Klassik

Liebesgeschichte ohne Happy End beim Operettenabend in Lindenfels

Das Ambiente der Burg Lindenfels verzauberte beim Operettenabend „Das Land des Lächelns“.

Von 
Claudia Schmitt
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Die Lindenfelser Burg bildete die Kulisse für eine Aufführung von Franz Lehàrs „Das Land des Lächelns“. © Thomas Zelinger

Lindenfels. Das Ambiente der Burg Lindenfels ist geradezu gemacht für einen zauberhaften Operettenabend. Das weiß auch Intendant Michael Vaccaro, der mit seinem Ensemble der „Opera Classica Europa“ bereits zum 19. Mal in den verwunschenen Gemächern der Burgruine gastierte.

„Das Land des Lächelns“, die berühmte Operette von Franz Lehàr, entführte die Besucher hinaus aus Wien direkt nach Peking im Jahr 1912. Prächtig die Kulissen, die Vaccaro von einem Opernhaus in Lyon erworben hatte. Die Bilder sind allesamt handgemalt und detailverliebt. „Das war ein echter Glücksgriff“, so Vaccaro, denn in Lyon schloss eine Oper ihre Pforten, hatte aber für sensationelle 30 verschiedene Stücke die passenden Kulissen eingelagert. Michael Vaccaro erwarb kurzfristig alle 80 Exponate, die er nun in einem ausgedienten Gasthaus aufhebt, um seine Aufführungen damit auszustatten.

So ging es im zweiten Akt auch direkt hinein ins alte China, mit Dschunken, Pagoden, Drachen, Statuen und Laternen. Dazu prächtige Gewänder und fremde Klänge – einfach klasse. Lisa (Sopranistin Claudia Grundmann), die Tochter des Grafen Lichtenfels verliebt sich in den Prinzen Sou Chong (Tenor Marco Antonio Rivera) und der Prinz erwidert während seiner Europareise diese Liebe. Er ahnt jedoch bereits die Schwierigkeiten dieser Verbindung.

Die Aufführung begeisterte mit einer prächtigen Ausstattung. © Thomas Zelinger

Bei einem „Tee a deux“ kommen sich die beiden näher. Es folgt das chinesische Liebeslied „Von Apfelblüten einen Kranz“, das Lied von der Mondnacht im April. Das Publikum schmilzt dahin bei der Mondnacht im Juni auf der Lindenfelser Burg, und doch wusste schon Franz Lehár: „Europa und China, das sind verschiedene Welten.“ Lehár war ein österreichischer Komponist, der in Ungarn geboren wurde. Sein Vater war Kapellmeister bei der kuk Armee.

Schon als Kind wurde das musikalische Talent von Franz Lehár sichtbar. Er erhielt entsprechende Ausbildungen, die ihn schon als Bub bis nach Prag führten. Sein größter Erfolg war die Operette „Die lustige Witwe“.

Tennis-Outfit am Hof des chinesischen Prinzen

Die Ursprungsidee für das „Land des Lächelns“ hatte noch einen Maharadscha als Hauptdarsteller vorgesehen. Lisa reist mit ihrem Prinzen „bis ans Ende der Welt“ nach Peking. Graf zu Pottenstein (Gaston Efficace) verehrt Lisa aber ebenfalls und reist ihr nach China nach. Dort hat Lisa inzwischen die eine oder andere westliche (Un)sitte eingeführt. So platzt Prinz Sou Chongs Schwester Mi (Elena Patsalidou) bei der Anlegung der ministerialen Gewänder des Prinzen in einem gewagten, europäischen Tennis-Outfit in die Szene.

Tschang, der Onkel des Prinzen (Richard Rittelmann) verlangt allerdings die Einhaltung der Tradition und dass Sou Chong vier Mandarinmädchen heiraten müsse. Pottenstein berichtet Lisa über diese Erkenntnisse, die entsetzt ist und den Prinzen zur Rede stellt. Als dieser Lisa die Tradition bestätigt und ein bunter Hochzeitszug in den Palast einzieht, schlägt die Liebe in vermeintlichen Hass um. Dazu kommen das Heimweh und die Sehnsucht nach Wien.

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Von
Philipp Kriegbaum
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„Ich möchte wieder einmal die Heimat seh’n“, plant Lisa mit Graf Pottenstein die Heimreise. Dieser hat sich zwischenzeitlich in Mi verliebt, aber auch diese beiden erkennen, dass ihre Liebe keine Chance hat. Wunderschön das Duett „Zig, zig, zig, wenn die Chrysanthemen blühen, warum ist sie ein China-Girl und warum nicht ein Wiener Girl?“

Prinz Sou Chong verbietet Lisa, zurück nach Europa zu reisen, aber die freiheitsliebende Lisa lässt sich keine Befehle erteilen und plant mithilfe von Mi die Flucht. Sou Chong versteht, dass er Lisa nicht halten kann. Es folgt das berühmteste Lied der Operette „Dein ist mein ganzes Herz“ und später noch die Abwandlung dazu: „Dein war mein ganzes Herz“.

Die Tradition der Eunuchen in Lindenfels

Das Publikum ist begeistert, doch das Happy End bleibt aus. Lisa und Graf Pottenstein reisen ab, und der verzweifelte Prinz bleibt zurück: „Immer nur lächeln“. Über die chinesischen Traditionen und den Hofstaat wachte Obereunuch Juri Batukov, der zur Verblüffung des Publikums auch über Lindenfelser Eunuchentraditionen zu berichten wusste.

Für die tänzerischen Einlagen mit Fächern und in prächtigen Kostümen, für die Paul Votruba zuständig war, sorgten Selina Göbel, Nadine Mittelstädt, Emily Rood und Lara Wagner. Das Orchester stand unter der Leitung von Professor Hans-Friedrich Härle.

In die Rolle der chinesischen Bräute schlüpften junge Frauen aus Lindenfels. In den vergangenen Wochen wurden auch im Bergsträßer Anzeiger Statistinnen für diese Rollen gesucht. Dana Brückner hatte sich gemeldet und noch Freundinnen mitgebracht, sodass alle Rollen besetzt werden konnten.

Freie Autorin

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