Erlenbach. Er ist von klein auf mit seinem Dorf verwachsen: der Erlenbacher Heinz Emig. Bis heute ist er für die Gemeinschaft und den Ort ehrenamtlich engagiert, früher als stellvertretender Bürgermeister in der selbstständigen Gemeinde, später als Beigeordneter der Großgemeinde Fürth, bis heute beim Team, das die Museumsscheune betreibt – um nur einige Beispiele aufzuzählen.
Geschichte vom und die Erkenntnisse über den Erlenbacher Steinbruch
Der Malermeister ist im Juli vergangenen Jahres 88 Jahre alt geworden und in Sachen Heimatforschung und Bewahrung des Wissensstandes noch immer aktiv. Er trug eine Dorfchronik zusammen. Zuletzt hat er pro Jahr einen wunderbaren selbst gezeichneten Jahreskalender mit alten, zum Teil nicht mehr existierenden Bauernhöfen und Dorfhäusern, sogenannten Huben, herausgebracht. Jetzt war es ihm ein Anliegen, die Geschichte vom und die Erkenntnisse über den Erlenbacher Steinbruch, bedeutend für die Region über die Dorfgrenzen hinaus, festzuhalten.
Heinz Emig hat die Geschichte in einer Broschüre zusammengefasst und sie an interessierte Mitbürger verteilt. Darüber hinaus soll sie Eingang in die Gemeindearchive von Fürth und Rimbach finden, so wie seine sonstigen Werke auch.
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Er hat wichtige Eckdaten, Entwicklungen und Auswirkungen des Steinabbaus in Erlenbach aus seiner „persönlichen Erinnerung niedergeschrieben, nach bestem Wissen, aber ohne Anspruch auf Vollständigkeit“. Die Fakten sind belegbar, seine Vermutungen oder Schlüsse sind als solche gekennzeichnet.
Drei Hubenbesitzer in Erlenbach (Bitsch, Marquard und Wolf) waren sich in den Jahren 1896/97 einig und gründeten das Syenitwerk Erlenbach. Das war gleichzeitig der Startschuss der Entwicklung Erlenbachs vom ärmsten Dorf der Region zum reichsten, wie Emig in seiner „Chronik von einem Stückchen Heimat“ gut nachvollziehbar aufführt.
Über die technischen Entwicklungen des vergangenen Jahrhunderts
Fast aus jedem Erlenbacher Haus arbeitete ein Mann im Steinbruch. Frauen und Kinder bestellten den kleinen Garten, das Stück Acker, das den Familien blieb. Manche hatten auch Ziegen oder eine Kuh. Die Erträge reichten bei bescheidenem Lebenswandel zum (Über-)Leben, und für die Arbeit im Steinbruch bekam der Mann Lohn, Geld, das zusätzlich zur Verfügung stand.
Emig fasst zusammen: „Jeder hatte jetzt eine Arbeitsstelle und alle hatten Geld.“ Dabei fördert er noch einen anderen kulturellen Aspekt zutage: Die Erlenbacher brauchten keinen Kraftsportverein. „Sie konzentrierten sich auf Gesang, Musik und Theater, allesamt Tätigkeiten, die keiner besonderen körperlichen Anstrengung bedürfen. Davon hatten sie in der Steinbrucharbeit schon genug.“
Entsprechenden Raum nehmen in Emigs Arbeit auch die technischen Entwicklungen des vergangenen Jahrhunderts ein, von der mühsamen Handbearbeitung über die Sprengungen bis hin zum Abtransport von einst Pferdefuhrwerken bis zu modernen Lastwagen. Interessant dabei, dass der Erlenbacher Steinbruch ab dem Jahr 1905 eine eigene Verladerampe am Bahnhof in Fürth unterhielt. Früher wurden die Erzeugnisse mit den Wagen nach Worms gefahren und dort verschifft. Emig: „Später hatte die Firma dann noch eine Umladestation in Neckarsteinach, die an verschiedenen Tagen von Arbeitern des Erlenbacher Steinbruchs betreut wurde.“
Der Betrieb im Steinbruch in Erlenbach wurde bis 2014 aufrechterhalten
Zusehends weitere Motorisierungen machten den Bau von Fahrzeughallen notwendig, die zunächst ihren Platz auf dem Parkplatz vor der heutigen Museumsscheune fanden. Selbst der heute renaturierte Steinbruch von Ober-Mengelbach diente dem Syenitwerk Erlenbach als Filiale.
Der Betrieb in Erlenbach wurde bis 2014 aufrechterhalten. Mit der Auffüllung der ehemaligen Abbauflächen wurde eine Schredder-Anlage in Betrieb genommen, die bis heute wertvolle Dienste leistet. Teile des angefahrenen Füllmaterials aus Abbrucharbeiten werden in verschiedene Körnungen getrennt und können zu Beton weiterverarbeitet werden. Der Rest findet als Schüttgut zur Auffüllung der alten Anlage Verwendung.
Mit der Verfüllung und Renaturierung des ehemaligen Steinbruch-Territoriums verbindet Emig einen schon lange in Erlenbach gehegten praktikablen Wunsch: „Den Ausbau zum Panoramaweg, gleichzeitig als Zugang zum Bergtierpark. Von keiner anderen Stelle hat man einen reizvolleren Blick in das obere Weschnitztal als von dieser.“
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