Neujahrsempfang

2024 warten auf Lindenfels viele Herausforderungen

Die Haushaltskonsolidierung bleibt das oberste Ziel. Außerdem beginnt die Sanierung der Zehntscheune und der Waldkindergarten öffnet am 1. Februar.

Von 
Nora Strupp
Lesedauer: 
Vor und während des Neujahrsempfangs der Stadt Lindenfels unterhielt das Musik-Trio Maurice Kühn & Co. das Publikum mit Liedern auf Kontrabass, Akkordeon und Saxofon. © Jürgen Strieder

Lindenfels. 2023 feierte die Stadt Lindenfels ihre erste urkundliche Erwähnung vor 900 Jahren. Dieses Jubiläumsjahr wurde mit einem großen Veranstaltungsprogramm begangen, an dem die örtlichen Vereine und Kulturträger mitgewirkt haben. Es war ein Jahr mit vielen Festen, Emotionen und schönen Momenten. All diese besonderen Augenblicke wurden im Rahmen des diesjährigen Neujahrsempfangs dem Publikum im fast voll besetzten Bürgerhaus noch einmal in Erinnerung gerufen.

„Wir hatten ein tolles Jubiläumsjahr 2023“, bekräftigte Bürgermeister Michael Helbig in seiner Neujahrsansprache. „Der Name von Stadt und Burg Lindenfels ist nun schon 900 Jahre bekannt. Vor einem Jahr, beim Neujahrsempfang 2023, konnten wir mit einem Vortrag von Jürgen Jung vom Verein Burglandschaft den Auftakt begehen.

Dann folgte die Festsitzung der Stadtverordneten zum eigentlichen Geburtstag am 24. März 2023 mit Videobotschaften von Ministerpräsident Boris Rhein und Landrat Christian Engelhardt, einem Festvortrag von Thomas Steinmetz und einem tollen Feuerwerk. Das Burg- und Trachtenfest, unser Bürgerfest in Lindenfels, war trotz Regen ein Erfolg.“

Für ihn persönlich sei der Höhepunkt die katholische Messe mit der Gregorianik-Schola aus Bensheim am 2. Dezember gewesen, die zugleich den Abschluss des Festjahres bildete.

Sorgenvoll beobachtet Helbig hingegen die internationalen Geschehnisse. Mit Blick auf das zweite Kriegsjahr in der Ukraine sowie den Terrorangriff der Hamas in Israel sei sein größter Wunsch für 2024 eine friedlichere Welt. Auch die Entwicklungen innerhalb Deutschlands treiben den Bürgermeister um.

„Für die Ampel-Koalition mit Bundeskanzler Olaf Scholz an der Spitze bedeutete das Jahr 2023 ein Umfragetief nach dem anderen. Es gab Streit ums Heizungsgesetz, die Kindergrundsicherung, den Haushalt – und dann das Verfassungsgerichtsurteil. Obwohl ich die ruhige Art des Kanzlers schätze, will man sich fast schämen, wie die Bundesrepublik in der internationalen Öffentlichkeit wahrgenommen wird.“

Alle Ausgaben auf dem Prüfstand

Heftige Kritik äußerte Helbig an der von AfD-Politikern bei einem Geheimtreffen jüngst diskutierten „Remigration“, die die Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland vorsieht.

Die Partei habe damit ihre „hässliche Fratze des Bösen“ gezeigt. Sollte die AfD an die Macht kommen und dieses Vorhaben in die Tat umsetzen, so sei auch die Burgstadt direkt betroffen, weil dann „der Hauptsponsor des SV Lindenfels gehen muss, unser Neurochirurg und der Dönermann“, mahnte Helbig.

Zwei Lindenfelser Vereine erhalten den Umweltpreis



Um das ehrenamtliche Engagement für die Erhaltung und Pflege der Umwelt zu würdigen, wurde im Rahmen des Lindenfelser Neujahrsempfangs der Umweltpreis 2023 verliehen. Diese Auszeichnung wurde nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung im Jahr 2019 ins Leben gerufen und besteht aus einer Urkunde sowie einer Geldzuwendung in Höhe von bis zu 500 Euro.

Den ersten Platz belegte die Jugend- und Kinderabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Lindenfels-Mitte. Die Mädchen und Jungen trafen sich zu einer Müllsammelaktion und sorgten so dafür, dass das Lindenfelser Stadtgebiet von umherliegendem Unrat befreit wurde. „Sie tun damit also nicht nur der Umwelt, sondern auch den Menschen einen Gefallen. Außerdem geben sie einen Anreiz, uns auch 2024 um die Umwelt zu bemühen“, lobte Stadtverordnetenvorsteher Stefan Ringer den tatkräftigen Einsatz, bevor er im Bürgerhaus den Preis an die beiden Nachwuchs-Brandbekämpfer Tom Höbel und Fabian Winkler sowie Jugendbetreuer Francesco Triscali überreichte.

Den zweiten Preis erhielt der SV Winterkasten für seinen vorbildlichen Umgang mit der Natur, da er seinen Rasenplatz und die Anlage ohne jeglichen Chemikalien instand hält. Zur Unkrautbeseitigung nutzt der Verein nämlich einen sogenannten Infrarot-Wildkrautentferner. Außerdem wurde auf dem Gelände eine neue Flutlichtanlage mit LED-Licht installiert, die eine Energieersparnis von 6000 bis 7000 Kilowattstunden pro Jahr möglich macht. Zudem kann die Lichtstärke auf der Platzmitte trotz des geringeren Energieverbrauchs um das Fünffache erhöht werden. Die beiden Vorsitzenden Sebastian Brockmeyer und Markus Götz nahmen als Vereinsvertreter die Auszeichnung freudig entgegen. stn

Um das verloren gegangene Vertrauen vieler Menschen in die Politik, die Gesellschaft und die Demokratie wiederherzustellen, könne es nur eine Lösung geben: „Wir werden deswegen eine noch stärkere Umverteilung brauchen – von arm zu reich – und auch bessere kommunale Finanzen, denn die Kommunen und Landkreise wirken unmittelbar am Bürger. Da wird man an der Vermögenssteuer nicht vorbei kommen. Und auch hohe Einkommen muss man unter die Lupe nehmen“, forderte Helbig.

Die Welt im Großen und Lindenfels im Kleinen stünden auch 2024 weiter vor großen Herausforderungen. „Die Haushaltskonsolidierung bleibt oberstes Ziel. Es muss sichergestellt sein, dass die Finanzen dauerhaft solide bleiben. Leider war der Haushaltsplanentwurf 2024 nicht auszugleichen, das heißt, wir werden als Verwaltung alle Ausgaben auf den Prüfstand stellen“, so Helbig. Auch die Wasserversorgung bleibe eine Sache von höchster Priorität.

Optimismus trotz aller Krisen

„Die Sanierung der Zehntscheune wird beginnen, damit dieses wunderschöne Museum auch weiterhin genutzt werden kann. Ebenso beginnt der vierte – und hoffentlich letzte – Bauabschnitt im Bürgerhaus. Wir starten am 1. Februar mit dem Waldkindergarten auf der Litzelröder. Die Planungen für die Erweiterung des Feuerwehrhauses in Winterkasten werden beginnen. Ebenso hoffe ich auf die Erweiterung der Ludwig-Schüßler-Straße in Kolmbach mit einigen Bauplätzen und einem Gewerbegebiet“, listete Helbig die wichtigsten Projekte auf, die im kommenden Jahr auf der Agenda stehen.

Trotz aller Krisen blickt der Bürgermeister optimistisch in die Zukunft, denn: „Wir sehen auch viele, die anpacken. Wir können stolz auf unsere Gesellschaft sein, in der trotz aller Widrigkeiten in dieser Zeit Hunderttausende weiter ehrenamtlich den Laden am Laufen halten – in den Vereinen, bei der Freiwilligen Feuerwehr und bei den Hilfsdiensten.“

In diesem Zusammenhang sprach er einen Dank aus an die Lindenfelser Feuerwehren und die Rettungsdienste, die im vergangenen Jahr stark gefordert gewesen seien und auch komplexe Situationen aufgrund des hohen Ausbildungsstandes mit Bravur gemeistert hätten. „Am 23. Dezember 2023, gegen 19 Uhr, ging beispielsweise der Alarm los. Die Ursache: Ein umgefallener Baum in Kolmbach. Das verdeutlicht den Stellenwert für die lokale Sicherheit und Ordnung“, betonte Helbig.

Mehr zum Thema

900 Jahre Lindenfels

900 Jahre Lindenfels: Die Drohnenshow war ein Highlight

Veröffentlicht
Von
Nora Strupp
Mehr erfahren
Bensheim

Neujahrsempfang im Bürgerhaus

Veröffentlicht
Von
ps
Mehr erfahren

Er hoffe darauf, dass im Jahr 2024 viele Chancen stecken, „global, national und in unserer Stadt“. Es gebe viele gute Gründe für Zuversicht und viele gute Gründe für Vorsicht – in der Welt und in Lindenfels. „Für mich persönlich bleibt die Arbeit in Lindenfels spannend und interessant. Ich bin immer noch sehr gerne in der Burgstadt und am Schreibtisch unterwegs“, bekräftigte er. „Kaum zu glauben, dass im April 2024 dann schon elf Jahre vorbei sind.“

Abschließend gedachte Michael Helbig drei Amts- und Mandatsträgern, die 2023 verstorben sind und sich in Lindenfels und den Stadtteilen eingebracht haben: Heinrich Riebel, der von Oktober 1969 bis März 1971 Stadtverordneter war. Dieter Keil, der von Juni 1971 bis März 1977 sowie von März 1981 bis März 1989 insgesamt 14 Jahre lang Ortsbeirat in Schlierbach war, davon vier Jahre (1981 bis 1985) lang Ortsvorsteher. Und Kurt Gehrisch, der von Oktober 1960 bis Oktober 1964 Gemeindevertreter war sowie von Dezember 1972 bis März 1981 Ortsbeirat in Kolmbach.

Ein Rückblick in Bildern

Im Anschluss wurde den anwesenden Gästen ein Rückblick in Form eines Films präsentiert, der das vergangene Jahr noch einmal in Bildern Revue passieren ließ. Zahlreiche Fotos wurden hierfür von Maximilian Stöcker liebevoll zusammengestellt und mit Hintergrundmusik versehen. Das Video nahm das Publikum mit auf eine Reise – angefangen beim Neujahrsempfang 2023, über den Ostermarkt, die Maifeier im Kurgarten, das mittelalterliche Spektakulum, die Oper „La Bohème“ auf Burg Lindenfels, bis hin zur Jazz-Matinée, dem Lindenfels-Festival, die Brauchtumstage, dem Auftritt von Comedian Maddin Schneider und den Weihnachtsmärkten.

Bürgermeister Michael Helbig ließ in seiner Neujahrsansprache das Jubiläumsjahr Revue passieren. © Jürgen Strieder

Ein besonderer Höhepunkt des Neujahrsempfangs war auch, dass noch einmal die Drohnenshow gezeigt wurde, die während des Burg- und Trachtenfests 2023 zu sehen war. Alle gezeigten Filme sollen demnächst übrigens auch auf einem Youtube-Kanal zu finden sein, sodass Interessierte diese in Zukunft jederzeit anschauen können, kündigte Bürgermeister Michael Helbig an.

Für die musikalische Untermalung während der Veranstaltung sorgte das Musik-Trio Maurice Kühn & Co. in ihrer beschwingt lockeren Art. Beim Einlass hatten sich die Musiker im Eingangsbereich des Bürgerhauses positioniert, um die ankommenden Gäste zusammen mit der Stadtwache, die in authentischen Kostümen gekleidet war, zu begrüßen. Doch auch zwischen den einzelnen Programmpunkten wussten sie mit Kontrabass, Akkordeon und Saxofon zu unterhalten.

Im Anschluss an das offizielle Programm des Neujahrsempfangs ließen die Gäste die Veranstaltung bei kleinen Snacks und Getränken gemütlich ausklingen.

Redaktion

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke

Thema : Burgfest Lindenfels

  • Lindenfels Kinder verlegten den „Wilden Westen“ nach Lindenfels

    Der traditionelle Kindernachmittag beim Lindenfelser Burgfest ist der Höhepunkt für viele Familien aus der ganzen Umgebung. Über 180 Kinder zog es in den „Wilden Westen“, den Simone Spielmann und ihr Team vorbereitet hatten. An acht Stationen testeten die Kinder ab drei Jahren ihre Geschicklichkeit. Alle Spiele waren kostenlos. An der Burgschänke stand Simone Spielmann und verteilte die Laufzettel. An jeder der acht Stationen erhielten die Kinder einen Stempel. Wer alle absolviert hatte, durfte sich ein kleines Geschenk aus einer großen Kiste aussuchen. Die Aufgaben waren bunt gemischt. Unter den Augen von Simone Spielmann musste man in drei geschlossene Eimer greifen und Spinnentiere aus dem Wasser holen. Dann ging es weiter zum Hufeisenwerfen. Geschickt warfen die Jungen und Mädchen echte Hufeisen an eine Stange. Das Zielwerfen mit viel Gefühl lag manchen Mädchen mehr als den Jungen. An zwei Tischen vor der Burgschänke war eine Schürfstelle für die Goldgräber: Nicht unter Tage im Schacht, sondern in Badewannen voller Spielsand mussten Goldnuggets gesucht werden. „Ich habe ihn, ich habe ihn“ rief ein blondes Mädchen. Die „Nuggets“ durften die Kinder mit nach Hause nehmen. In der Burgschänke bastelten Kinder aller Altersklassen unter der Aufsicht von Stefan Lauterbach Halsketten und Armbänder. „Als Indianer braucht man ein Armband.“ Cowboys auf dem SteckenpferdAuf halber Höhe auf dem Weg zur Burg gab es Pfeilwerfen. Für die Älteren hing eine Dartscheibe an einem Baum, für die Jüngeren gab es eine Scheibe mit Bildern. Neben dem Zielen mit Pfeilen lag eine Station, bei der Schaukelpferde mit einem Lasso gezogen werden mussten. Über eine kurze Distanz mussten die Kinder die Schaukelpferde ziehen. Manche machten es mit viel Kraft und roher Gewalt. Zwei Stationen waren rechts und links neben dem Burgtor. Auf der rechten Seite gab es „Hobby-Horsing für Cowboys, die sich nur ein Steckenpferd leisten können“. Jedes Kind durfte sich ein Steckenpferd aussuchen, und los ging es mit dem Westernturnier. Westernpferde müssen wendig und schnell sein, um den Kühen oder Pferden hinterherzujagen. Slalom und Geschwindigkeit spielten eine Rolle auf der Strecke um eine Tonne herum. Auf der linken Seite vom Burgtor probierten die Kinder aus, wie gut sie sich lautlos bewegen können. Ein Muss für Indianer, die sich an den Gegner anschleichen. Ein Geflecht von Schnüren, an denen Glocken und Musikinstrumente hingen, musste überwunden oder unterklettert werden. Ein Mädchen aus Gadernheim hatte den Einfall: „Warum über die Schnüre krabbeln, warum nicht unten drunter durchrobben?“. Sie war die Schnellste und klopfte sich anschließend den Dreck ab. Schon bald gab es keine Laufkarten mehr, aber die Kinder konnten an allen Stationen weiter ihre Fähigkeiten testen. Sie testeten auch das Klettern und Schwingen an den Ästen des jungen Bäumchens gegenüber der Burgschänke. Der junge Baum ertrug die Kletterer mit Ruhe und Gelassenheit.

    Mehr erfahren
  • Lindenfels Trachtenkapelle: Polka-Klänge am Fuß der Burg Lindenfels

    Die Musiker der Lindenfelser Trachtenkapelle stimmten sich mit einer öffentlichen Probe schon einmal auf das anstehende Burgfest ein.

    Mehr erfahren
  • Lautertal Viele Termine sollen Besucher in den Odenwald locken

    Der Veranstaltungskalender der TAG präsentiert Events wie das Lindenfelser Burgfest und kulturelle Höhepunkte. Eine spannende Einladung, den Vorderen Odenwald zu entdecken.

    Mehr erfahren

Thema : Lindenfels-Festival

  • Lindenfels Ein Konzert in Lindenfels zum Mitmachen

    Elisha Mbukwa und seine Band begeisterten bei ihrem Auftritt die rund hundert Besucher.

    Mehr erfahren
  • Life 2023 13-jährige Ausnahmekünstlerin beim Lindenfels-Festival

    Musik ist Franziska Trilligs Leidenschaft. Mit nur sieben Jahren begann sie, Gitarre zu spielen. Heute komponiert die jetzt 13-Jährige eigene Songs. Ihr ganzes Können zeigte sie nun auch bei einem Konzert beim Life-Festival.

    Mehr erfahren
  • Lindenfels-Festival Lindenfels-Festival: Über 100 Besucher beim Klassik-Konzert

    Sopranistin Emma Kindinger, Pianist Mathieu Bech und Klangregisseur Lennart Scheuren zeigten beim Klassik-Konzert ihr ganzes Können

    Mehr erfahren