Lindenfels. Eine Fülle von Ideen entwickelten die Bürger von Lindenfels, um die Kernstadt attraktiver für Bewohner aller Altersgruppen und auch für Besucher zu machen. Bürgermeister Maximilian Klöss hatte die Lindenfelser zur Zukunftswerkstatt ins Bürgerhaus eingeladen und ihnen die Möglichkeit gegeben, am Kommunalen Entwicklungskonzept teilzunehmen.
„Jedes Dorf und jede Stadt ist so gut wie seine Einwohner“, unterstrich Hartmut Lüdeling, Geschäftsführer des Fachbüros „Arge Dorfentwicklung“. Die Gesellschaft erarbeitet für Lindenfels und die Stadtteile ein Konzept, um die Antragstellung für das hessische Dorfentwicklungsprogramm durchführen zu können. Im Februar nächsten Jahres soll das Dorfentwicklungskonzept vorliegen und die Ideen und Wünsche der Bewohner aller Ortschaften, die zur Lindenfelser Kommune gehören, beinhalten.
Emotionale Bindung an den Wohnort ist wichtig
Nachdem bereits eine Zukunftswerkstatt am 30. September für die Kolmbacher und Winterkäster sowie am 1. Oktober eine Veranstaltung für die Bürger in Eulsbach, Schlierbach, Winkel, Glattbach und Seidenbuch stattgefunden hatte, wurden nun die Bürger der Kernstadt und Litzelröder eingeladen und sie machten rege Gebrauch davon.
Wie Hartmut Lüdeling zu Beginn der Veranstaltung erklärte, können die Ortschaften anhand dieses Konzepts und dessen Umsetzung sowie durch Fördergelder eine Verbesserung ihrer Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit erhalten.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte Hartmut Lüdeling das Fachbüro und seine bislang durchgeführten Projekte vor. Ziel des Kommunalen Entwicklungskonzepts (KEK) ist es, dass alle Stadtteile und die Kernstadt ein ausgewogenes Konzept erstellen, um den Wohnort attraktiver zu gestalten und ihn zukunftsfähig zu machen. Wichtig sind dazu funktionierende Ortsgemeinschaften und das Vorhandensein von sozialen Räumen. Auch einer Vereinsamung von Bürgern soll entgegengewirkt werden. Zudem gilt es, dem Trend zur Überalterung der Bevölkerung entgegenzuwirken.
Wie Hartmut Lüdeling anhand von Grafiken zeigte, wird das Durchschnittsalter der Bewohner in den nächsten Jahren weiter steigen. „Deshalb ist es – gerade auch für junge Menschen – wichtig, eine emotionale Bindung an den Wohnort aufzubauen“, so Hartmut Lüdeling.
Vor diesem Treffen gab es die Möglichkeit für die Bürger, in drei Altersgruppen an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Diese wurde ausgewertet und vorgestellt. Hier kamen von den Lindenfelsern schon erste Ideen für die Zukunft. Ganz weit oben stand das Ortsbild. Besonders die Leerstände der Häuser und deren Zustand in der Ortsmitte an der Bushaltestelle wirken sich negativ auf Lindenfels aus.
Weitere Themen, die bei der Umfrage genannt wurden, waren die Möglichkeit, regionale Produkte erwerben zu können und eine Verbesserung der Angebote für Jugendliche. Einige Anregungen bezogen sich auf eine Aufwertung des Schwimmbads, etwa mit einer Saunalandschaft. Auch die Idee eines Drachenerlebnispfades und die Gestaltung eines Märchen-Sagen-Waldes wurden dort vorgebracht.
Nutzung von leerstehenden Gebäuden angeregt
Nach dieser Vorstellung brachten die Lindenfelser in Gruppen unter den Themengebieten „Generation“, „Einzelprojekte“ und „Stadtbild-Leerstände“ ihre Ideen zu Papier. „Es gibt keine Denkverbote“, betonte Hartmut Lüdeling.
Am Ende der Ideensammlung füllten an die 20 Plakate eine Wand im Bürgerhaus. Gekommen waren zur Veranstaltung auch junge Lindenfelser. Sie schlugen vor, die Grillhütte im Buch zu modernisieren. Wasser, Abwasser, Strom und eine moderne Toilette wären wünschenswert. Ebenso ein regenfester Unterstand, um Holz zu lagern. In Bezug auf den sozialen Bereich sagten die jungen Teilnehmer, dass es auch in Lindenfels schön wäre, eine Kerbjugend zu haben. „Die Jugendarbeit schweißt zusammen und bindet an den Ort“, so das Argument.
„Im Tourismus sollten wir für die Tagesgäste mehr anbieten können“, betonte Dieter Adolph. Die Zeiten, in denen Menschen mehrere Tage und Wochen in Lindenfels ihren Urlaub verbracht haben, seien eigentlich vorbei. Deshalb wäre es schön, wenn es Möglichkeiten gibt, dass sich die Menschen mindestens einen halben Tag in Lindenfels aufhalten können. Dazu würden auch eine Boulebahn und ein Schachfeld beitragen. Er könnte sich auch vorstellen, dass ein Teich mit Seerosen den Kurgarten aufwerten würde. „Und wenn die Touristen kommen, wird sich auch die Situation bei den Restaurants und Cafés verbessern.“
Ein anderer Teilnehmer regte an, die Burg teilweise zu überdachen und eine Webcam auf der Burg zu installieren, da diese hilfreich bei der Suche nach einem Ausflugsziel sein würde. Ein Drachenpfad mit großen Figuren oder ein Märchen- und Sagen-Pfad durch den Schenkenberg waren weitere Ideen, den Tagestourismus anzukurbeln. Ein neuer Vorschlag war ein Skulpturenpark, um die Kunst im öffentlichen Raum darzustellen. Gerade für Familien wäre ein Spielplatzkonzept im Bereich der Burg sowohl für Einheimische als auch für Gäste eine gute Sache oder etwa ein Waldspielplatz mit Klettermöglichkeiten. Eine Teilnehmerin dachte auch an die Vierbeiner und brachte eine Hundespielwiese ins Gespräch. Und wer Kneipp-Kuren mag, für den wäre ein Wassertretbecken einen Besuch wert.
Ein anderer Fokus richtete sich auf das Miteinander der Generationen in Lindenfels. Leerstehende Gebäude wie das Krankenhaus oder das Josefsheim könnten genutzt werden. Gerade das Josefsheim würde sich bestens für vielfältige Möglichkeiten eignen. Hier könnte beispielsweise eine Tagespflege für Senioren eingerichtet werden. Schüler könnten kommen, etwa zum Spielen oder um Hausaufgaben zu machen. Auch für Schulungen und Seminare wäre das Gebäude prädestiniert und natürlich auch für verschiedene Veranstaltungen. Ins Josefsheim könnte auch der bislang im „Haus der Vereine“ angesiedelte Jugendtreff umziehen, die Platzverhältnisse im und vor dem Haus wären besser und attraktiver.
Regionale Produkte bevorzugen viele Menschen. So gibt es schon länger die Idee, in Lindenfels einen regelmäßigen Markttag einzurichten. Im Gespräch ist auch eine Verbesserung des Nahverkehrs in den Odenwald und in Richtung Darmstadt. Diese Gedanken fanden nun auch Eingang in die Sammlung. In der Überlegung der klimatischen Veränderungen wäre das Pflanzen von Bäumen und die Errichtung eines Trinkwasserbrunnens ein Vorschlag.
Förderzusage könnte im Sommer nächsten Jahres kommen
Wenn die Stadt insgesamt noch mit Blumenrabatten hübsch gestaltet und der Vandalismus eingeschränkt werden könnte, würde sich die Stadt auf dem richtigen Weg befinden, so der Tenor.
Bürgermeister Maximilian Klöss bedankte sich bei den Teilnehmern für ihre vielen Anregungen. Nun kann das Planungsbüro damit starten, ein Konzept zu erstellen. Hartmut Lüdeling wies allerdings darauf hin, dass es zur Umsetzung nicht nur Zeit, sondern auch die notwendigen Finanzen braucht und somit auch die Entscheidung der politischen Gremien. Mit den Fördergeldern des Dorfentwicklungsprogramms könnte einiges bewegt werden – vorausgesetzt Lindenfels erhält hierfür die Zusage im Sommer nächsten Jahres.
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