Lorsch. „Tropische Temperaturen“ konstatierte Stadtverordnetenvorsteherin Christiane Ludwig-Paul in ihrer Begrüßungsrede zur diesjährigen Grenzfahrt. Trotz der Hitze hatten sich 70 Lorscher aufs Fahrrad geschwungen, um die Tour ab der Königshalle mitzumachen. Eine vergleichsweise kurze Radstrecke versprach Ludwig-Paul mit Blick auf das Wetter diesmal – und die erste Station konnte die Gruppe sogar mit wenigen Schritten zu Fuß erreichen.
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Es ging zum im Bau befindlichen Gemeindezentrum am Wingertsberg. Der evangelische Pfarrer Renatus Keller sowie der Bauausschuss-Vorsitzende der Kirchengemeinde, Klaus Schwab, geleiteten die Grenzfahrer in das Gebäude, welches das frühere Martin-Luther-Haus nicht nur ersetzt, sondern „ein Haus für Lorsch“ sein wird. Nicht nur Gemeindeglieder, sondern alle Interessierten sollen es nämlich nutzen können. Lesungen, Geburtstagsfeiern oder Sprachunterricht für Migranten, nannte Keller als Beispiele.
Ein Haus mit vier Eingängen
Eine Besonderheit: Das Haus wird gut erreichbar sein, denn es wird vier Eingänge haben, in allen Himmelsrichtungen. Auch für Kleinkindgruppen sei das Zentrum mit Garten ein attraktiver Treffpunkt, so Keller. Eine Spielecke mit Rutsche soll noch folgen.
Bund, Land und Stadt Lorsch zusammen haben das Bauvorhaben mit insgesamt 895 000 Euro gefördert. Dass die Kosten von zunächst 1,7 Millionen Euro inzwischen wegen allgemeiner Baukostensteigerungen auf 1,86 Millionen Euro geklettert sind, verschwieg Schwab nicht. Bislang könne man den Mehraufwand über eine Darlehenserhöhung sowie aus Rücklagen und Spenden finanzieren. Von der evangelischen Landeskirche wird noch ein Zuschuss erwartet.
Die Vorfreude auf erste Veranstaltungen im Haus, das auch dank großer Fenster hell und freundlich wirkt, war spürbar. Bewundert wurde von den Besuchern unter anderem die schmucke Holzfassade zur Gartenseite. Der Saal mit 100 Sitzplätzen wird mit mobiler Trennwand auch teilbar sein. Zum Haus gehören unter anderem auch ein Jugendraum, Küche, Sanitäranlage und ein Lagerraum. Es soll außerdem regelmäßig ein Kirchen-Café öffnen.
Neubau wird noch 2023 fertig
Lange werden Interessierte nicht mehr warten müssen. Das Gemeindezentrum soll nur eine Bauzeit von einem Jahr benötigen. Die Fertigstellung wird – nach aktuellem Sachstand – termingerecht noch Ende dieses Jahres gefeiert werden können, erfuhren die Grenzfahrer.
Beim Stopp nahe der Langwiese gab Ludwig-Paul Gratis-Eis für alle aus. Bauamtsleiter Volker Knaup sowie der Lorscher Fotograf und Schmetterlingsexperte Arik Siegel erinnerten die Grenzfahrer daran, wie wichtig es ist, sich um die Natur zu kümmern. Sie berichteten, dass die Neuanlage von Schottergärten verboten ist, es aber einige städtische Förderprogramme für mehr Grün gibt – etwa auch für die Gestaltung eines Gründaches. Im Garten könne man viel falsch machen – aber auch viel richtig, erklärte Siegel. Große Bäume in der Stadt könne nicht jeder pflanzen, fast jeder könne aber zumindest einen kleinen Beitrag leisten für das Klima und die Artenvielfalt.
Interessant für die Zuhörer war unter anderem die Information, dass die Plätze mit Vorkommen von Braunaugen weniger werden. Lorsch ist dagegen einer der seltenen Orte, an denen man Ei-Ablagen dieser Schmetterlingsart noch gut an Süßgräsern beobachten kann. Siegel hat die Falter im eigenen Garten entdeckt, auch in Lauresham wurden die Braunaugen gesehen.
900 Arbeits-, 70 Ausbildungsplätze
Mit dem Fahrrad ging es anschließend in Richtung Daubhart weiter, dem größten Gewerbegebiet in Lorsch. Von rund 900 Arbeits- und knapp 70 Ausbildungsplätzen sprach Matthias Herbener, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Lorsch (EGL), die sich um die Vermarktung im Daubhart kümmert. Für viele Unternehmen ist die Lage in direkter Nähe der Autobahn ideal. Wegen großer Nachfrage nach Gewerbegrundstücken dort gibt es längst das Gebiet Daubhart II. Dieses rund 18 000 Quadratmeter große Erweiterungsgelände an der Lise-Meitner-Straße war Ziel der Radler.
Baukräne und eine bereits fortgeschrittene Baustelle hinter einem Gitterzaun waren dort zu sehen. Das Gelände an der L 3111 wird von einem Architekten aus Bensheim betreut. Im „Gewerbehof“ mit Hallen und Büros werde auch eine Rettungswache angesiedelt, und zwar mit einem hauptamtlich betriebenen Rettungswagen, erinnerte Bürgermeister Schönung an einen Beschluss des Kreistags im Vorjahr. In Lorsch könne man sich glücklich schätzen über diese Entscheidung und darüber, das Projekt integrieren zu können. Der Wagen mit Lorscher Rufnamen soll von der Johanniterhilfe Viernheim betrieben werden.
Am neuen Hebewerk informierte Andreas Stolz, Leiter der Kläranlage, unter anderem über die Nachtaktion mit Tiefladern, die 150 Tonnen schwere Fertigteile anliefern. Die vergleichsweise hohe Hochwassergefahr in Lorsch habe man dank mehrer Maßnahmen gut im Griff, die Stadt sei diesbezüglich sicher.
Liederkranz tischte Kuchen auf
Zum Abschluss ging es zum Betriebshof. Bürgermeister Schönung berichtete von den Aufgaben der Mitarbeiter, die von der Pflege der zahlreichen Grünanlagen – das Waldschwimmbad eingeschlossen – bis zum Aufstellen von Verkehrszeichen viel zu tun haben. Beifall gab es von allen für den Gesangverein Liederkranz. Denn die Mitglieder hatten Kaffee gekocht und tischten 23 verschiedene Kuchen und Torten für die Grenzfahrer auf.
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