Ungeklärter Kriminalfall

Aktenzeichen XY: Wird Jutta Hoffmanns Mörder noch gefasst?

Mord verjährt nie. Deshalb ermittelt das Landeskriminalamt in Wiesbaden immer noch in einem ungeklärten Fall, der die Menschen in Lindenfels vor fast 40 Jahren erschüttert hat. Jetzt könnte Bewegung in die Ermittungen kommen.

Von 
Verena Müller
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Jutta Hoffmann © LKA

Lindenfels. Von Verena Müller

Es ist ein Fall, der die Menschen in Lindenfels vor fast 40 Jahren tief bewegt hat: Der Mord an Jutta Hoffmann, einer 15 Jahre alten Schülerin, die am 29. Juni 1986 mit Freunden einen Nachmittag im Freibad in Lindenfels verbringt.

Gegen 17.30 Uhr kauft sie sich am Kiosk ein Nogger-Eis, verabschiedet sich von ihren Freunden und macht sich zu Fuß auf den Nachhauseweg. Sie nutzt dafür einen Waldweg, die kürzeste Verbindung zwischen dem Freibad und der Stadtmitte von Lindenfels. Doch zuhause kommt Jutta Hoffmann nie an.

Die Schülerin bleibt viele Monate lang verschwunden. Auch ein Lebenszeichen gibt es nicht. Erst knapp zwei Jahre später – am 10. Februar 1988 – findet ein Spaziergänger die sterblichen Überreste des Mädchens in einem Waldstück bei Lindenfels. Doch bis heute bleibt die Frage: Wer hat Jutta Hoffmann getötet? Und warum musste die 15-Jährige sterben?

Ermittler vermuten Serientäter

In der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ am Mittwochabend präsentierten die Ermittler einige spektakuläre Fakten, die nahelegen, dass der Mordfall nach fast vier Jahrzehnten doch noch gelöst werden könnte. Inzwischen wisse man mehr über den Täter, berichtete eine Vertreterin des Landeskriminalamtes. „Wir gehen von einem Sexualverbrechen aus“, sagte sie.

Offene Fragen

Auf diese Fragen suchen die Ermittler noch Antworten:

  • Wer kann Angaben zu einer männlichen Person machen, die sich am 29. Juni 1986 im Ort Lindenfels im Odenwald, im Schwimmbad Lindenfels oder dem benachbarten Campingplatz in Schlierbach aufgehalten hat?
  • Merkmale des mutmaßlichen Täters: gewaltbereit, Rechtshänder, bei der Tat Mitte 20 Jahre (demnach heute zirka 60 Jahre alt), hellhäutig, damals blonde Haare, blaue Augen, ortskundig im südhessischen Raum.
  • Wer kann Angaben zu den fehlenden Gegenständen (Tasche, Schuh) machen, eventuell im Zusammenhang mit der genannten Personenbeschreibung des Täters?
  • Wer kann Angaben zu Veranstaltungen in Lindenfels in Bezug auf das WM-Endspiel machen? Sind Personen, auf die die Beschreibung zutrifft, nicht zum Schauen des Fußballspiels oder verspätet erschienen? Waren diese Personen auffällig (Verhalten / Aussehen / Verletzungen)?

 

Jutta Hoffmann sei getötet worden, um die Tat zu vertuschen. „Damit ist das Mordmerkmal der Verdeckungsabsicht erfüllt“, so die LKA-Vertreterin. Darüber hinaus gehen die Ermittler von einem Serientäter aus. Er müsse zur Tatzeit einen hohen „Triebdruck“ gehabt haben, da er das Risiko einging, bei seiner Tat entdeckt zu werden.

Rechtshänder, blond, blauäugig

Sogar Angaben zum Aussehen des Mannes können die Ermittler machen. Er sei gewaltbereit, Rechtshänder, bei der Tat etwa Mitte 20 Jahre alt gewesen und müsste demnach heute zirka 60 Jahre alt sein. Er habe helle Haut, blaue Augen sowie damals blonde Haare gehabt. Außerdem gehen die Ermittler davon aus, dass er sich im südhessischen Raum gut ausgekannt haben muss.

Jutta wurde auf ihrem Weg nach Hause noch von Zeugen gesehen. Eine Mutter mit Kind, die gegen 17.45 Uhr ebenfalls auf dem Waldweg in Richtung Lindenfels unterwegs war, berichtete, dass sie sich kurz umgedreht habe und in einiger Entfernung ein junges Mädchen sah. In anderer Richtung waren zwei Männer unterwegs. Sie sollen sich in einer osteuropäischen Sprache unterhalten haben. Die beiden Männer wurden bereits 1986 im Zuge der Ermittlungen als Zeugen – sogar mit Phantombildern – gesucht. Jedoch vergeblich.

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Doch es gibt weitere wichtige Zeugen: In dem TV-Beitrag, in dem „Aktenzeichen XY ungelöst“ den Fall mit Schauspielern nachstellte, wurde auch die Suchaktion nach Jutta Hoffmann thematisiert. Polizei und Staatsanwaltschaft durchkämmten kurz nach ihrem Verschwinden mit freiwilligen Helfern, darunter Familie und Freunde von Jutta, das Waldstück zwischen Freibad und Ortskern.

Merkwürdig: Dabei wurde ein alter Mann entdeckt. Er war dehydriert und verwirrt, sprach aber von einem „Mädchen im blauen Kleid“. Das LKA bezeichnete ihn in der Sendung als „wichtigen Zeugen“, der jedoch heute – 37 Jahre später – mit Sicherheit nicht mehr lebt.

Blaues Stoffkleid

Tatsächlich trug Jutta Hoffmann zum Zeitpunkt ihres Verschwindens ein blaues Stoffkleid aus Baumwolle mit kurzen Ärmeln und gelben Ärmelbündchen sowie geflochtene weiße Halbschuhe. Einer dieser Schuhe wurde später von einer Zeugin am Rand des Weges entdeckt – zusammen mit Juttas Strohbadematte. Die Matte nahm die Frau an sich, den Schuh ließ sie liegen. Doch später war dieser verschwunden. Ebenso mysteriös: Ein Ehepaar, das im Garten grillte, hörte aus dem Waldstück den Schrei eines Mannes.

Die Ermittler geben auch einige Hinweise, was am Tag von Jutta Hoffmanns Verschwinden wichtig gewesen sein könnte beziehungsweise was dem Gedächtnis der Menschen, die an diesem Tag in und um Lindenfels unterwegs waren, auf die Sprünge hilft: Bei dem 29. Juni 1986 handelt es sich um den Tag, an dem das Finale der Fußballweltmeisterschaft in Mexiko zwischen Deutschland und Argentinien stattfand. Das Spiel wurde ab 20 Uhr deutscher Zeit im Fernsehen gezeigt.

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Mordfall Jutta Hoffmann

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An diesem Tag endete gegen Nachmittag auch ein Jugendzeltlager der Freiwilligen Feuerwehren aus dem Odenwald, das sich auf dem Zeltplatz Matterloch in der Nähe des Freibads befand.

Am Abend vor ihrem Verschwinden war in Eulsbach ein großes Feuerwehrfest, das auch von Jutta besucht wurde. Zur Tatzeit trug Jutta Hoffmann folgende Gegenstände bei sich: eine graublaue Adidas- Sporttasche mit Tragegriffen, in der sich ein schwarzer Badeanzug, ein graues Schlüsselmäppchen mit drei Schlüsseln, ein Badetuch mit Hollandmotiv und kleinen Häuschen (aus dem Sortiment von Aldi), Coco-Sonnenöl, eine Bademütze, eine Haarbürste und eine Limoflasche. Die Tasche ist bis heute verschwunden.

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Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Darmstadt gingen am Mittwochabend mehr als 20 Hinweise zum Fall von Jutta Hoffmann ein. Man gehe aber davon aus, dass in den nächsten Tagen noch weitere Hinweise hinzukommen.

5000 Euro Belohnung

Für Hinweise, die zur Ermittlung und Ergreifung des Täters führen, hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt eine Summe in Höhe von 5000 Euro ausgelobt. Informationen und Hinweise werden rund um die Uhr unter Tel.: 0611 / 838300 entgegengenommen. Ebenso kann durch Zeugen oder Hinweisgeber ein Hinweisformular (auch anonym) genutzt werden. Es ist im Internet abrufbar unter he.hinweisportal.de/CC-Hofmann

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