Lindenfels. In der Blütezeit des Tourismus in Lindenfels war das Burgstädtchen auch bei vielen Künstlern beliebt. Die auf einem Bergrücken malerisch in die Landschaft des Odenwalds gelegene Burg und die Ansammlung von Häusern zu ihren Füßen war ein beliebtes Motiv. Gerne bauten die Künstler ihre Utensilien in der Nähe des Ortseingangs von Bensheim kommend auf, an der sogenannten Sauwaad. Von dort bietet sich ein schöner Blick auf Lindenfels, die Burg und bis weit in das Weschnitztal.
Auch der der Burg gegenüberliegende Schenkenberg bot interessante Blicke auf das Städtchen. Von hier blickte wohl der Kupferstecher Matthäus Merian der Ältere über die Dächer der Stadt und zu der zu seiner Zeit noch nicht zerstörten Burg. Das war im Jahr 1645. Im Laufe der Jahrhunderte sollten noch viele weitere Werke sowohl als Stiche, als Malereien in Öl und Aquarell oder Lithographien oder als Stiftzeichnungen folgen.
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Die Kunstwerke befinden sich teils im Lindenfelser Museum in der Zehntscheune, teils aber auch in privater Hand. Nun hat sich das Drachenmuseum dieser Kunstwerke angenommen und in seinen Räumen eine interessante Ausstellung zusammengetragen. Federführend waren Ehrenbürgermeister Peter C. Woitge und Matthias Roth, Leiter des Museums in der Zehntscheune.
Bis zum Burgfest Anfang August wird für die Schau kein Eintritt verlangt, verkündete der Vorsitzende des Drachenmuseums-Vereins, Peter Kurfürst. Kurfürst drückte seine Freude über diese Sonderausstellung aus. Wie er berichtete, leistet das Drachenmuseum mit der Ausstellung seinen Beitrag zu den Feierlichkeiten zu 900 Jahre Lindenfels. Für die Zusammenstellung der Ausstellung dankte er außer Peter C. Woitge und Matthias Roth auch Peter Elbert.
Weit gereiste Künstler
Eine Zusammenfassung über die Werke mit historischen Ansichten von Lindenfels und ihre Künstler wurde von Peter C. Woitge zusammengestellt. Die künstlerische Zeitreise beginnt im Jahr 1645, als Matthäus Merian der Ältere seinen berühmten Stich von Lindenfels anfertigte. 1689 begann die Herrschaft der Kurpfalz in Lindenfels. Keine 100 Jahre später wurde die Burg zum Abriss freigegeben. Aus dieser Zeit sind keine Bilder bekannt. Künstlerisch interessant wurde die Stadt offenbar erst wieder nach 1800. Die Zeit der Romantik begann, und Lindenfels erlebte einen Aufschwung.
Menschen aus nah und fern entdecken die schöne Landschaft im Odenwald und besonders die kleine Stadt mit der inzwischen zur Ruine gewordenen Burg. Der Kupferstecher Christian Haldenwang, er lebte bis 1831, fand Lindenfels interessant. Von ihm stammen die ersten Stadtansichten nach Matthäus Merian.
Dann kam der Landschaftsmaler Johann Heinrich Schilbach zu Besuch. Der Hofmaler aus Darmstadt verewigte das Burgstädtchen ebenfalls. Weitere Werke stammen von dem Grafiker und Landschaftsmaler August Lucas und von dem Zeichner Theodor Verhas.
Um 1860 war der Niederländer Nikolas Berkhout in Lindenfels. Sein Bild der Stadt existiert allerdings nur noch als Kopie. Weit gereist ist Nikolaus Leo von Elliot, denn London (mit Fragezeichen), Saint Gilles, Philadelphia, Darmstadt, Frankfurt stehen in seiner Vita. Auch nach Lindenfels kam der Künstler und hinterließ der Stadt sein Kunstwerk. Im 19. Jahrhundert war der Landschaftsmaler Carl Schweich zu Gast. Die Liste setzt sich mit dem Schlachtenmaler – Militärzeichner – Karl Albert von Schott fort. In Lindenfels fand er Spaß an der Zeichnung von Landschaften.
Nach dem Jahrhundertwechsel erscheint Ferdinand Luthmer. Er dokumentierte Baudenkmäler und war der Architekt der Lindenfelser Bismarkturmwarte. Seine Tochter Else Luthmer war Malerin für Stillleben und Landschaften. Sie heiratete Ernst Otto Schwabe und wurde Mutter des späteren Lindenfelser Bürgermeisters Wolfgang Schwabe. Weitere bekannte Künstlernamen, deren Werke sich in der Ausstellung finden, sind Ernst Kurpick, Helmut Spannaus und Gerda Luchterhand. Gerda Luchterhand entwarf auch viele Stadtteller mit lokalen Motiven.
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