Krumbach. Feuchtfröhlich geht es zu beim Frühlingsmarkt der Tierschutzinitiative Odenwald (TSI) in Krumbach. Doch das bezieht sich nicht etwa auf übermäßigen Alkoholkonsum, sondern auf das Wetter, das immer wieder kräftige Regenschauer mit sich brachte und Stände und Menschen im Hof der großen Flohmarkthalle gleichermaßen durchnässte.
Der guten Laune tat dies allerdings keinen Abbruch: Man lächelte den Regen weg, bewirtete die Gäste, die auf Tuchfühlung unter Schirmen und Zeltdächern gingen, und freute sich über großen Zuspruch. Und außerdem war es in der Flohmarkthalle warm und trocken. Diese lädt nicht nur beim Frühlingsmarkt dazu ein, sich umzusehen und für wenig Geld allerlei Nützliches, Schönes, aber auch Nippes zu erwerben. Immer dienstags und samstags in der Zeit von 10 bis 14 Uhr kann man hier nach Herzenslust stöbern.
Das Geld aus dem Verkauf ist die Haupteinnahmequelle der TSI, die sich insbesondere auf die Fahnen geschrieben hat, im Odenwald die Situation wild und unversorgt lebender Streunerkatzen zu verbessern. Odenwald heißt in diesem Fall die Gegend bis Oberzent, bis Eberbach, bis nach Baden-Württemberg.
60 000 Euro an Arztkosten in nur einem Jahr
Gegründet hat sich die TSI im Jahr 1993. Steffi Wiese ist eine der aktuellen Vorsitzenden. Beim Frühlingsmarkt kämpfte sie stets freundlich lächelnd und gut gelaunt mit den Wetterkapriolen am Verkaufsstand und stand noch dazu geduldig Rede und Antwort. Ihre Mitvorsitzenden waren auch da: Mandy Döring verkaufte Pommes frites, Barbara Vock hatte auch die Ärmel hochgekrempelt, und Udo Riesberg freute sich, dass er bei der Tombola seinen „Traum-Gewinn“ gewonnen hat. „Wenn ich was hätte gewinnen wollen, dann diesen aufblasbaren XXL-Sessel“, lachte er und schleppte einen riesigen Karton zum Auto. Er wusste auch schon, wo der schwarze Sessel zum Einsatz kommen wird: „Der hält genau einen Wacken-Besuch aus.“
Derweil informierte Steffi Wiese über die Arbeit des Vereins. Die Zahlen sprechen für sich: Allein im vorigen Jahr sind über 60 000 Euro an Tierarztkosten angefallen, mehrheitlich für die Kastration von Streunern. Über 100 Tiere wurden in zwölf Monaten eingefangen und kastriert. Man möchte auf diese Weise verhindern, dass die Zahl der streunenden Tiere durch unkontrollierte Vermehrung immer weiter steigt und so helfen, das Katzenelend einzudämmen. Auch kranke und verletzte Tiere werden eingefangen und behandelt.
Ohne Hilfe verenden viele Streuner oft qualvoll. Zuschüsse von Staat, Land oder Gemeinde erhält der als gemeinnützig und besonders förderungswürdig eingetragene Verein nicht. Die Gebühren der rund 500 Mitglieder, Spenden und vor allem die Einnahme aus den Verkäufen in der Flohmarkthalle finanzieren die Arbeit.
Es gibt auch die Möglichkeit, Patenschaften zu übernehmen – nicht nur für Katzen: Auch Hunde, Pferde, Ziegen, Kleintiere leben in Pflegestellen. Wie schnell man als engagiertes Mitglied der Tierschutzinitiative buchstäblich auf den Hund kommt, davon weiß Udo Riesberg ein Lied zu singen. Im Herbst 2022 übernahm der Verein zwei riesige Herdenschutzhunde von einem Reiterhof. In Hessen werden diese als Listenhunde geführt, gelten wegen ihrer Größe als schwer vermittelbar. Die Hündin fand ein neues Zuhause bei einem Gnadenhof. Und der andere? Damon ist bei Udo Riesberg eingezogen, der strahlend ein Foto seines Schützlings zeigte.
Tiere werden an private Pflegestellen vermittelt
Die Menschen sind aufgerufen, bei der Initiative anzurufen, wenn sie in Not geratene Katzen beobachten, solche, die auffallen, zugelaufen oder optisch auffällig sind. Im Frühjahr gelte es, heimatlose, auffallend „üppige“ Katzen, die trächtig sein könnten, von der Straße zu holen, damit nicht auch noch deren Nachwuchs verwildert und sich unkontrolliert weiter vermehrt.
Die Kätzchen dürfen dann in Obhut aufwachsen und werden vermittelt, wenn sie groß genug dafür sind. Scheue Streunerkatzen werden nach der Kastration wieder ausgesetzt und dürfen ihr gewohntes Leben in Freiheit weiterleben; vom Verein eingerichtete und von den Ehrenämtlern betreute Futterstellen sorgen dafür, dass sie versorgt werden.
Ein Tierheim betreiben die Tierschützer nicht, die Vierbeiner sind allesamt in privaten Pflegestellen untergebracht – so haben sie Familienanschluss. „Allerdings schränkt das natürlich die Aufnahmekapazität ein“, erklärte Steffi Wiese. Pflegestellen, Paten und Menschen, die Katzenkinder aufziehen, werden immer gesucht. awa
Info: tierschutzinitiative-odenwald.de
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