Ukraine-Krieg

200 Menschen wohnen künftig im Lindenfelser Luisenkrankenhaus

Von 
Thomas Tritsch
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Lindenfels.. Die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine kommen nun aus doch erst am Donnerstag ins Luisenkrankenhaus nach Lindenfels, wie der Kreis Bergstraße mitgeteilt hat. An der grundsätzlichen Planung ändert das aber nichts: zunächst werden rund 200 Frauen und Kinder die vorübergehend als Gemeinschaftsunterkunft genutzte Immobilie beziehen. Sie wechseln vom Zeltdorf in Bensheim in die ehemalige Klinik, die eine weitaus bessere Infrastruktur und Wohnqualität biete, wie der Kreisbeigeordnete Karsten Krug in Lindenfels betonte.

Bis Ende Juli könnte das Haus auf seinen fünf Etagen dann bis zu 300 Personen aufnehmen, die derzeit noch in Bensheim untergebracht sind oder bis dahin neu nach Deutschland kommen, so der Sozialdezernent. Ob damit die Obergrenze erreicht ist, lässt Krug offen. Der Komplex, der seit sechs Jahren verwaist ist, habe noch Puffer nach oben, sagte er bei dem Pressetermin, bei dem auch einige der Zimmer geöffnet wurden. Bis zur Ankunft am Donnerstag soll der letzte Feinschliff erledigt sein. Krug sagte, er sei positiv überrascht von der Qualität und Substanz des Gebäudes, dem man seinen langjährigen Leerstand aber durchaus ansieht.

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Für die Menschen, die dringend eine Übergangsbleibe suchen, sei die Ex-Klinik aber weitaus angenehmer als ein Zelt. Krug betont, dass die Einrichtung in Bensheim trotz der Verlagerung nicht schließen werde. In Lindenfels gibt es funktional eingerichtete Drei- oder Mehrbettzimmer für Mütter mit ihren Kindern. Jeder Raum ist individuell abschließbar, für Privatsphäre sei gesorgt, heißt es.

Außer einem Kühlschrank im Zimmer wurden pro Etage Gemeinschaftsküchen mit Elektroherden und Waschmaschinen eingerichtet, auf den Fluren befinden sich reihenweise Waschbecken. Wo einst Wartezimmer oder Behandlungsräume waren, hat der Kreis als Mieter der Immobilie nun das Allernötigste eingebaut, damit sich die Gäste selbst versorgen können. Würde der Kreis ein Catering-Unternehmen beauftragen, müssen die Kosten an anderer Stelle eingespart werden, argumentieren der Kreisbeigeordnete und sein Sachgebietsleiter Daniel Maas vom Team Flüchtlinge und Aussiedler: „Wir werden die Aufgabe meistern.“

Alle Habseligkeiten in einem Koffer

Die Hinweisschilder auf Ukrainisch machen die künftigen Bewohner auf die elementaren Sicherheitsbestimmungen aufmerksam. Der Brandschutz ist erfüllt, überall hängen Feuerlöscher. Zudem wurden neue Wasserleitungen verlegt. Auf jeder Etage gibt es Duschen, im Erdgeschoss auch für Menschen mit Einschränkungen, wo sich ein Behinderten-WC befindet. Bis Donnerstag sollen auch Telefonie und Internet stehen, damit die Menschen Kontakt mit ihren Verwandten in der Heimat halten können.

Jens Vahldiek und Peter Held, die beim DRK für die Leitung der Flüchtlingsunterkünfte verantwortlich sind, kennen viele der Ukrainer seit mehreren Monaten. „Die meisten haben nur etwas Kleidung bei sich. Die Habseligkeiten beschränken sich auf das, was in einen Koffer passt“, so Vahldieck.

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Das Rote Kreuz sorgt nach Stationen in Lorsch und Bensheim nun auch in der „Luise“ für die Betreuung des Hauses. Der gemeinnützige Verein KuBuS (Kultur, Bildung und Soziales) übernimmt die sozialpädagogische Begleitung. „Wir bringen unsere Erfahrungen ein, lernen aber täglich neu dazu“, so Jens Vahldieck. Das DRK-Büro im Haus wird montags bis freitags besetzt sein.

KuBuS-Geschäftsführer Thomas Jungfleisch stellt die ersten Ansprechpartner bei allen Fragen des neuen Alltags zur Verfügung: Einkaufen, Arztbesuch, Behördengänge und Schule - und vieles mehr. Wir werden das Ohr am Menschen haben“, sagt er. Zwei Mitarbeiterinnen werden in zwei Beratungszimmern vom ersten Tag an 50 Stunden die Woche im Haus sein. Sie sprechen Deutsch, Ukrainisch und Russisch. Der Verein, der im Lindenfelser Leben tief verankert ist, koordiniert auch die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer.

Wie Karsten Krug mitteilt, ist auch ein Security-Dienstleister beauftragt worden, der rund um die Uhr einen Blick auf die Einrichtung haben wird. Tagsüber sind vier, nachts drei Personen im und am Haus unterwegs. Allerdings geht Krug mit Blick auf die Gäste - ausschließlich Frauen und Kinder - von einem ruhigen Betrieb aus. „Wir erwarten keine größeren Probleme.“

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