Lindenfels. Für Passanten sah es aus wie ein entspanntes Picknick: Ein gutes Dutzend junger Leute saß auf Decken in einer schattigen Ecke der Wiese neben der evangelischen Kirche und schleckten ein Eis, spendiert von Maximilian Klöss, der am 27. Oktober zum Nachfolger von Bürgermeister Michael Helbig gewählt werden will. Er hatte Jugendliche und junge Erwachsene ein-geladen, um sie nach ihren Erwartungen an einen Bürgermeister zu fragen.
Der erste Wunsch: Ein Termin, an dem die meisten jungen Leute Zeit hätten. Am Samstagnachmittag sitzen einige von ihnen an Supermarktkassen oder bedienen in Cafés. Der beste Termin für den Dialog mit Jugendlichen sei der frühe Sonntagabend.
Stadt will für geeignete Räumlichkeiten für neuen Arzt sorgen
Am Rande seiner Aktion „Eine Kugel Eis für Lindenfels“ äußerte sich Maximilian Klöss zu der für Ende dieses Jahres angekündigten Schließung des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) des Kreiskrankenhauses in Lindenfels. Er zeigte sich empört über die Pressemitteilung von Rico Schrot, der wie Klöss Ende Oktober für das Amt des Lindenfelser Bürgermeisters kandidiert.
„Die Leute wollen jetzt Lösungen“, sagte Klöss. Von politischen Scharmützeln hätten sie „die Nase voll“. Es gelte jetzt, einen Arzt für Lindenfels zu gewinnen. Die Stadt werde für geeignete Räumlichkeiten sorgen. Am besten im MVZ, doch notfalls gäbe es weitere Möglichkeiten. „Die Telefondrähte müssen glühen“, sagte Klöss. Selbstverständlich hätten Bürgermeister Michael Helbig und er deshalb schon etliche Telefonate geführt.
Klöss betont bei seiner Wahlkampagne immer wieder, dass seiner Ansicht nach Parteipolitik keine Rolle spielen sollte, wenn es um das Wohl der Kommune geht. Er benutzt nicht das Wort „Wahlkampf“. Stattdessen spricht er von „Wahlbegeisterung“. Auf kommunaler Ebene müsse parteiübergreifend zusammengearbeitet werden. Der 33-Jährige ist Erster Stadtrat für die SPD, tritt aber bei der Bürgermeisterwahl als unabhängiger Kandidat an. Wie Michael Helbig besitzt er ein SPD-Parteibuch.
Rico Schrot geht für die CDU ins Rennen und hat am Freitag eine Pressemitteilung veröffentlicht. Darin gab er an, von Landrat Christian Engelhardt persönlich über die MVZ-Schließung informiert worden zu sein. Außerdem schrieb er, dass Bürgermeister Helbig und der Erste Stadtrat Klöss genügend Spielraum hätten, um eine sichere medizinische Versorgung vor Ort zu gewährleisten. Eine Beschreibung dieses Spielraumes gab er allerdings nicht. ppp
„Wie lange ist man denn nach eurer Ansicht jung? “, fragte Klöss seine Gäste. Die Antworten pendelten sich bei etwa 23 Jahren ein. Die Wünsche „bessere Anbindung an den Nahverkehr“ und „mehr gastronomische Vielfalt“ teilt diese Altersgruppe mit älteren Generationen. Die jungen Frauen sagten, ihnen fehle eine Bar für einen Mädels-Treff beim Aperol.
Gerne hätte man auch ein Eckchen unter freiem Himmel, wo man auch am Abend nicht leise sein muss. Die angesprochenen Ideen gingen von einem Jugendparlament über eine Poolparty im Schwimmbad und ein Fitnesscenter für das Burgstädtchen bis hin zu einem Info-Tag der Lindenfelser Vereine. Deren Angebote seien vielen nicht bekannt. Veranstaltungen auf der Burg wie das Classic-Open-Air oder Opernaufführungen seien eher für ältere Generationen attraktiv.
Die anstehende Schließung des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) treibt auch junge Menschen um. Zum einen, weil man sich auswärts einen Haus- oder Facharzt suchen muss. Zum anderen, weil ein Grund wegfiele, überhaupt nach Lindenfels zu kommen. ppp
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