel leben, großgeschrieben. Seit vielen Jahren wird der Handarbeitskreis von Ilse Bonn geleitet, und die Frauen haben es sich zur Aufgabe gemacht warme Socken, Mützen, Handschuhe und Schals zu stricken. Diese werden im Haus von Ilse Bonn gesammelt und zum Jahresende mit weiteren nützlichen Dingen liebevoll mit Geschenkpapier versehen in Päckchen gepackt werden.
„Wir schaffen es, 100 solche Päckchen zu packen“, erzählen Ria Vollrath und Inge Schneider, die sich im Wohnzimmer von Ilse Bonn eingefunden haben. Unterstützt werden die Frauen auch von Christa Katzenmeier und Anni Bauer. Unzählige Menschen helfen das ganze Jahr über, um Strickarbeiten zu schaffen, aber auch Lebensmittel wie Wurst und weihnachtliche Süßigkeiten zu spenden.
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Gerade hat die Gruppe der Handarbeitsfrauen eine Spende von 100 Flaschen Duschgel entgegengenommen. Während in den Haushalten Handtücher zu den üblichen Gegenständen in jeden Wäscheschrank gehören, sind sie für Menschen ohne Obdach etwas Besonderes. In jedes Päckchen kommt auch ein Handtuch hinein“, erzählt Ilse Bonn. Zu der Sammlung an zumeist nützlichen und auch leckeren Geschenken kommt noch ein Päckchen Tabak – und fertig ist ein Weihnachtsgeschenk für obdachlose Menschen.
Die 100 Päckchen werden vom Diakonischen Werk in Lindenfels abgeholt. Hinzu kommen weitere 100 Päckchen, die von Menschen in Bensheim gepackt werden. So wird die doch erstaunlich große Zahl von wohnungslosen Menschen in Bensheim und Umgebung deutlich. Sie werden kurz vor Weihnachten vom Diakonischen Werk in Bensheim zu einer Weihnachtsfeier eingeladen. Dort wartet ein warmes und geschmackvolles Mittagessen. „Im letzten Jahr gab es Rouladen mit Kartoffeln und Gemüse“, berichtete Ilse Bonn. Bei Musik, Liedersingen und Geschichten verbrachten die Besucher einige Stunden im warmen Saal. Bei Kaffee und Kuchen klang ein Nachmittag aus, der so etwas wie weihnachtliche Normalität für die Menschen bot. Jeder Gast – es sind meist Männer mit ganz unterschiedlichen Schicksalen – bekommt zum Abschluss sein Päckchen überreicht. In den Päckchen aus Lindenfels ist in diesem Jahr auch eine kleine Ausgabe der Bibel mit den Geschichten aus dem Lukas-Evangelium. Hier findet sich auch die Weihnachtsgeschichte zum Nachlesen. Die Bücher hat Marianne Höly spendiert, was die Frauen sehr freute.
Handarbeitskreis trifft sich alle 14 Tage
Nachdem die Päckchen abgeholt sind, heißt es für die Frauen des Handarbeitskreises: „Nach dem Päckchenpacken ist vor dem Päckchenpacken“. Schon mit Beginn des neuen Jahres startet das Stricken neuer wärmender Kleidung wieder, denn jeweils 100 Socken, Schals, Mützen und Handschuhe zusammenzubekommen, ist schon eine Aufgabe. Alle 14 Tage treffen sich die Frauen daher zu einem gemütlichen Nachmittag mit Nadeln und Wolle, aber auch Kaffee und Kuchen. Die Treffen sind bei Ilse Bonn, und wenn sich jemand daran beteiligen möchte: Jeder ist herzlich willkommen. „Den Nachmittag beenden wir mit einem Gebet“, erzählen Ilse Bonn, Ria Vollrath und Inge Schneider.
Der Einsatz für obdachlose Menschen begann in Lindenfels vor über 40 Jahren. Ilse Bonn und Ria Vollrath berichten, dass Margarete Volk die ersten Päckchen selbst nach Bensheim gefahren hatte. Es waren 35. Inzwischen ist der Bedarf deutlich angestiegen, was den Frauen des Handarbeitskreises zu denken gibt.
Auf einen Begriff legt Ilse Bonn wert: „Das sind obdachlose Menschen.“ Sie findet es herabwürdigend, die Bezeichnung „Obdachlose“ für Menschen ohne festen Wohnsitz zu verwenden.
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