Ausschuss für Fragen des Gemeinwesens

Ein neues Urnengrabfeld für den Lindenfelser Friedhof

In einem Vortrag soll über das hessische Dorfentwicklungsprogramm informiert werden.

Von 
Nora Strupp
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Durch geräumte Gräber entstehen auf dem Friedhof in der Lindenfelser Kernstadt immer mehr Freiflächen. Dieser Platz könnte nun für ein neues, nicht-anonymes Urnengrabfeld genutzt werden. © Dietmar Funck

Lindenfels. Die Bestattungskultur befindet sich in einem Wandel. Die Anzahl der klassischen Erdbestattungen sinkt seit Jahren, die Zahl der Urnenbeisetzungen hingegen steigt. Dieser Trend ist auch in Lindenfels zu beobachten. Die Stadt möchte deshalb ihre Friedhofssatzung ändern und dort eine neue Grabart hinzufügen: ein nicht-anonymes Urnengrabfeld.

Bislang gab es nur ein- oder mehrstellige Wahlgrabstätten, Urnenwahlgrabstätten, ein Feld für (halb-)anonyme Urnenbeisetzungen, Urnenwände und Baumgrabstätten für Urnenbeisetzungen. Seinen Platz finden soll das neue Urnengrabfeld auf den Freiflächen des Lindenfelser Friedhofs, die durch geräumte Gräber entstehen. Nach Rücksprache mit den Ortsbeiräten sei die Schaffung eines solchen Feldes aber auch auf den anderen vier städtischen Friedhöfen in Kolmbach, Schlierbach, Seidenbuch und Winterkasten möglich, erläuterte Bürgermeister Michael Helbig.

Ausschuss beriet über neue Bestattungsmöglichkeiten

Das Feld in der Kernstadt soll den Namen „Bienenhain“ tragen und der zunehmenden Nachfrage nach modernen Bestattungsmöglichkeiten gerecht werden. „Die Firma Bollermann Grabmale aus Winnenden bietet Grabanlagen aus Cortenstahl an, der über einen charakteristischen Edelrost verfügt. Die Anlage wird damit zum Blickfang, die sich trotzdem in die natürliche Umgebung einfügt, ohne aufdringlich zu wirken. Mit einer bienen- und insektenfreundlichen Bepflanzung, dem passenden Design in Bienenwabenform und den summenden Bienen lässt sich der Kreislauf ,Tod und Leben’ schön darstellen“, heißt es dazu in der Gremienvorlage.

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Am Montag hat der Ausschuss für Fragen des Gemeinwesens über die Etablierung dieser neuen Bestattungsmöglichkeit beraten. Dieter Adolph (FDP) störte sich vor allem an den angesetzten Kosten für die Grabpflege, um die sich die Stadt kümmern müsste. „Dafür sind 686 Euro angesetzt bei einem Nutzungsrecht von 25 Jahren. Da stimmt die Kalkulation nicht. Alles wird teurer“, plädierte er dafür, die Preise anzupassen. Auch die veranschlagte Gebühr in Höhe von 1400 Euro, die für solch eine Urnenfeld-Grabstelle zu entrichten wäre, war ihm im Gegensatz zu den 1700 Euro für das günstigste Erdgrab zu niedrig. Adolph erkundigte sich, ob eine Anfrage an lokale Steinmetzbetriebe in Lindenfels und Umgebung erfolgt sei, um einen Vergleich in Bezug auf die Gebühren zu haben. Dies wurde verneint, was Adolph als „Fehler“ bezeichnete.

CDU beantragt Wlan-Hotspots in Dorfgemeinschaftshäusern

Die Kosten für die Anlage des neuen Urnenfelds „Bienenhain“ würden sich auf 11162 Euro belaufen. Im Zuge der Schaffung des nicht-anonymen Urnenfelds soll außerdem die anonyme Urnenwiese mit einer neuen Umrandung und Stele aufgewertet werden. Für diese Maßnahme werden Kosten in Höhe von rund 3000 Euro veranschlagt. Die Gelder für diese Vorhaben sollen aus nicht genutzten Haushaltsresten aus 2023 generiert werden. Bis auf das Veto von Dieter Adolph empfahl der Ausschuss der Stadtverordnetenversammlung, der Schaffung des neuen Urnengrabfelds zuzustimmen.

Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde ein Antrag der CDU-Fraktion behandelt, die sich die Einrichtung von öffentlichen Wlan-Hotspots in den Dorfgemeinschaftshäusern wünscht. „Unsere Dorfgemeinschaftshäuser sind nicht nur wichtige soziale Treffpunkte, sondern sollen auch als moderne und zeitgemäße Einrichtungen wahrgenommen werden. Die Bereitstellung von kostenlosem Wlan ermöglicht es den Besuchern, die Vorteile der digitalen Welt zu nutzen und fördert gleichzeitig den Austausch und die Interaktion in unserer Gemeinschaft“, begründen die Christdemokraten ihren Antrag. Dies trage zur Stärkung des Gemeinschaftslebens und zur Förderung des sozialen Zusammenhalts bei und biete eine Vielzahl von praktischen Anwendungsmöglichkeiten. „Wir sind überzeugt, dass die Einrichtung von Wlan-Hotspots in den Dorfgemeinschaftshäusern einen wichtigen Schritt in Richtung einer digitaleren und inklusiveren Gesellschaft darstellt“, so die CDU.

Zwischenlösungen finden, bis das Glasfaser-Projekt abgeschlossen ist

Thomas Bauer (SPD) sprach sich dafür aus, zunächst einmal zu prüfen, mit welchem finanziellen und sonstigem Aufwand die Einrichtung der Wlan-Hotspots einhergehen würde. „Wir würden Telefonleitungen legen, Router anschaffen und hätten Gebühren. Aber wenn dann in ein oder zwei Jahren die Glasfaserleitungen fertig sind, können wir das alles wieder in die Tonne treten“, sah er unnötige Kosten auf die Stadt zukommen. Jochen Ruoff (Grüne) beantragte, erst einmal den Ist-Zustand und die Kosten zu prüfen sowie die Perspektiven, also eine mögliche Zwischenlösung zu erarbeiten, bis das Glasfaserprojekt abgeschlossen ist. Auch mit den Ortsbeiräten sollte vorher gesprochen werden, betonte Ruoff. Ruoffs Vorschlag wurde positiv von den anderen Ausschussmitgliedern aufgenommen und soll so nun auch dem Finanzausschuss zur Abstimmung vorgelegt werden.

Als nächstes wurde über einen Antrag von SPD, Grünen und FDP gesprochen, in dessen Mittelpunkt eine Informationsveranstaltung zur Leader-Förderung stand. Mit „Leader“ werden innovative Projekte bezuschusst, die die Region voranbringen. Umgesetzt wird das Förderprogramm vom Verein „Interessengemeinschaft Odenwald“ (IGO).

Bürger, Vereine und Firmen sollen über „Leader“ informiert werden

Die genaue Förderhöhe richtet sich nach Art und Inhalt des Projekts sowie nach Art des Antragstellers. Kleinst- und Kleinunternehmen können eine Förderung in Höhe von 25 bis 50 Prozent der förderfähigen Nettokosten erhalten – je nachdem, welche Zusatzkriterien erfüllt werden. Die maximale Fördersumme liegt bei 200 000 Euro. Kommunen und Vereine können eine Förderung von 50 bis 80 Prozent erwarten. Die maximale Fördersumme liegt je nach Projektziel zwischen 25 000 und 500 000 Euro.

Mithilfe der Leader-Förderung wurden auch in Lindenfels schon erfolgreiche Projekte umgesetzt. Dazu zählen die Sanierung des Hauses Baureneck, in dem das Drachenmuseum untergebracht ist, und der Infopunkt an der Burg.

Im Rahmen einer sogenannten „Ideenbar“ sollen Bürgerinnen und Bürger über die Leader-Förderung informiert werden. Außerdem sollen gemeinsam Projektideen für Lindenfels gesammelt und so die Stadtentwicklung vorangetrieben werden. Jochen Ruoff schlug vor, das Publikum zu erweitern und auch Vereine und Firmen zur Ideenbar einzuladen, was die anderen Ausschussmitglieder begrüßten.

Einstimmig stimmte der Ausschuss dafür, gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Odenwald eine solche Ideenbar zu organisieren.

Dörfer als zukunftsfähigen Lebensraum erhalten

Mit der Stadtentwicklung zu tun hatte auch das letzte Thema der Tagesordnung: Auf Antrag von SPD, Grünen und FDP soll die Abteilung „Dorf- und Regionalentwicklung“ des Landkreises Bergstraße in einer der nächsten Sitzungen des Ausschusses für Fragen des Gemeinwesens über das Dorfentwicklungsprogramm in Hessen referieren. Die Informationen der Abteilung sollen für die weitere Überlegung dienen, die Stadt Lindenfels für die Aufnahme in das Dorfentwicklungsprogramm zu bewerben.

„Ziel der hessischen Dorfentwicklung ist es, die Dörfer im ländlichen Raum als attraktiven, zukunftsfähigen und lebendigen Lebensraum zu erhalten und zu gestalten sowie ihre Identität zu bewahren. Die Förderangebote der Dorfentwicklung sollen dazu beitragen, auf strukturelle und demografische Herausforderungen im ländlichen Raum aktiv, konzeptionell und gestalterisch zu reagieren und durch eigenständige Entwicklungsprozesse die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Potenziale zu mobilisieren“, informiert die Gremienvorlage. Grundlage für die Aufnahme in das Programm ist die Erarbeitung eines kommunalen Entwicklungskonzepts, dessen Erstellung ebenfalls gefördert wird.

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Jochen Ruoff äußerte den Wunsch, das Vorhaben zeitnah anzugehen. „Wir sollten schon mal im Kopf haben, was genau wir wollen, damit es kein Jahrhundertprojekt wird“, bat er.

Einstimmig sprach sich der Ausschuss für den Antrag der SPD-, Grünen- und FDP-Fraktion aus, die Abteilung „Dorf- und Regionalentwicklung“ in einer der nächsten Ausschusssitzungen über das Dorfentwicklungsprogramm in Hessen referieren zu lassen.

Redaktion

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