Schlierbach. „Wenn man ein solches Alter als Verein erreicht hat, ist es gerade in der heutigen Zeit wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass es die Sängerlust Schlierbach immer noch gibt.“ Der Vorsitzende Hans-Dieter Seyfert sagte diesen Satz zum 120-jährigen Bestehen seines Vereins im Jahr 2018. Jetzt schreiben wir das Jahr 2023, die Sängerlust gibt es immer noch, und sie ist stolz auf das vergleichsweise niedrige Durchschnittsalter ihrer Aktiven. Vom 14. bis 16. Juli feiert der Männergesangverein sein Jubiläum zum 125-jährigen Bestehen.
Grund genug, um einen Blick auf ihre Geschichte zu werfen. Nur die beiden Weltkriege brachten das Vereinsleben zwischen 1914 und 1919 sowie zwischen 1937 und 1947 komplett zum Erliegen. Die Corona-Pandemie dagegen ließ die Sängerlust nur kurz verstummen. Schon am 20. Mai 2020 – gut zwei Monate nach Beginn der Pandemie – trafen sich die Sänger unter der Leitung ihres Dirigenten Oliver Fath im Dorfgemeinschaftshaus zur ersten Singstunde nach der Zwangspause – wenn auch unter strengen Hygiene-Auflagen. Inzwischen läuft der Chorbetrieb wieder wie vor Corona.
Am Taktstock
Die Chorleiter des Männergesangvereins Sängerlust Schlierbach:
- 1898 bis 1899: Adam Müller
- 1899 bis 1900: Lehrer Stockert
- 1900 bis 1910: Georg Wendel
- 1910 bis 1912: Lehrer Bayerer
- 1912 bis 1914: Georg Wendel
- 1919 bis 1932: Lehrer Heß
- 1933 bis 1937: Adam Müller
- 1947 bis 1948: Lehrer Hechler
- 1948 bis 1970: Hermann Schacker
- 1971 bis 1973: Dieter Keil
- 1973 bis 2001: Alfred Müller
- seit 2001: Oliver Fath. ppp
Die Geschichte des Vereins begann am 6. März 1898 im Gasthaus Nicklas (später Zur Krone). Die zwölf Gründerväter – es waren in der Tat nur Männer – wählten Adam Schneider II zum Vorsitzenden. Er blieb bis 1903 im Amt. Wie viele Vereine in jener Zeit feierte die Sängerlust ihre Fahnenweihe. Zum Sängerfest am 8. und 9. Juli 1900 kamen 19 auswärtige Vereine ins Schlierbachtal.
Das nächste Fest folgte 1908 zum zehnjährigen Bestehen des Vereins auf der Sauwaad. Die Feier des 25-jährigen Bestehens musste 1923 wegen der Weltwirtschaftskrise etwas bescheidener ausfallen. Zum 30-jährigen Bestehen gab es 1928 dann aber schon wieder einen Festzug, ein Freundschaftssingen und Tanzmusik.
Auch 1958, zum 60-jährigen Bestehen, wurde über drei Festtage hinweg gefeiert: Mit Festreden, Ehrungen, künstlerischen Darbietungen und einem Freundschaftssingen mit acht Chören begann das Fest am Samstag. Sonntags folgte am Vormittag ein Festgottesdienst in der evangelisch-reformierten Kirche mit anschließendem Gedenken an die Gefallenen und Vermissten des Vereins am Ehrenmal.
Am Nachmittag zog sich ein Festzug durch den Ort zum Festplatz. Am anschließenden Freundschaftssingen nahmen 27 Vereine teil. Mit einem großen Ball im Festzelt am Sonntagabend wurde das Jubiläumsfest fortgesetzt. Am Montag folgten ein Frühschoppen und eine „Volks- und Kinderbelustigung“, wie es in der Chronik heißt, bevor das Fest am Montagabend mit Tanzmusik ausklang. ppp
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