Apfelwein

Der Sommer hat den Äpfeln für die Glattbacher Kelterei gutgetan

Der „Ebbelwoi-Jahrgang“ 2022 könnte ein guter werden. Der heiße Sommer sei der Qualität der Äpfel zugutegekommen, ist die Einschätzung des Glattbacher Kelterers Reinhard Bitsch.

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Einblicke in die Arbeit der Apfelkelterei Bitsch in Glattbach. © Thomas Zelinger

Glattbach. An der Kelterei Bitsch in der Glattbacher Bachgasse herrscht in diesen Tagen wieder regelmäßig Andrang. Aus allen Himmelsrichtungen bringen Kunden ihre Äpfel, um sie dort zu pressen zu lassen. So wird aus ihnen Apfelsaft oder, nach der Gärung, Apfelwein. Die Saison ist noch jung, zu Weihnachten hin dürfte der erste „Ebbelwoi“ trinkbar sein.

„Bei uns können die Kunden schon Mengen ab 150 Kilogramm pressen lassen“, erläutert Inhaber Reinhard Bitsch. Seit 1969 gibt es den Betrieb im Schlierbachtal, Ehefrau Tanja sowie die Kinder des Paares sind mit im Geschäft. „Wir pressen im Moment ausschließlich für Dritte“, fährt der Kelterer fort. Das könnte sich mittelfristig ändern: Bitsch hat Apfelbäume angepflanzt, die sind allerdings noch zu jung für die Ernte. Früher brachten vor allem Kunden aus der näheren Umgebung ihre Äpfel. Im Laufe der Jahre hat sich das Einzugsgebiet aber vergrößert, vereinzelt kommen auch Kunden aus Aschaffenburg.

Der Anreiz liege darin, direkt mitzuerleben, wie das eigene Obst verarbeitet wird, ist Bitschs Einschätzung. Diesen Prozess können sie vor der halboffenen Halle, in der die Presse steht, mitverfolgen. Die Äpfel werden zunächst maschinell gewaschen. Danach werden sie grob zerkleinert, die Stücke landen schließlich in der Packpresse. Keltereien wie jene in Glattbach sind über die Jahre seltener geworden in der Region.

In Glattbach wird aus Äpfeln Apfelsaft und Apfelwein hergestellt. © Thomas Zelinger

Die Lese laufe nach wie vor per Hand ab, fährt der Inhaber fort. Mechanisierung spiele bei der Ernte nur eine geringe Rolle. Häufiger als beim Lesen komme sie beim Schütteln vor. Dabei handele es sich um eine körperlich anstrengende Arbeit. Das bleibe die Apfelernte aber auch dann noch, wenn tatsächlich ein mechanischer Schüttler zum Einsatz kam. Schwere Kisten mit Äpfeln sind zu bewegen. Arbeitskräfte für diesen Bereich zu finden, ist nach Bitschs Erfahrung nicht immer unproblematisch. Mehr Mechanik könnte zwar einiges erleichtern, muss sich aber auch lohnen.

Die Kunden - Private, aber auch Gastronomen - fragten hauptsächlich nach Apfelsaft. Apfelwein müssen sie nach dem Pressen selbst gären lassen, die Kelterei übernimmt das nicht für sie. Und die Gärung ist nicht überall erfolgversprechend, es braucht einen Keller oder einen Kühlraum.

Seit diesem Jahr sind der hessische Apfelwein und seine handwerkliche Herstellung immaterielles Unesco-Kulturerbe. Auf die Nachfrage habe sich das nicht ausgewirkt, sagt Bitsch - die sei schon vorher da gewesen. Mit Beginn der 2000er Jahre sei das geschichtsträchtige Getränk mit fünf bis sieben Prozent Alkohol gerade auch bei jungen Menschen immer beliebter geworden - und das ganz ohne große Kampagnen. Anderen Staaten - Spanien und Frankreich - seien jedoch besser darin, die Alleinstellungsmerkmale von lokalen Produkten herauszustellen.

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„Absolut, das ist längst überfällig“, antwortet Bitsch auf die Frage, ob er den Status des alkoholischen Getränks als Kulturerbe für verdient hält. Vermarktung im großen Stil gibt es bereits, etwa über die Kelterei Krämer unter der Überschrift „Bembel with care“. Nicht ausgeschöpftes Potenzial sieht Bitsch im Bereich von Cuvées, von Mischungen hochwertigerer Sorten. Noch gebe es dafür, anders als für den Wein, keinen Markt, auch die Anzahl der Sorten halte sich in Grenzen. Sich selbst sieht Bitsch allerdings mit 60 Jahren nicht in erster Linie dafür berufen, das zu ändern. Allenfalls einige erste Schritte in diese Richtung könnte er sich vorstellen.

Der „Ebbelwoi-Jahrgang“ 2022 könnte ein guter werden. Zwar sei im trockenen Hitzesommer mancher Apfel vom Ast gefallen und dann auf der Wiese von Insekten in Mitleidenschaft gezogen worden, sagt der Kelterer. Insgesamt komme der heiße Sommer der Qualität des Fallobstes aber zugute. Im Hitzesommer 2018 sei das auch schon so gewesen.

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