Acappella Odenwald

Mörlenbacher Konzertchor nach 25 Jahren aufgelöst

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red
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Mörlenbach. „Die Stimmung war nicht schlecht, wir sind hinterher noch beieinandergesessen“, sagt Wolfgang Theis. Und das, obwohl es bei der Mitgliederversammlung um die Auflösung des Konzertchors Acappella Odenwald ging.

Es sei eine schwerwiegende Entscheidung nach mehr als 25 erfolgreichen Jahren gewesen, bilanziert der Vorsitzende. Sie sei gleichwohl unumgänglich geworden, und zwar aus zwei Gründen. Der erste: Es wurde bei der Versammlung kein Nachfolger für das Amt des Vorsitzenden gefunden. Der zweite: Durch verschiedene Umstände, „verursacht durch die Corona-Pandemie“, seien der Gruppe „die Grundlagen für eine sinnvolle Chorarbeit entzogen“ worden.

„Wir waren ein kleiner Verein mit 40 Mitgliedern. In Spitzenzeiten hatten wir 28, 29 aktive Sänger. Unsere Sänger waren zwischen 24 und 84 Jahre alt“, erklärte Theis. Während andere Chöre in eigenen Räumen probten, habe der Konzertchor nie über ein Vereinsheim verfügt: „Wir waren auf Gedeih und Verderb auf die öffentlichen Häuser angewiesen.“

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kel
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Was in guten Zeiten kein Problem war, denn dann wurde im Mörlenbacher Bürgerhaus an den jeweiligen Programmen gefeilt. Als das im Zuge der Corona-Beschränkungen nicht mehr möglich war, standen die Sänger im wahrsten Sinne des Wortes vor verschlossenen Türen.

Der Vorstand probierte dann das Singen im Freien aus. „Wir waren in Birkenau auf dem Tannenbuckel, haben uns wegen der Hygienevorschriften mit Abstand aufgestellt und gesungen“, so Theis, der ernüchtert feststellte: „Aber das war nichts.“ Denn ohne Akustik kein Gesang und vor allem: keine Möglichkeit zu hören, was die anderen singen.

Zwangspause und Neustart

So zu proben habe etlichen Sängern große Schwierigkeiten bereitet und dazu geführt, dass der Chorbesuch immer schlechter wurde, sagte Theis. „Dies führte zu einer vorübergehenden Zwangspause am Ende des vergangenen Jahres, allerdings mit dem festen Vorsatz, Anfang 2022 einen erneuten Anlauf zu machen, und zwar mit einem neuen Konzept, das zusammen mit dem Chorleiter Otto Lamadé unter Berücksichtigung der veränderten Bedingungen und mit einem angepassten Programm erarbeitet wurde.“

Dieser Neubeginn sei aber durch eine erneute Verschlechterung der Infektionslage und die damit verbundenen Maßnahmen so lange hinausgezögert worden, dass letztendlich aufgrund der zwischenzeitlich weiter zurückgegangenen Mitgliederzahl keine Weiterführung der Chorarbeit mehr möglich gewesen sei.

Von Anfang an hatte sich das Ensemble einem anspruchsvollen Repertoire verschrieben: Zu den verschiedensten Anlässen trat es auf, mal stilecht in mittelalterlicher Gewandung mit Madrigalen, mal mit Liedern von Bach, Brahms oder Bruckner – übrigens nicht immer a cappella. Die lange Arbeit hat bis heute ihre Spuren im Internet hinterlassen, auch wenn Wolfgang Theis berichtete, dass er die Internet-Seite des Chors mittlerweile vom Netz genommen habe.

Vor 22 Jahren übernahm der heute 77-Jährige den Vorsitz, und im Gespräch wird klar, wie viel Arbeit das oft mit sich brachte. So hätten er und seine Frau viele Jahre lang die Chorliteratur so aufbereitet, dass sie über Dateien von allen Sängern abgerufen werden konnte: zum Üben und mit den anderen Stimmen oder optional mit einer Instrumentalbegleitung, die eingeblendet werden konnte.

Auch in Pandemiezeiten sei versucht worden, so zu proben, doch irgendwann „ging gar nichts mehr“, erinnerte sich Theis: „Wenn Sie zwei Jahre lang keine Note mehr in die Hand genommen haben, ist es vorbei.“ Jedenfalls gab es irgendwann die Überlegungen, den Chor aufzulösen, so Theis, der betonte, dass die Mitglieder darüber informiert waren. In der Sitzung gab er einen Bericht ab, der Gesamtvorstand wurde entlastet und der Antrag zur Auflösung des Chors gestellt, dem von den Mitgliedern einstimmig zugestimmt wurde.

Der offizielle Teil endete mit Dankesworten von Wolfgang Theis an Chorleiter und Sänger für deren jahrzehntelanges Engagement und die Unterstützung während seiner langen Amtszeit. Theis: „Ebenso sprach auch der langjährige Chorleiter in einer kurzen Rede sein Bedauern über das leider unvermeidliche Ende dieser vielversprechenden Chorgemeinschaft aus, die auch ihm viel bedeutet habe.“

Zum Teil haben sich die Sänger nun andere Ensembles gesucht. Er wolle nun aber nichts Neues mehr beginnen, so Theis. Das Vereinsvermögen geht an den Sängerkreis Weschnitztal-Überwald. Der soll es verwenden, um beim Aufbau eines vergleichbaren Chors zu helfen. red

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