Blick zurück

Der Steinbruch machte Erlenbach zum Dorf der Musikanten

Heimatforscher Heinz Emig bietet in einer Broschüre manche neuen Einblicke in soziale und kulturelle Zusammenhänge.

Von 
Michael Kochendörfer
Lesedauer: 

Erlenbach. Er ist von klein auf mit seinem Dorf verwachsen: der Erlenbacher Heinz Emig. Bis heute ist er für die Gemeinschaft und den Ort ehrenamtlich engagiert, früher als stellvertretender Bürgermeister in der selbstständigen Gemeinde, später als Beigeordneter der Großgemeinde Fürth, bis heute beim Team, das die Museumsscheune betreibt – um nur einige Beispiele aufzuzählen.

 Geschichte vom und die Erkenntnisse über den Erlenbacher Steinbruch

Der Malermeister ist im Juli vergangenen Jahres 88 Jahre alt geworden und in Sachen Heimatforschung und Bewahrung des Wissensstandes noch immer aktiv. Er trug eine Dorfchronik zusammen. Zuletzt hat er pro Jahr einen wunderbaren selbst gezeichneten Jahreskalender mit alten, zum Teil nicht mehr existierenden Bauernhöfen und Dorfhäusern, sogenannten Huben, herausgebracht. Jetzt war es ihm ein Anliegen, die Geschichte vom und die Erkenntnisse über den Erlenbacher Steinbruch, bedeutend für die Region über die Dorfgrenzen hinaus, festzuhalten.

Heinz Emig hat die Geschichte in einer Broschüre zusammengefasst und sie an interessierte Mitbürger verteilt. Darüber hinaus soll sie Eingang in die Gemeindearchive von Fürth und Rimbach finden, so wie seine sonstigen Werke auch.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Er hat wichtige Eckdaten, Entwicklungen und Auswirkungen des Steinabbaus in Erlenbach aus seiner „persönlichen Erinnerung niedergeschrieben, nach bestem Wissen, aber ohne Anspruch auf Vollständigkeit“. Die Fakten sind belegbar, seine Vermutungen oder Schlüsse sind als solche gekennzeichnet.

Drei Hubenbesitzer in Erlenbach (Bitsch, Marquard und Wolf) waren sich in den Jahren 1896/97 einig und gründeten das Syenitwerk Erlenbach. Das war gleichzeitig der Startschuss der Entwicklung Erlenbachs vom ärmsten Dorf der Region zum reichsten, wie Emig in seiner „Chronik von einem Stückchen Heimat“ gut nachvollziehbar aufführt.

Über die technischen Entwicklungen des vergangenen Jahrhunderts

Fast aus jedem Erlenbacher Haus arbeitete ein Mann im Steinbruch. Frauen und Kinder bestellten den kleinen Garten, das Stück Acker, das den Familien blieb. Manche hatten auch Ziegen oder eine Kuh. Die Erträge reichten bei bescheidenem Lebenswandel zum (Über-)Leben, und für die Arbeit im Steinbruch bekam der Mann Lohn, Geld, das zusätzlich zur Verfügung stand.

Emig fasst zusammen: „Jeder hatte jetzt eine Arbeitsstelle und alle hatten Geld.“ Dabei fördert er noch einen anderen kulturellen Aspekt zutage: Die Erlenbacher brauchten keinen Kraftsportverein. „Sie konzentrierten sich auf Gesang, Musik und Theater, allesamt Tätigkeiten, die keiner besonderen körperlichen Anstrengung bedürfen. Davon hatten sie in der Steinbrucharbeit schon genug.“

Mehr zum Thema

Freizeit

Diese Veranstaltungen stehen 2024 in Heppenheim an

Veröffentlicht
Von
mbl/ü
Mehr erfahren

Entsprechenden Raum nehmen in Emigs Arbeit auch die technischen Entwicklungen des vergangenen Jahrhunderts ein, von der mühsamen Handbearbeitung über die Sprengungen bis hin zum Abtransport von einst Pferdefuhrwerken bis zu modernen Lastwagen. Interessant dabei, dass der Erlenbacher Steinbruch ab dem Jahr 1905 eine eigene Verladerampe am Bahnhof in Fürth unterhielt. Früher wurden die Erzeugnisse mit den Wagen nach Worms gefahren und dort verschifft. Emig: „Später hatte die Firma dann noch eine Umladestation in Neckarsteinach, die an verschiedenen Tagen von Arbeitern des Erlenbacher Steinbruchs betreut wurde.“

Der Betrieb im Steinbruch in Erlenbach wurde bis 2014 aufrechterhalten

Zusehends weitere Motorisierungen machten den Bau von Fahrzeughallen notwendig, die zunächst ihren Platz auf dem Parkplatz vor der heutigen Museumsscheune fanden. Selbst der heute renaturierte Steinbruch von Ober-Mengelbach diente dem Syenitwerk Erlenbach als Filiale.

Der Betrieb in Erlenbach wurde bis 2014 aufrechterhalten. Mit der Auffüllung der ehemaligen Abbauflächen wurde eine Schredder-Anlage in Betrieb genommen, die bis heute wertvolle Dienste leistet. Teile des angefahrenen Füllmaterials aus Abbrucharbeiten werden in verschiedene Körnungen getrennt und können zu Beton weiterverarbeitet werden. Der Rest findet als Schüttgut zur Auffüllung der alten Anlage Verwendung.

Mit der Verfüllung und Renaturierung des ehemaligen Steinbruch-Territoriums verbindet Emig einen schon lange in Erlenbach gehegten praktikablen Wunsch: „Den Ausbau zum Panoramaweg, gleichzeitig als Zugang zum Bergtierpark. Von keiner anderen Stelle hat man einen reizvolleren Blick in das obere Weschnitztal als von dieser.“

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke

Thema : Burgfest Lindenfels

  • Lindenfels Kinder verlegten den „Wilden Westen“ nach Lindenfels

    Der traditionelle Kindernachmittag beim Lindenfelser Burgfest ist der Höhepunkt für viele Familien aus der ganzen Umgebung. Über 180 Kinder zog es in den „Wilden Westen“, den Simone Spielmann und ihr Team vorbereitet hatten. An acht Stationen testeten die Kinder ab drei Jahren ihre Geschicklichkeit. Alle Spiele waren kostenlos. An der Burgschänke stand Simone Spielmann und verteilte die Laufzettel. An jeder der acht Stationen erhielten die Kinder einen Stempel. Wer alle absolviert hatte, durfte sich ein kleines Geschenk aus einer großen Kiste aussuchen. Die Aufgaben waren bunt gemischt. Unter den Augen von Simone Spielmann musste man in drei geschlossene Eimer greifen und Spinnentiere aus dem Wasser holen. Dann ging es weiter zum Hufeisenwerfen. Geschickt warfen die Jungen und Mädchen echte Hufeisen an eine Stange. Das Zielwerfen mit viel Gefühl lag manchen Mädchen mehr als den Jungen. An zwei Tischen vor der Burgschänke war eine Schürfstelle für die Goldgräber: Nicht unter Tage im Schacht, sondern in Badewannen voller Spielsand mussten Goldnuggets gesucht werden. „Ich habe ihn, ich habe ihn“ rief ein blondes Mädchen. Die „Nuggets“ durften die Kinder mit nach Hause nehmen. In der Burgschänke bastelten Kinder aller Altersklassen unter der Aufsicht von Stefan Lauterbach Halsketten und Armbänder. „Als Indianer braucht man ein Armband.“ Cowboys auf dem SteckenpferdAuf halber Höhe auf dem Weg zur Burg gab es Pfeilwerfen. Für die Älteren hing eine Dartscheibe an einem Baum, für die Jüngeren gab es eine Scheibe mit Bildern. Neben dem Zielen mit Pfeilen lag eine Station, bei der Schaukelpferde mit einem Lasso gezogen werden mussten. Über eine kurze Distanz mussten die Kinder die Schaukelpferde ziehen. Manche machten es mit viel Kraft und roher Gewalt. Zwei Stationen waren rechts und links neben dem Burgtor. Auf der rechten Seite gab es „Hobby-Horsing für Cowboys, die sich nur ein Steckenpferd leisten können“. Jedes Kind durfte sich ein Steckenpferd aussuchen, und los ging es mit dem Westernturnier. Westernpferde müssen wendig und schnell sein, um den Kühen oder Pferden hinterherzujagen. Slalom und Geschwindigkeit spielten eine Rolle auf der Strecke um eine Tonne herum. Auf der linken Seite vom Burgtor probierten die Kinder aus, wie gut sie sich lautlos bewegen können. Ein Muss für Indianer, die sich an den Gegner anschleichen. Ein Geflecht von Schnüren, an denen Glocken und Musikinstrumente hingen, musste überwunden oder unterklettert werden. Ein Mädchen aus Gadernheim hatte den Einfall: „Warum über die Schnüre krabbeln, warum nicht unten drunter durchrobben?“. Sie war die Schnellste und klopfte sich anschließend den Dreck ab. Schon bald gab es keine Laufkarten mehr, aber die Kinder konnten an allen Stationen weiter ihre Fähigkeiten testen. Sie testeten auch das Klettern und Schwingen an den Ästen des jungen Bäumchens gegenüber der Burgschänke. Der junge Baum ertrug die Kletterer mit Ruhe und Gelassenheit.

    Mehr erfahren
  • Lindenfels Trachtenkapelle: Polka-Klänge am Fuß der Burg Lindenfels

    Die Musiker der Lindenfelser Trachtenkapelle stimmten sich mit einer öffentlichen Probe schon einmal auf das anstehende Burgfest ein.

    Mehr erfahren
  • Lautertal Viele Termine sollen Besucher in den Odenwald locken

    Der Veranstaltungskalender der TAG präsentiert Events wie das Lindenfelser Burgfest und kulturelle Höhepunkte. Eine spannende Einladung, den Vorderen Odenwald zu entdecken.

    Mehr erfahren

Thema : Lindenfels-Festival

  • Lindenfels Ein Konzert in Lindenfels zum Mitmachen

    Elisha Mbukwa und seine Band begeisterten bei ihrem Auftritt die rund hundert Besucher.

    Mehr erfahren
  • Life 2023 13-jährige Ausnahmekünstlerin beim Lindenfels-Festival

    Musik ist Franziska Trilligs Leidenschaft. Mit nur sieben Jahren begann sie, Gitarre zu spielen. Heute komponiert die jetzt 13-Jährige eigene Songs. Ihr ganzes Können zeigte sie nun auch bei einem Konzert beim Life-Festival.

    Mehr erfahren
  • Lindenfels-Festival Lindenfels-Festival: Über 100 Besucher beim Klassik-Konzert

    Sopranistin Emma Kindinger, Pianist Mathieu Bech und Klangregisseur Lennart Scheuren zeigten beim Klassik-Konzert ihr ganzes Können

    Mehr erfahren