Lindenfels. 2023 feierte die Stadt Lindenfels ihre erste urkundliche Erwähnung vor 900 Jahren. Dieses Jubiläumsjahr wurde mit einem großen Veranstaltungsprogramm begangen, an dem die örtlichen Vereine und Kulturträger mitgewirkt haben. Es war ein Jahr mit vielen Festen, Emotionen und schönen Momenten. All diese besonderen Augenblicke wurden im Rahmen des diesjährigen Neujahrsempfangs dem Publikum im fast voll besetzten Bürgerhaus noch einmal in Erinnerung gerufen.
„Wir hatten ein tolles Jubiläumsjahr 2023“, bekräftigte Bürgermeister Michael Helbig in seiner Neujahrsansprache. „Der Name von Stadt und Burg Lindenfels ist nun schon 900 Jahre bekannt. Vor einem Jahr, beim Neujahrsempfang 2023, konnten wir mit einem Vortrag von Jürgen Jung vom Verein Burglandschaft den Auftakt begehen.
Dann folgte die Festsitzung der Stadtverordneten zum eigentlichen Geburtstag am 24. März 2023 mit Videobotschaften von Ministerpräsident Boris Rhein und Landrat Christian Engelhardt, einem Festvortrag von Thomas Steinmetz und einem tollen Feuerwerk. Das Burg- und Trachtenfest, unser Bürgerfest in Lindenfels, war trotz Regen ein Erfolg.“
Für ihn persönlich sei der Höhepunkt die katholische Messe mit der Gregorianik-Schola aus Bensheim am 2. Dezember gewesen, die zugleich den Abschluss des Festjahres bildete.
Sorgenvoll beobachtet Helbig hingegen die internationalen Geschehnisse. Mit Blick auf das zweite Kriegsjahr in der Ukraine sowie den Terrorangriff der Hamas in Israel sei sein größter Wunsch für 2024 eine friedlichere Welt. Auch die Entwicklungen innerhalb Deutschlands treiben den Bürgermeister um.
„Für die Ampel-Koalition mit Bundeskanzler Olaf Scholz an der Spitze bedeutete das Jahr 2023 ein Umfragetief nach dem anderen. Es gab Streit ums Heizungsgesetz, die Kindergrundsicherung, den Haushalt – und dann das Verfassungsgerichtsurteil. Obwohl ich die ruhige Art des Kanzlers schätze, will man sich fast schämen, wie die Bundesrepublik in der internationalen Öffentlichkeit wahrgenommen wird.“
Alle Ausgaben auf dem Prüfstand
Heftige Kritik äußerte Helbig an der von AfD-Politikern bei einem Geheimtreffen jüngst diskutierten „Remigration“, die die Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland vorsieht.
Die Partei habe damit ihre „hässliche Fratze des Bösen“ gezeigt. Sollte die AfD an die Macht kommen und dieses Vorhaben in die Tat umsetzen, so sei auch die Burgstadt direkt betroffen, weil dann „der Hauptsponsor des SV Lindenfels gehen muss, unser Neurochirurg und der Dönermann“, mahnte Helbig.
Zwei Lindenfelser Vereine erhalten den Umweltpreis
Um das ehrenamtliche Engagement für die Erhaltung und Pflege der Umwelt zu würdigen, wurde im Rahmen des Lindenfelser Neujahrsempfangs der Umweltpreis 2023 verliehen. Diese Auszeichnung wurde nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung im Jahr 2019 ins Leben gerufen und besteht aus einer Urkunde sowie einer Geldzuwendung in Höhe von bis zu 500 Euro.
Den ersten Platz belegte die Jugend- und Kinderabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Lindenfels-Mitte. Die Mädchen und Jungen trafen sich zu einer Müllsammelaktion und sorgten so dafür, dass das Lindenfelser Stadtgebiet von umherliegendem Unrat befreit wurde. „Sie tun damit also nicht nur der Umwelt, sondern auch den Menschen einen Gefallen. Außerdem geben sie einen Anreiz, uns auch 2024 um die Umwelt zu bemühen“, lobte Stadtverordnetenvorsteher Stefan Ringer den tatkräftigen Einsatz, bevor er im Bürgerhaus den Preis an die beiden Nachwuchs-Brandbekämpfer Tom Höbel und Fabian Winkler sowie Jugendbetreuer Francesco Triscali überreichte.
Den zweiten Preis erhielt der SV Winterkasten für seinen vorbildlichen Umgang mit der Natur, da er seinen Rasenplatz und die Anlage ohne jeglichen Chemikalien instand hält. Zur Unkrautbeseitigung nutzt der Verein nämlich einen sogenannten Infrarot-Wildkrautentferner. Außerdem wurde auf dem Gelände eine neue Flutlichtanlage mit LED-Licht installiert, die eine Energieersparnis von 6000 bis 7000 Kilowattstunden pro Jahr möglich macht. Zudem kann die Lichtstärke auf der Platzmitte trotz des geringeren Energieverbrauchs um das Fünffache erhöht werden. Die beiden Vorsitzenden Sebastian Brockmeyer und Markus Götz nahmen als Vereinsvertreter die Auszeichnung freudig entgegen. stn
Um das verloren gegangene Vertrauen vieler Menschen in die Politik, die Gesellschaft und die Demokratie wiederherzustellen, könne es nur eine Lösung geben: „Wir werden deswegen eine noch stärkere Umverteilung brauchen – von arm zu reich – und auch bessere kommunale Finanzen, denn die Kommunen und Landkreise wirken unmittelbar am Bürger. Da wird man an der Vermögenssteuer nicht vorbei kommen. Und auch hohe Einkommen muss man unter die Lupe nehmen“, forderte Helbig.
Die Welt im Großen und Lindenfels im Kleinen stünden auch 2024 weiter vor großen Herausforderungen. „Die Haushaltskonsolidierung bleibt oberstes Ziel. Es muss sichergestellt sein, dass die Finanzen dauerhaft solide bleiben. Leider war der Haushaltsplanentwurf 2024 nicht auszugleichen, das heißt, wir werden als Verwaltung alle Ausgaben auf den Prüfstand stellen“, so Helbig. Auch die Wasserversorgung bleibe eine Sache von höchster Priorität.
Optimismus trotz aller Krisen
„Die Sanierung der Zehntscheune wird beginnen, damit dieses wunderschöne Museum auch weiterhin genutzt werden kann. Ebenso beginnt der vierte – und hoffentlich letzte – Bauabschnitt im Bürgerhaus. Wir starten am 1. Februar mit dem Waldkindergarten auf der Litzelröder. Die Planungen für die Erweiterung des Feuerwehrhauses in Winterkasten werden beginnen. Ebenso hoffe ich auf die Erweiterung der Ludwig-Schüßler-Straße in Kolmbach mit einigen Bauplätzen und einem Gewerbegebiet“, listete Helbig die wichtigsten Projekte auf, die im kommenden Jahr auf der Agenda stehen.
Trotz aller Krisen blickt der Bürgermeister optimistisch in die Zukunft, denn: „Wir sehen auch viele, die anpacken. Wir können stolz auf unsere Gesellschaft sein, in der trotz aller Widrigkeiten in dieser Zeit Hunderttausende weiter ehrenamtlich den Laden am Laufen halten – in den Vereinen, bei der Freiwilligen Feuerwehr und bei den Hilfsdiensten.“
In diesem Zusammenhang sprach er einen Dank aus an die Lindenfelser Feuerwehren und die Rettungsdienste, die im vergangenen Jahr stark gefordert gewesen seien und auch komplexe Situationen aufgrund des hohen Ausbildungsstandes mit Bravur gemeistert hätten. „Am 23. Dezember 2023, gegen 19 Uhr, ging beispielsweise der Alarm los. Die Ursache: Ein umgefallener Baum in Kolmbach. Das verdeutlicht den Stellenwert für die lokale Sicherheit und Ordnung“, betonte Helbig.
Er hoffe darauf, dass im Jahr 2024 viele Chancen stecken, „global, national und in unserer Stadt“. Es gebe viele gute Gründe für Zuversicht und viele gute Gründe für Vorsicht – in der Welt und in Lindenfels. „Für mich persönlich bleibt die Arbeit in Lindenfels spannend und interessant. Ich bin immer noch sehr gerne in der Burgstadt und am Schreibtisch unterwegs“, bekräftigte er. „Kaum zu glauben, dass im April 2024 dann schon elf Jahre vorbei sind.“
Abschließend gedachte Michael Helbig drei Amts- und Mandatsträgern, die 2023 verstorben sind und sich in Lindenfels und den Stadtteilen eingebracht haben: Heinrich Riebel, der von Oktober 1969 bis März 1971 Stadtverordneter war. Dieter Keil, der von Juni 1971 bis März 1977 sowie von März 1981 bis März 1989 insgesamt 14 Jahre lang Ortsbeirat in Schlierbach war, davon vier Jahre (1981 bis 1985) lang Ortsvorsteher. Und Kurt Gehrisch, der von Oktober 1960 bis Oktober 1964 Gemeindevertreter war sowie von Dezember 1972 bis März 1981 Ortsbeirat in Kolmbach.
Ein Rückblick in Bildern
Im Anschluss wurde den anwesenden Gästen ein Rückblick in Form eines Films präsentiert, der das vergangene Jahr noch einmal in Bildern Revue passieren ließ. Zahlreiche Fotos wurden hierfür von Maximilian Stöcker liebevoll zusammengestellt und mit Hintergrundmusik versehen. Das Video nahm das Publikum mit auf eine Reise – angefangen beim Neujahrsempfang 2023, über den Ostermarkt, die Maifeier im Kurgarten, das mittelalterliche Spektakulum, die Oper „La Bohème“ auf Burg Lindenfels, bis hin zur Jazz-Matinée, dem Lindenfels-Festival, die Brauchtumstage, dem Auftritt von Comedian Maddin Schneider und den Weihnachtsmärkten.
Ein besonderer Höhepunkt des Neujahrsempfangs war auch, dass noch einmal die Drohnenshow gezeigt wurde, die während des Burg- und Trachtenfests 2023 zu sehen war. Alle gezeigten Filme sollen demnächst übrigens auch auf einem Youtube-Kanal zu finden sein, sodass Interessierte diese in Zukunft jederzeit anschauen können, kündigte Bürgermeister Michael Helbig an.
Für die musikalische Untermalung während der Veranstaltung sorgte das Musik-Trio Maurice Kühn & Co. in ihrer beschwingt lockeren Art. Beim Einlass hatten sich die Musiker im Eingangsbereich des Bürgerhauses positioniert, um die ankommenden Gäste zusammen mit der Stadtwache, die in authentischen Kostümen gekleidet war, zu begrüßen. Doch auch zwischen den einzelnen Programmpunkten wussten sie mit Kontrabass, Akkordeon und Saxofon zu unterhalten.
Im Anschluss an das offizielle Programm des Neujahrsempfangs ließen die Gäste die Veranstaltung bei kleinen Snacks und Getränken gemütlich ausklingen.
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