Unternehmen

Nach dem Streik hat sich die Lage bei Langnese beruhigt

Der Betriebsrat zeigte sich mit dem erzielten Tarifabschluss weitgehend zufrieden. Insgesamt hatten 384 Kolleginnen und Kollegen gestreikt, die bei dem Eishersteller in Heppenheim arbeiten.

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Der Einsatz der Mitarbeiter hat sich bezahlt gemacht: Es wurde ein Tarifabschluss erzielt, mit dem der Betriebsrat offenkundig zufrieden ist. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Am 22. Juni wurde die Einigung über den neuen Tarifvertrag für 60 000 Beschäftige in der Süßwarenindustrie erzielt.

Deutschlandweit haben mit Unterstützung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Warnstreiks stattgefunden, die schließlich zu einer Einigung zwischen NGG und dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie führten. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen beispielsweise von Lindt, Lambertz und Storck ließen landauf, landab die Produktion stillstehen.

In Heppenheim streikten Mitarbeiter des Eiscremwerks Langnese, das bekanntermaßen zum Unilever-Konzern gehört. Schon die Nachtschicht habe statt um sechs Uhr bereits um vier Uhr die Produktion verlassen und für einen Stillstand der Bänder gesorgt.

Bislang habe es keine Beschwerden gegeben

Die Frühschicht sei erst gar nicht mehr zur Arbeit angetreten, ebenso die Spätschicht. Mit gelben Warnwesten, Strohhüten, roten Handklatschen und Trillerpfeifen verliehen fast 400 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihren Forderungen nach einem Inflationsausgleich und einer Lohnerhöhung weithin vor dem Eingang zum Eiscremwerk an der viel befahrenen Tiergartenstraße Nachdruck (wir haben berichtet).

In den Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie hatte die Gewerkschaft NGG folgende Forderungen aufgestellt:

500 Euro pro Monat mehr in den unteren Tarifgruppen von A bis E, 400 Euro mehr pro Monat in allen anderen Tarifgruppen und 200 Euro mehr pro Monat für die Auszubildenden, plus einer zusätzlichen Fahrtkostenpauschale von 50 Euro pro Monat. Die Laufzeit des neuen Entgelttarifvertrags soll zwölf Monate betragen.

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Der Tarifabschluss blieb zwar unter den Forderungen; doch zumindest die Mitarbeiter des Heppenheimer Eisherstellers, dessen Herz-Logo weltweit bekannt ist, scheinen durchaus zufrieden zu sein.

„Mir sind bisher jedenfalls keine Beschwerden bekannt“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Bastian Martin. Schon im Juli erhielten sie die erste Tranche in Höhe von 500 Euro netto, Auszubildende 375 Euro der Inflationsausgleichszahlung von insgesamt 1000 Euro. Die zweite Tranche soll im Frühjahr 2024 fließen. Eine bittere Pille hat der Betriebsrat eigenen Angaben zufolge dennoch schlucken müssen.

Auch Azubis bekommen mehr Geld

Die zehn Teilzeitbeschäftigten erhielten von den 1000 Euro nur einen prozentualen Ausgleich, ihrem Beschäftigungsverhältnis entsprechend.

Die Löhne in den unteren Entgeltgruppen A bis E stiegen um 350 Euro mehr pro Monat. Die Löhne in den höheren Entgeltgruppen stiegen um 300 Euro mehr pro Monat. Die Vergütungen der Auszubildenden stiegen um 175 pro Monat, eine Fahrtpauschale gab es für sie nicht. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 14 Monate. Es sei der zweitbeste Tarifabschluss nach der Milchindustrie Bayern abgeschlossen worden, sagte Martin.

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Für ihn übrigens ein „Gänsehautfeeling“, als die Nachtschicht geschlossen zwei Stunden vor Arbeitsende die Produktion verließ. Insgesamt hätten 384 Kollegen und Kolleginnen gestreikt. In der Früh- und Spätschicht seien außer den Managern und Teamleitern nur je zwei Personen für den Notdienst eingeteilt gewesen.

Langnese in Heppenheim: Eines der größten Eiscremewerke Europas

Es war vermutlich bis auf eine Kundgebung bezüglich des Manteltarifvertrags im Jahr 2002 der erste Streik in der Geschichte der Eiscremefabrik.

Laut Homepage ist das Heppenheimer Werk eines der größten Eiscremewerke Europas mit einer jährlich hergestellten Menge an 1,5 Milliarden Eiscremeportionen. dj/ü

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