Bau- und Finanzausschuss

Winterkäster Feuerwehrhaus wird fast doppelt so teuer

Der Umbau des Gebäudes soll im Herbst starten. Die bisher geplanten Umbaukosten werden sich allerdings nicht einhalten lassen. Wie es um das Bauprojekt steht und was es kosten soll.

Von 
Nora Strupp
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Weil die Stellplatzgröße für die vorhandenen Feuerwehrfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Winterkasten nicht ausreicht, muss eine Fahrzeughalle für drei Einsatzwagen gebaut werden. Außerdem wird das bestehende Gerätehaus umgebaut und aufgestockt. © Thomas Neu

Lindenfels. Weil das 1985 eingeweihte Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Winterkasten mittlerweile zu klein ist – sowohl für die Fahrzeuge, die heute deutlich größer sind als noch vor 40 Jahren, als auch in Bezug auf die Größe der Einsatzabteilung –, soll mehr Platz durch einen An- und Umbau geschaffen werden. Die Information, dass dieses Bauprojekt nun allerdings 1,09 Millionen Euro teurer wird als ursprünglich geplant, sorgte bereits bei den Haushaltsberatungen im Februar für immenses Erstaunen.

Das Lautertaler Ingenieurbüro Turetschek hatte im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zunächst eine Kostenschätzung in Höhe von 1,13 Millionen Euro zugrundegelegt, damals allerdings schon angemerkt, dass man durch die massiv gestiegenen Baukosten mit einer Kostensteigerung von rund 20 Prozent rechnen müsse, weshalb der Umbau wohl eher 1,37 Millionen Euro kosten wird.

Kostensteigerung zwischen 68 und 350 Prozent

Bei einer gemeinsamen Sitzung des Lindenfelser Bau- und Finanzausschusses am Dienstag legte das Heppenheimer Architekturbüro SKP nun allerdings ganz andere Zahlen vor: Die Experten gehen davon aus, dass das Feuerwehrhaus satte 2,46 Millionen Euro kosten wird. Eine genauere Kostenprognose wird wohl erst nach der Ausschreibung der Gewerke vorliegen. In der Entwurfsplanung sind zwar schon Einsparmöglichkeiten in Höhe von circa 60.000 Euro brutto berücksichtigt, aber allein bei den Außenanlagen – dazu gehören die drei vorgesehenen Feuerwehrfahrzeugstellplätze, die Zufahrt, die Kanalisation und die Entwässerung – wird eine Kostensteigerung von 350 Prozent angenommen (Kostenschätzung 2022: 50.838 Euro, Kostenberechnung 2024: 228.000 Euro).

Die Baukonstruktion wird mit 1,23 Millionen Euro statt 731.776 Euro beziffert, was einer Kostensteigerung von 68 Prozent entspricht. Um ebenfalls 68 Prozent verteuert haben sich die technischen Anlagen (2022: 284.991 Euro, 2024: 478.998 Euro). Die Nebenkosten erhöhen sich um 75 Prozent von 254.129 Euro auf 444.703 Euro.

Schätzungen von Ingenieursbüro und Architekten gehen auseinander

„Das erschließt sich mir nicht, wie ein Ingenieurbüro finanziell so daneben liegen kann“, kritisierte Dieter Adolph (FDP) vom Finanzausschuss die vom Ingenieurbüro Turetschek erstellten Daten. „Zwischen der Kostenschätzung aus dem Jahr 2022 und der Kostenberechnung 2024 liegt eine riesige Diskrepanz. Dann war das Ingenieurbüro anscheinend nicht in der Lage, die Kosten richtig zu beurteilen.“

Simone Schmidt und Gerhard Kunkel von „SKP Architekten“ versuchten, eine Erklärung abzugeben: „Beim Baukostenindex kann man untere oder obere Kostenwerte zugrundelegen. Das Ingenieurbüro Turetschek hat sich wahrscheinlich im unteren Bereich bewegt.“ Bei der Brutto-Grundfläche beispielsweise hatte das Ingenieurbüro Turetschek mit Baukosten in Höhe von 1.652 Euro pro Quadratmeter kalkuliert, das Büro „SKP Architekten“ rechnet hingegen mit 3.200 Euro pro Quadratmeter.

„Wir haben unsere Erfahrungswerte genommen. Und hätten wir damals die erste Schätzung erstellt, hätten wir gleich die höheren Werte beim Baukostenindex genommen. Dann wäre die Schätzung nicht weit weg gewesen von der jetzigen Kostenberechnung“, beschwichtigte SKP.

Bauprojekt käme einem Neubau gleich

Im weiteren Verlauf der Diskussion fragte Jochen Ruoff (Grüne) nach Kontrollmechanismen: „Dass der Umbau so viel teurer wird, hat sich nie angedeutet. Eigentlich wäre es die Aufgabe der Verwaltung gewesen, zu sagen, dass diese erste Kostenschätzung nicht hinhauen kann. Die war ja völlig unrealistisch. Wie soll in Zukunft noch Vertrauen in die erste Kalkulation entstehen, wenn das das Ergebnis ist? Die Kostensteigerung ist ein Brett. Hätten wir dann nicht gleich einen Neubau planen können?“

Wie die SKP-Architekten erläuterten, käme das Bauprojekt tatsächlich einem Neubau gleich, da im Prinzip nur die Mauerwerkshöhe bestehen bleibe. Diese Information weckte das Interesse von Harald Stanka (SPD), der sich nach potenziellen Zuschüssen erkundigte. Stadtverordnetenvorsteher Stefan Ringer hoffte darauf, dass bei einem neubauartigen Bauprojekt auch höhere Förderungen erzielt werden können. „Das müssen wir gucken, ob beim Zuschuss ein Nachschlag möglich ist“, so Bürgermeister Michael Helbig. 190.575 Euro an Fördermitteln habe die Stadt Lindenfels vom Land Hessen bereits erhalten.

Trotz Zuschuss bleibt das Bauprojekt eine Mammutaufgabe

Der Zuschuss ist allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Stadt Lindenfels müsste immer noch eine Eigenleistung von 2,27 Millionen Euro erbringen, um das Bauvorhaben zu realisieren. Eine Mammutaufgabe angesichts der aktuellen prekären Finanzlage. Deshalb warf Erster Stadtrat Thomas Bauer die Frage nach Einsparungen in den Raum. „Hier haben wir nur einen begrenzten Spielraum“, erläuterten die SKP-Architekten. Inge Morckel (FDP) sprach die Alu-Fenster an, die laut dem Entwurf vorgesehen sind: „Sind die verpflichtend?“, was das Planungsbüro verneinte. Zudem erkundigte sich Morckel, weshalb zuerst der Oberboden abgetragen werden müsse und anschließend noch ein Bodenaushub vorgesehen ist. „Dann kann man doch gleich den gesamten Boden ausheben“, so Morckel.

Auch was die konkrete Ausstattung des Feuerwehrgerätehauses betrifft, hatten die Ausschussmitglieder noch einige Fragen. Adolph wollte etwa wissen, ob auch ein Notstromaggregat vorgesehen ist. Die SKP-Architekten bestätigten, dass ein mobiles Aggregat eingeplant ist.

Umbau, Aufstockung und Erweiterung des Feuerwehrhauses

Zweifel an der Korrektheit der vom Architekturbüro präsentierten Entwürfe des Gerätehausumbaus hegte Bernd Rettig (LWG): „Bei mehr als 30 Personen innerhalb einer Nutzungseinheit braucht man einen zweiten Rettungsweg. Da sollten Sie sich mal mit der Bauaufsicht in Verbindung setzen. Und haben Sie mit der Unfallkasse wegen der benötigten Abgasabsauganlage gesprochen?“ An dieser Stelle sah sich dann der Winterkäster Wehrführer Tobias Pfeifer, der in den Zuschauerreihen Platz genommen hatte, gezwungen, zu intervenieren: „Ich finde es schwierig, dem Planungsbüro an den Kopf zu werfen, dass es die Richtlinien nicht einhalten würde.“ Auch Ringer sprang den SKP-Architekten zur Seite: „Ich bin mir sicher, dass das Büro eine seriöse Planung erstellt hat und sich an alle gesetzlichen Vorgaben hält.“

Die vorliegende Planung sieht einen Umbau des bestehenden Winterkäster Feuerwehrhauses sowie eine Aufstockung um ein weiteres Geschoss vor. Zudem ist eine Erweiterung um eine Fahrzeughalle für drei Feuerwehrwagen vorgesehen. Im Erdgeschoss sollen die Fahrzeughalle, das Lager, die Werkstatt, die Umkleiden und Sanitäranlagen untergebracht werden. Im Obergeschoss wird es einen Schulungsraum, einen Jugendraum, Verwaltungsräumlichkeiten und eine Küche geben.

Ausrückende Einsatzfahrzeuge dürfen nicht mit Pkw kreuzen

Der Umbau und die Erweiterung ist notwendig, da das Feuerwehrhaus laut einem Bericht des technischen Prüfdiensts Hessen gleich mehrere Mängel aufweist: Neben der nicht ausreichenden Stellplatzgröße für die vorhandenen Fahrzeuge ist außerdem keine räumliche Trennung zwischen den Umkleiden und der Fahrzeughalle gegeben. Auch die nicht vorhandene Abgasabsauganlage, mit der normalerweise die Ausbreitung von Abgasen in der Fahrzeughalle verhindert wird, wurde beanstandet.

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Anna Meister
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Darüber hinaus gibt es bislang keinerlei Duschen im Gebäude und zu wenige Waschbecken. Zudem fehlt ein Damen-WC. Die Tatsache, dass sich die Privat-Pkw der ankommenden Einsatzkräfte aktuell mit schon ausrückenden Einsatzfahrzeugen kreuzen, wurde ebenfalls vom technischen Prüfdienst kritisiert.

Der Baubeginn ist für Herbst 2025 geplant. Für das Bauvorhaben wurden im Haushalt der Jahre 2023 und 2024 jeweils Mittel in Höhe von 150.000 Euro bereitgestellt. Für das Jahr 2025 sind 600.000 Euro vorgesehen. Für 2026 und 2027 sind jeweils weitere 750.000 Euro eingeplant.

Redaktion

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