Warnstreik

Langnese-Mitarbeiter fordern „fairen Teil vom Umsatz“

400 Mitarbeiter waren am Streik in Heppenheim beteiligt. Die Eisproduktion bei Unilever wurde für 16 Stunden komplett stillgelegt.

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dj/ü
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Die Beschäftigten von Unilever legten die Arbeit nieder. © NGG Südwest

Heppenheim. Mit gelben Westen und Strohhüten statt mit hygienischer Schutzkleidung für Produktion und Kühlhaus bekleideten sich am Mittwoch Mitarbeiter der Früh- und Spätschicht des zum Unilever-Konzern gehörenden Unternehmens Langnese. „Schon ab vier Uhr morgens stand die komplette Eisproduktion still“, sagte Guido Noll, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für die Region Darmstadt und Mainz.

Schon die Nachtschicht habe nicht bis sechs Uhr morgens gearbeitet, sondern die Produktion schon am Mittwochmorgen um vier Uhr gestoppt. Die Frühschicht sei um sechs Uhr morgens direkt in den Streik getreten. Es folgte um 13 Uhr die Spätschicht. Auch sie trat nicht zur Arbeit an.

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„In der Süßwarenindustrie gibt es keine Krise, sondern Umsatzrekorde. Davon wollen auch die Beschäftigten bei Unilever endlich ihren fairen Teil abhaben. Wegen der Rekordpreise in den Supermärkten, explodierenden Mieten und Spritpreisen sind die finanziellen Sorgen riesengroß. Für die Streikbereitschaft gilt das gleiche“, sagte Noll.

Die Streikenden waren durch ihre gelben Warnwesten vor dem Eingang des Eiscremewerks von der Tiergartenstraße gut sichtbar, so dass aus vorbeifahrenden Fahrzeugen öfters zur Aufmunterung gehupt wurde. Auf einem Banner stand zu lesen: „Wir machen das Eis der Welt, drum fordern wir mehr Geld.“

Mit Getränken gemütlich gemacht

Die Mitarbeiter hatten es sich mit einem Getränkewagen und Tischgarnituren an der Langnesestraße vor der Einfahrt gemütlich eingerichtet. Insgesamt 400 Mitarbeiter seien in den Streik gegangen, um ein deutliches Signal an ihren Arbeitgeber zu senden. Mit dem Ausstand der Früh- und Spätschicht sei der Betrieb für 16 Stunden komplett stillgelegt worden. Dies trifft den Konzern bekanntermaßen in der Hochsaison der Eisproduktion.

Verhandlungstermin am 22. Juni

Die Streikwelle in der Süßwarenindustrie läuft seit vergangener Woche. „Mit dem Warnstreik soll die Forderung nach einer Tarifsteigerung von 500 Euro für die unteren Lohngruppen sowie einer Erhöhung von 400 Euro für die oberen Lohngruppen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten kraftvoll unterstrichen und die Arbeitgeberseite aufgefordert werden, beim kommenden Verhandlungstermin am 22. Juni ein faires und wertschätzendes Angebot vorzulegen“, sagte Noll.

Einen Betrag von 200 Euro mehr pro Monat soll es für die Auszubildenden geben, plus einer zusätzlichen Fahrtkostenpauschale von 50 Euro pro Monat.

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Das Angebot der Arbeitgeber, die Löhne um 3,8 Prozent im Jahr 2023 erhöhen zu wollen und um 2,9 Prozent im Jahr 2024 werde der prekären Situation vieler Arbeitnehmer nicht gerecht. Die Unternehmen hätten ihren Umsatz zuletzt um elf Prozent gesteigert und wollten die Beschäftigten dennoch nur mit Peanuts abspeisen, sagte Noll. Weshalb die Wut in den Betrieben sehr groß sei. dj/ü

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