Kommunalpolitik

Keine halbe Million Euro für das Lindenfelser "Haus der Vereine"

Bislang war das "Haus der Vereine" der favorisierte Standort für das geplante Nibelungenmuseum in Lindenfels. Angesichts der nötigen Investitionskosten in Höhe von bis zu 478000 Euro gerät diese Idee nun aber ins Wanken.

Von 
Nora Strupp
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Bevor das „Haus der Vereine“ überhaupt Museumsräume beherbergen kann, müsste es umfassend saniert werden – angefangen vom Natursteinsockelmauerwerk über die Fenster bis zum Schornstein. © Kai Segelken

Lindenfels. Das „Haus der Vereine“ in der Wilhelm-Baur-Straße 11 in Lindenfels galt bislang als potenzieller Standort für das geplante Nibelungenmuseum, da dort über den Drachengarten eine direkte Verbindung zum Drachenmuseum möglich wäre.

Ebenfalls im Gespräch war einmal das „Parkzimmer“ im Haus des Gastes (Bürgerhaus). Da dort nun allerdings die Notunterkunft für den Waldkindergarten eingerichtet werden soll, ist dies keine Option mehr. Und auch die Idee, das Nibelungenmuseum im „Haus der Vereine“ unterzubringen, scheint nun ins Wanken geraten.

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Denn bevor das Gebäude überhaupt Museumsräume beherbergen kann, müsste es umfassend saniert werden. Um sich einen Überblick über alle anfallenden Maßnahmen zu verschaffen, wurde das Lautertaler Ingenieurbüros Turetschek damit beauftragt, ein Sanierungskonzept zu erstellen. Dessen Ergebnis wurde nun dem Ausschuss für Fragen des Gemeinwesens und dem Bauausschuss vorgelegt. Im Konzept sind kurz-, mittel- und langfristige Instandsetzungsmaßnahmen aufgelistet.

Schäden vom Sockel bis zum Dach

Bei den kurzfristigen Maßnahmen würde der Schaden durch die sogenannte Rückwitterung beim Sandstein behoben werden. Von Rückwitterung spricht man, wenn die originale Bausteinoberfläche teilweise oder gänzlich fehlt. Zudem müssten die Fugen des Natursteinsockelmauerwerks instandgesetzt, das Fensterfutter im Erdgeschoss auf der Straßenseite erneuert sowie die Fenster unter Aspekten des Denkmalschutzes ausgetauscht werden. Außerdem stünde ein Überholungsanstrich der Fenster und verbleibender, alter Fensterelemente an. Darüber hinaus müsste der Schornstein einer Inspektion unterzogen und die Schornsteinflächen überarbeitet beziehungsweise die Schäden daran behoben werden, was mit einem teilweisen Rückbau der Küche verbunden wäre.

Die mittelfristigen Planungen beziehen sich im Wesentlichen auf die Einrichtung eines Nibelungenmuseums im Obergeschoss und die Ertüchtigung des Bestandsgebäudes nebst Anbau insgesamt.

Im langfristigen Bereich sind die Erneuerung der Sanitäranlagen und Streicharbeiten im Innenbereich vorgesehen. „Wobei man dies durchaus auch im mittelfristigen Bereich sehen kann“, wie es in der Gremienvorlage heißt.

Allein die dringend notwendigen kurzfristigen Maßnahmen, auch zur Sicherung des Gebäudeerhalts, schlagen mit rund 67 000 Euro zu Buche. Diese Mittel sollen im Investitionsplan 2024 eingestellt werden. Der Umbau zum Museum und Zugang zum Obergeschoss über den Garten des Hauses „Baureneck“ und die Sanierung von Haupt- und Nebengebäude belaufen sich laut Angaben des Ingenieurbüros Turetschek auf 323 000 Euro (für das Haushaltsjahr 2025). Um die Sanierung fertigzustellen, müssten im langfristigen Bereich für das Haushaltsjahr 2026 noch einmal rund 88 000 Euro veranschlagt werden.

67 000 Euro für Erhaltungsarbeiten

In der Summe ist für die Ertüchtigung des Gebäudes also mit 478 000 Euro zu rechnen. Eine schwindelerregend hohe Summe, die weder der Ausschuss für Fragen des Gemeinwesens (AFG) noch der Bauausschuss letztlich bereit waren, abzusegnen. „Ich sehe zwar ein, dass wir 67 000 Euro sofort für Erhaltungsmaßnahmen investieren müssen, aber für mehr Geld bin ich nicht bereit“, betonte Dieter Adolph (FDP) vom AFG, der auch auf noch nicht gänzlich zu überblickende Kosten für den Waldkindergarten und die Erweiterung des Feuerwehrhauses in Winterkasten verwies.

Lieber Verkauf in Betracht ziehen?

Auch Katharina Bitsch (LWG) regte an, das Nibelungenmuseum hinten anzustellen angesichts der anstehenden Sanierung der Zehntscheune, in dem das Lindenfelser Museum untergebracht ist. Wie Bürgermeister Michael Helbig informierte, sollen die Sanierungsarbeiten der Zehntscheune nach den Brauch-tumstagen am 30. September und 1. Oktober beginnen. Aufgrund der Jubiläumsfeierlichkeiten zu „900 Jahre Lindenfels“ war die Sanierung zunächst verschoben worden.

Jochen Ruoff (Grüne) bezeichnete die Kosten als „unverhältnismäßig“. Über die 67 000 Euro könne man reden, doch die jetzige Nutzung rechtfertige schlichtweg keine größeren Ausgaben. „Womöglich wäre es besser, einen Verkauf in Betracht zu ziehen, bevor man fast eine halbe Million Euro in die Hand nimmt“, so Ruoff.

Beate Gammelin (SPD) hielt die Anregung über einen Verkauf hingegen für verfrüht. Stattdessen schlug sie vor, andere Standortoptionen für das Nibelungenmuseum zu prüfen wie etwa das Dachgeschoss des Drachenmuseums.

Thomas Bauer (SPD), der die Debatte von den Zuschauerplätzen aus verfolgte, fragte schließlich, ob überhaupt schon einmal jemand die Exponate für das Nibelungenmuseum gesehen hätte, um beurteilen zu können, ob diese musealen Charakter hätten. „Über die Exponate gab es mal einen Bildvortrag. Da ist schon viel Sehenswertes dabei“, antwortete Bürgermeister Michael Helbig.

Exponate sind schon eingelagert

Für Verwunderung sorgte der Rathauschef dann allerdings, als er erwähnte, dass die Exponate bereits im „Haus der Vereine“ im Erdgeschoss eingelagert sind. Das Drachenmuseum habe sie vom ehemaligen Besitzer abgeholt, da dieser schwer erkrankt sei und die Exponate in guten Händen wissen wollte. „Stehen wir wegen der Einlagerung jetzt unter Druck in Bezug auf die Schaffung von Ausstellungsräumen? Weil zurückschicken können wir die Exponate ja dann wohl nicht mehr“, wollte Ruoff wissen. Eine Rückgabe der Stücke sei tatsächlich nicht mehr möglich, bestätigte Helbig, da diese mittlerweile offiziell in das Eigentum der Stadt Lindenfels übergegangen seien.

Letztlich beschloss der Ausschuss für Fragen des Gemeinwesens einstimmig den von Beate Gammelin vorgetragenen Beschlussvorschlag: „Der Magistrat wird gebeten, zu prüfen, ob die Unterbringung der Nibelungenexponate auch im Dachgeschoss des Drachenmuseums möglich wäre“.

Der Bauausschuss, der im Anschluss an den AFG tagte, sah die hohen Investitionskosten gleichfalls kritisch. „Ich tue mir schwer damit. Einerseits bin ich im Vorstand des Drachenmuseums und es wäre ideal, das Nibelungenmuseum im ersten Obergeschoss im ,Haus der Vereine’ einzurichten. Andererseits geht es hier um das Geld der Bürger und es ist nur eine Ausstellungsfläche von etwa 35 Quadratmetern“, haderte Inge Morckel (FDP) mit sich selbst und äußerte den Vorschlag, zunächst nur die 67 000 Euro für die kurzfristigen Sanierungsmaßnahmen in den Haushalt 2024 zu übernehmen und über die restlichen Summen in den Jahren darauf neu zu verhandeln.

Experte soll Wertigkeit schätzen

Auch die vorsichtige Schätzung von circa 15 Prozent Fördermitteln, was circa 75 000 Euro entsprechen würde, konnte die Ausschussmitglieder nicht so recht überzeugen. „Das ,Haus der Vereine’ ist ein wichtiges, historisches Gebäude und wir stehen in der Verantwortung, es zu erhalten. Aber für 35 Quadratmeter ist das zu teuer“, betonte Sebastian Schmitt (CDU). „Das steht in keinem Verhältnis“, stimmte ihm Peter Meister (SPD) zu und schlug vor, den Beschlussvorschlag des AFG zu übernehmen.

Martin Krey (Grüne) plädierte dafür, zunächst die schlimmsten Schäden am Haus zu reparieren und es anschließend zu verkaufen oder zwei Wohnungen darin herzurichten. Auch eine Nutzung im Sinne von „bürgerschaftlichen Bedürfnissen“ könne er sich vorstellen.

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„Wir reden über viel Geld, dabei wissen wir gar nicht, ob die Exponate das überhaupt wert sind“, warf Thomas Bauer – wie auch schon im AFG zuvor – ein. Auch Krey warb dafür, zunächst einen Experten zu beauftragen, der die Exponate begutachtet und deren Wertigkeit schätzt.

Am Ende der Bauausschuss-Sitzung gab es ein eindeutiges Votum dafür, den Beschlussvorschlag in seiner jetzigen Form abzulehnen. Darin war formuliert, dass die Ausführungen zur Kenntnis genommen werden und dem Magistrat empfohlen wird, die Mittel in Höhe von 67 000 Euro, 323 000 Euro und 88 000 Euro in den Investitionsplänen 2024, 2025 und 2026 einzustellen.

Redaktion

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