Lindenfels. Ein Schuh auf einem Waldweg, widersprüchliche Zeugenaussagen, zwei mysteriöse Fremde: Der Fall Jutta Hoffmann ist vielen Lindenfelsern bis heute ein Rätsel. 25 Jahre ist es her, dass der Tod der Schülerin traurige Gewissheit wurde: Am 10. Februar 1988 fanden Ermittler die Leiche des seit Juni 1986 als vermisst gemeldeten Mädchens.
Im heutigen Archiv der Staatsanwaltschaft Darmstadt lagern 20 Aktenordner mit Material zur damaligen Spurensicherung. Auch wenn die Suche nach dem Täter erfolglos blieb und es keinen Beschuldigten gab, ist das Todesermittlungsverfahren - so die formelle Bezeichnung - im Fall Jutta Hoffmann nach wie vor nicht offiziell eingestellt worden. Im Jahr 1990 wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft die letzten Akteneinträge zur Spurensicherung übermittelt.
Der Fall wurde Ende der 80er Jahre bundesweit wahrgenommen, das ZDF strahlte die Suchmeldung unter dem Titel "Waldbad Lindenfels" in seiner Reihe "Aktenzeichen XY" aus. Von Anfang an gab das Verschwinden der damals 15-jährigen Jutta Hoffmann Rätsel auf: Am 29. Juni 1986, dem Tag des Endspiels der Fußball-WM, wurde das Mädchen zum letzten Mal gesehen, als sie gegen 17.45 Uhr das Schwimmbad verließ und auf einem Waldweg Richtung Ortsmitte lief. Eine halbe Stunde später fand eine Zeugin im oberen Drittel des Waldwegs einen weißen Damenhalbschuh, der jedoch bei der späteren Fahndung nicht mehr aufzufinden war. Eine auf dem Weg liegende Badematte nahm die Zeugin mit.
Weitere Hinweise lieferten Zeugen, die sich an diesem Abend auf dem Parkplatz des Friedhofs aufhielten: Sie entdeckten einen weiteren weißen Schuh - dieser war bei einer späteren Suche ebenfalls verschwunden. Die Zeugen bemerkten außerdem zwei Männer in einem dunklen Ford mit Alzeyer Kennzeichen - an anderer Stelle war von einem Aschaffenburger Kennzeichen die Rede.
Im Verlauf der Ermittlungen machte manche Theorie die Runde: So war unter anderem die Rede davon, dass Jutta Hoffmann von "Ausländern" entführt worden sei. Auf die Suchmeldung hin meldeten sich Anrufer, die das Mädchen in verschiedenen Städten gesehen haben wollten. Gefunden wurde die Leiche schließlich ganz in der Nähe der Stelle, wo die Schülerin damals verschwunden war - obwohl das entsprechende Waldstück bei der Suche nach der Vermissten bereits durchkämmt worden war. Die Polizei ermittelte deshalb damals vor dem Hintergrund, dass der Täter möglicherweise eine Beziehung zu Lindenfels oder seinem Opfer gehabt haben könnte.
Wie sehr der Fall Jahre später noch die Öffentlichkeit beschäftigte, zeigte sich zuletzt 2005: Der Astrologische Gesprächskreis des Kur- und Touristikservice befragte die Sterne zum Fall Jutta Hoffmann, und Inge Morckel und Kurt Schröder hatten damals die Hoffnung, dass sich in nächster Zeit etwas bewege. Demnach habe das Geschehen zu einer Zeit stattgefunden, als der Pluto "19 Tage rückwärts lief". Die 19 Tage setzten die Astrologen mit 19 Jahren gleich. Somit hätte das Verbrechen erst nach diesen 19 Jahren eine Chance, aufgeklärt zu werden. Dennoch gab es auch im Jahr 2005 keine neuen Erkenntnisse in dem Fall.
In den Neuen Medien bleibt das Schicksal von Jutta Hoffmann präsent: Auf der Video-Plattform Youtube wird die "Aktenzeichen XY"-Sendung nach wie vor angeklickt. In Kommentaren geht es immer wieder um die Frage der vielen Ungereimtheiten, mit denen der Fall nach wie vor ungelöst bleibt. han
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