Reichelsheim. Nach zweijähriger Coronapause durften die angehenden Abiturienten der Georg-August-Zinn-Schule (GAZ) in Reichelsheim wieder die fest im Schulprogramm verankerte Studienfahrt nach Frankreich unternehmen. Mit ihren Geschichtslehrern Dirk Strohmenger, Patrick Eckert und René Beck sowie den Lehrern Brigitta Gsell und Kai Popescu reisten die Oberstufenschüler nach Verdun, um sich zwei Tage lang der Erinnerungskultur des Ersten Weltkriegs zu widmen.
Erste Station war der Wald von Caures, wo ein Gästeführer den Beginn der Schlacht um Verdun im Februar 1916 veranschaulichte. Zwischen den vordringenden deutschen Truppen und dem Bataillon von Leutnant Driant, der in dem Waldstück begraben liegt, kam es zu Gefechten, was den deutschen Vormarsch verlangsamte. Originalberichte, die eindringlich das Kriegsgeschehen widerspiegelten, wurden im Wald von Schülern vorgetragen.
Auf dem deutschen Soldatenfriedhof von Azannes wurde die Tour fortgesetzt. Hier liegen auch Soldaten begraben, die aus Darmstadt und dem Odenwald stammten. Besonders eindrucksvoll war der Besuch des zerstörten Dorfs Bezonvaux. Aufgrund der hügeligen Landschaft wurde sichtbar, wie sich die Erdformation durch die anhaltenden Gefechte verändert hat. Außer der rekonstruierten Kapelle erinnern nur noch einzelne Fundstücke daran, dass hier bis 1916 Zivilisten lebten.
Nach der Übernachtung in Verdun ging es zum Festungswerk Falouse, das demonstriert, wie der Soldatenalltag aussah. In diesem gut erhaltenen Stützpunkt verschanzten sich Soldaten unterirdisch und verteidigten ihre Region durch bewegliche Schießscharten. Jedoch war die Festung nie direktem Beschuss ausgesetzt. Umgeben wird das Werk durch Schützengräben, die den Jugendlichen eindrücklich die Dimensionen eines Schützengrabens sowie die Versorgungssituation vor Augen führten.
Das Fort Douaumont war stark in die Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieg verwickelt. In dem gewaltigen Festungswerk demonstrierte der Gästeführer auf zwei Etagen unter Tage die direkten Kampfhandlungen, Versorgungsengpässe und hygienische Probleme. Tragische Schicksale ereilten hier die Soldaten in den Gefechten. Bis heute wird dort der Opfer gedacht.
Anschließend besuchten die Schüler das Beinhaus von Douaumont, das eine Sammlung von Knochen hunderttausender 2016 besuchten Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Regierungschef François Hollande gemeinsam diesen Ort mit seinen etwa 4000 Gedenktafeln.
Zum Abschluss besichtigten die Schüler das Museum Mémorial de Verdun, um über das Soldatenleben informiert zu werden. Vom Granatsplitter über die Uniform bis zum Tagebucheintrag werden in dieser Ausstellung alle Bereiche des Ersten Weltkriegs nachvollziehbar. red
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