Lindenfels. „Wir werden es in Ehren halten“, versprach Feuerwehr-Vorsitzender Matthias Sattler bei der Einweihung des neuen Domizils der Brandschützer im Burgstädtchen. Das neue Feuerwehrhaus war zwischen September 2018 und Januar 2021 für knapp zwei Millionen Euro gebaut worden und wird schon seit Juli 2019 genutzt. Coronabedingt wurde erst am Sonntag die Einweihung im Rahmen eines Tages der offenen Tür gefeiert.
Planer Michal Kehl hatte sich dazu eine Besonderheit einfallen lassen: Die sogenannte Zeitkapsel mit Dokumenten aus der Zeit der Grundsteinlegung wird üblicherweise eingemauert oder in Beton gegossen. Darauf hatte man 2018 in Lindenfels verzichtet. Stattdessen bewahrte Kehl den glänzenden Edelstahlzylinder in seinem Büro auf. Jetzt legte er ihn behutsam in einen Schaukasten im Fußboden des neuen Gebäudes. Anschließend zog er einen schweren Deckel aus Panzerglas darauf. „Ich wollte die Kapsel nicht einfach irgendwo verbuddeln, wo sie nie wieder jemand findet“, sagte der Architekt.
Der Weg zum neuen Lindenfelser Feuerwehrhaus
1966/1967: Die Lindenfelser Feuerwehr baut in Eigenhilfe ein Feuerwehrgerätehaus in der Freiensehnerstaße 3. Kosten: 160 000 Mark.
1989: Mit einer Erweiterung der Garagen wird Platz für Umkleideschränke geschaffen.
2013 bis 2018: Diesen Zeitraum umfasst der Bedarfs- und Entwicklungsplan für den Brandschutz in Lindenfels. Er weist auf erhebliche bauliche Mängel des Feuerwehrhauses und dringenden Handlungsbedarf hin.
3. Juli 2014: Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Lindenfels fasst den Grundsatzbeschluss zum Bau eines neuen Gerätehauses in der Kernstadt.
Juni 2016: Die Stadtverordnetenversammlung beschließt den Kauf eines Grundstückes. Dieser erfolgt im Herbst.
April 2017: Die Stadt erhält einen Zuwendungsbescheid des Landes Hessen über 335 230 Euro. Planung und Finanzierung werden beschlossen.
27. August 2018: Die Baugenehmigung wird erteilt.
September 2018 bis Januar 2021: Die Bauphase beginnt mit dem ersten Spatenstich. Das Richtfest wird im Juli 2019 gefeiert. Die Schlüsselübergabe erfolgt im März 2021.
Juli 2021: Vier Monate nach Schlüsselübergabe erlaubt die Corona-Lage die Durchführung des Umzuges vom alten in das neue Gebäude.
11. September 2022: Das neue Feuerwehrhaus wird offiziell eingeweiht. ppp
Matthias Sattler hatte zuvor an den Bau des ersten Feuerwehrhauses erinnert, das 1966 in Eigenhilfe entstanden war und 160 000 Mark gekostet hatte. In Person des 90-jährigen Daniel Gürtler war noch ein Aktiver aus jener Zeit unter den Zuhörern. Stadtbrandinspektor Michael Höbel würdigte den Nachfolgebau als „passenden Stützpunkt für die Lindenfelser Wehr“, laut Bürgermeister Michael Helbig das „größte Projekt der vergangenen Jahre in Lindenfels“.
Helbig nutzte die Einweihungsfeier, um vier Feuerwehrleuten die Ernennungsurkunden zu überreichen. Sie waren bei der Jahreshauptversammlung der Wehr am 10. Juni in ihre Ämter gewählt worden: Wehrführer Thomas Höbel, dessen Stellvertreter Michael Katzenmeier, Jugendfeuerwehrwart Francesco Triscali und Kinderfeuerwehrleiter Alexander Weber.
Der katholische Pfarrer Wolfgang Klaus Kaiser überreichte der Feuerwehr eine Spende und erinnerte an die Losung „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“. Landrat Christian Engelhardt schaffte es mit ein paar Minuten Verspätung auch noch zu der Feier und sprach allen Beteiligten seinen Dank aus.
Den ganzen Tag über wurde im Neubau und auf den Außenanlagen gefeiert. Hinter dem Gebäude tobten sich die Kleinsten auf einer Hüpfburg aus, davor demonstrierte die Lindenfelser Feuerwehr in einer Schauübung unter der Leitung von Michael Katzenmeier ihr Können.
Zahlen, Daten und Fakten
Genehmigte Bausumme: 1,94 Millionen Euro. Kaufsumme Grundstück: 375 000 Euro. Tatsächliche Gesamtkosten: 1 932 738 Euro. Landeszuschuss: 335 230 Euro. Anteil der Stadt Lindenfels: 1 604 770 Euro.
Grundstücksgröße: 3224 Quadratmeter. Grundfläche von Gebäude und Außenanlagen: 1998 Quadratmeter.
Das Gebäude ist barrierefrei und besitzt Schulungsraum, Küche, Sanitäranlagen und Umkleiden. Die 320 Quadratmeter große Fahrzeughalle bietet Platz für ein Drehleiterfahrzeug und vier weitere Fahrzeuge.
Ein Funkraum wurde komplett neu ausgestattet und eine Schlauchwaschanlage für 55 000 Euro angeschafft.
78 Menschen sind in der Lindenfelser Wehr aktiv: 48 in der Einsatzabteilung, 15 in der Jugendabteilung, sechs in der Kindergruppe und neun in der Alters- und Ehrenabteilung. ppp
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