Winterkasten. Nach zwei Jahren hat das Winterkäster Scheeserennen wieder im gewohnten Umfang stattgefunden – es war die 44. Ausgabe. Die Sitzplätze auf dem Sportplatz waren voll besetzt, die Schlangen vor Getränke- und Essensausgabe lang. Auf dem Sportplatz bereiteten sich die verschiedenen Teams auf das Rennen vor.
Die Veranstaltung unterteilte sich in drei Kategorien: schnell, originell und das Kinder-Rennen. Bei den schnellen Scheesen handelt es sich um eine Art Dreirad zum Schieben. Eine Person lenkt das Gefährt, die zweite schiebt es an. In dieser Kategorie traten dieses Mal zwei jeweils Zweier-Teams gegeneinander an und kämpften parallel auf einem Parcours um die schnellere Zeit.
Dabei galt es zunächst, zehn leere Bierkästen zu einem Turm zu stapeln, ohne dass dieser umfiel, Gymnastikbälle in einen Korb zu werfen und davor, danach und zwischendrin jeweils ein Glas Bier zu leeren. An der Ziellinie befand sich ein Buzzer, das Team, das ihn zuerst drückte, gewann und zog in die nächste Runde ein. Das Stapeln der Bierkästen stellte sich als größte Hürde heraus. Oft fiel der Turm kurz vor Beendigung wieder um. Im Finale überquerten Michael Nill und Johannes Arras als erste die Ziellinie – und vergaßen im Siegestaumel, den Buzzer zu betätigen. Ihre Kontrahenten bewiesen aber Sportsgeist und sprachen ihnen den Sieg zu, schließlich hatten Nill und Arras die Linie mit deutlichem Vorsprung überquert.
Mancher musste geleitet werden
Da die Stationen lose auf dem Platz verteilt standen, ergab sich bei den Teilnehmenden ein kleines Übersichtsproblem. Die Seniorengruppe des SV Winterkasten trat als erstes Team an den Start. Ganz im Sinne der Fernsehsendung „Tabaluga Tivi“ hatten sie sich als grüner Drache, als Schneemann und Pinguin verkleidet, die restlichen Teilnehmer zogen sich die für die Fernsehsendung typischen gelben und roten T-Shirts an. Doch schon bei der ersten Abzweigung mussten die Moderatoren eingreifen und das Gefährt in die richtige Richtung weisen.
Einen langen, krokodil-ähnlichen Drachen hatte die Gruppe als Wagen zusammengebaut. Dieser schlug sich auf dem Parcours auch gut, doch als es galt, eine Sprungschanze zu überwinden, wurde ihnen die Länge ihres Gefährts zum Verhängnis und der Schwanz des Tieres brach ab. Jubelnd und unter Applaus gelangten sie trotzdem ins Ziel.
Die Sieger beim 44. Scheesrenne
In der Kategorie der Originalität belegte das Team „Freche Früchte“ bei den Kindern bis 10 Jahren den zweiten Platz. Das Team „Star Wars“ entschied die Kategorie für sich. Bei den Kindern bis 14 Jahren belegte das Team „Dorfkinder“ den zweiten Platz, das Team „Minions“ den ersten.
Bei den Erwachsenen landete das Team „US-Pick-Up“ auf dem sechsten Platz, das Team „Tabaluga Tivi“ auf dem fünften. Das Team „Malle-Scheese“ entschied den vierten Platz für sich, der „Wild West Salon“ belegte Platz drei. Platz zwei ging an das Team „Aladdin“. Die „80er/90er-Jahre Jukebox“ entschied das Rennen für sich.
In der Kategorie der Schnellen bis 10 Jahren belegten Pascal Gehion und Noah Bechtel mit einer Zeit von 4:28 Minuten den zweiten Platz, Leonie Ulrich und Amelie Pfeifer gewannen mit von 2:56 Minuten. In der Kategorie der Schnellen bis 14 Jahren belegten Jacob Abeln und Jonas Kriewald mit 3:15 Minuten den 3. Platz, Felix Rettig und Jannek Pfeifer mit 3:02 Minuten den zweiten Platz und Noah Pfeifer und Jakob Gottschall mit 2:25 Minuten den ersten Platz.
Das Geschwindigkeitsrennen der Damen entschieden Lena Kredel und Meike Ulrich für sich. Bei den Herren ging der Sieg an Michael Nill und Johannes Arras.
Direkt danach ging auch schon das erste Kinderteam in Sachen Geschwindigkeit an den Start. Jannek Pfeifer und Felix Rettig wollten es wissen und in ihrer Scheese über den Platz heizen. Voller Tatendrang stürmten sie aus dem Start und gelangen an die erste Station: ein Getränkestand, der direkt neben einer Plane voll Schmierseife stand. Die Scheese zum Stopp brachten sie erfolgreich, lediglich beim Aussteigen macht sich der extrem rutschige Untergrund bemerkbar und es gibt Stürze.
Davon ließen sich die zwei Jungs nicht abbringen, stürzten ihre Limo herunter und sprangen wieder auf den Wagen. Wer schiebt und wer lenkt war klar abgesprochen, nach jedem Getränke-Halt wurden die Positionen gewechselt. An der nächsten Station galt es, einen Wasserballon in Richtung seines Partners zu werfen.
Dieser hielt sich eine spitze Vorrichtung an den Kopf, um den Ballon zum Platzen zu bringen und um sich eine Erfrischung zu holen. Bei dem strahlenden Sonnenschein, der auf den Sportplatz fiel, nicht die schlechteste Idee. Nach Richtungshinweisen vonseiten der Moderation fanden die beiden zum nächsten Getränkestand und kurze Zeit später ins Ziel.
Bei den Geschwindigkeitsrennen, sei es bei den Kindern oder bei den Erwachsenen, wurde ein ordentliches Tempo auf dem Platz vorgelegt. Die Zuschauenden waren begeistert, fieberten mit und feuerten ihre Freunde, Familienmitglieder und Favoriten an.
Gerade in den Rennen der Erwachsenen kam einiges an Spannung auf, wenn der gerade errichtete Turm aus Bierkästen drohte umzukippen, während die andere Gruppe schon auf dem Weg zum nächsten Bierstand war. Hier gab es einige Kopf-an-Kopf-Rennen, die sich auf den letzten Metern entschieden und die Stimmung auf dem Platz weiter anheizten.
Zuschauer stimmten online ab
Weniger mitgefiebert, dafür umso mehr gelacht, wurde in der originellen Kategorie. Geschwindigkeit war hier wirklich nicht das, worauf es ankam. Hier galt es, den ansprechendsten Wagen und das dazugehörige unterhaltsamste Rahmenprogramm zu bieten. Über den Gewinner bestimmten alle Besucher des Rennens. Mit ihrer Eintrittskarte erhielten sie einen Code, mit dem es ihnen möglich war, online abzustimmen.
Vier Kindergruppen gingen in dieser Kategorie an den Start. Die Gruppen bis 14 Jahren präsentierten zum einen eine Scheese unter dem Motto „Dorfkinder“. Das Besondere an dieser Scheese war, dass sie komplett von den Kindern allein gebaut wurde. Sie hatten einen Traktor gebaut, trugen Strohhüte und zogen so über den Parcours.
Die zweite Gruppe konnte mehr Zuschauer von sich überzeugen. In knallgelben Outfits mit blauen Latzhosen mimten sie die Minions aus den Kinderfilmen der „Ich, einfach unverbesserlich“-Reihe. Bösewicht Gru gab sich genauso die Ehre, wie der gestohlene Mond, der mehrere Meter in der Luft an einer Stange hing und auf Rädern umher geschoben wurde. An der Rampe angekommen stürzte der Bau dann um, den Sieg kostete es die Gruppe allerdings nicht.
In der jüngeren Gruppe traten dann Kinder bis zehn Jahre an. Platz zwei belegte dort die Gruppe „Freche Früchtchen“. Als Obst verkleidet begleiteten sie eine große Obstkiste über den Parcours, auf dem ihr Name prangte. Die zweite Gruppe startete cineastisch durch. Zu dem eingängigen Soundtrack von John Williams fuhren sie in einem selbstgebauten X-Wing über die Strecke.
Passend als Star Wars-Charaktere verkleidet präsentierten sie den ewigen Kampf zwischen der hellen und der dunklen Seite Macht. So kam es auf der Strecke zu einem Lichtschwertduell zwischen Luke Skywalker und Darth Vader, dem Wiederaufbau des Todessterns und letztlich der Versöhnung, um gemeinsam den Wagen ins Ziel zu bringen. Ein Auftritt, der die Menge begeisterte und der Gruppe zum Sieg verhalf.
Bei den Erwachsenen gingen sechs selbstgebaute kreative Kreationen an den Start. Neben dem „Tabaluga Tivi“-Team gab es auch Einblicke in die klassische US-amerikanische Automobilkultur, als ein roter Ford Pick-Up über die Strecke fuhr, an der selbstgebauten Tankstelle aufgetankt werden musste und danach dicker schwarzer Rauch aus der Scheese strömte. Für einen Sieg über die Tabaluga-Gruppe langte die Pyro-Einlage allerdings nicht.
„Malle ist nur einmal im Jahr“ war das Motto der Gruppe, die mit dem Schiff „MS Malle“ auf dem Platz unterwegs war. Die Ballermann-Erfahrung wurde hier eindrücklich vermittelt. Inklusive Ballermann-Hits, Plastikpalmen, Liegestuhl und aufdringlichen Sonnenbrillenverkäuferinnen, die den Moderatoren keine Ruhe gaben, ehe diese eine Brille gekauft hatten. Die Scheese überlebte die Rampe jedoch nicht, brach entzwei und die Pilotin fand sich auf dem Boden sitzend zwischen den beiden Teilen des Schiffes wieder.
Ein Wildwestsalon, inklusive Getränkeregal und funktionsfähigem Schornstein machte sich dann auf den Weg. Dabei kam es zum klassischen Westernduell zwischen den zwei begleitenden Cowboys. Arabische Nächte brachte die darauffolgende Gruppe nach Winterkasten, als sie mit einem Tempel auf Rädern die Geschichte von Aladdin nachspielten. Dabei wurde eine Gießkanne zur Wunderlampe umfunktioniert, ein Dschinni brach aus dem Dach des Tempels und am Ende kam es zum berühmten Flug auf dem fliegenden Teppich.
Das Siegerteam chauffierte eine überdimensionale Jukebox über den Platz und hatte sich einen kreativen Kniff einfallen lassen. Da man in Schlangenlinien über den Platz fuhr, war jeweils eine Seite der Box dem Publikum zugewandt. So schrieben sie auf die eine Seite 80s, auf die andere Seite 90s und spielten, je nach präsentierter Seite die dazugehörigen Songs. Jeder Song hatte eine eigene Choreographie. „It’s raining men“ wurde mit aufgespannten Regenschirmen getanzt, zu Avril Lavignes „Sk8er Boi“ gab es 90er-Jahre Baggy-Jeans und Skateboards, zu den Backstreet Boys eine entsprechende Boyband-Choreographie und zum Finale eine Aerobics-Einheit knallbunten Outfits zu dem Klassiker der Aerobics-Szene „Call On Me“. Eine sportliche Leistung, die mit einem ersten Platz ausgezeichnet wurde.
Die Zuschauer sind so glücklich wie die Teilnehmer, lautes Gelächter und Applaus gehörte zur konstanten Geräuschkulisse der Veranstaltung. Das Scheeserennen ist wieder da, als wäre es nie weggewesen, als hätte es die reduzierten Versionen der letzten Jahre nie gegeben.
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