Heppenheim. 44 Inszenierungen gibt es an vier Tagen in der Kreisstadt zu sehen, wenn die Gassensensationen vom 10. bis 13. Juli zum 31. Mal in der Heppenheimer Altstadt veranstaltet werden. In diesem Jahr ist einiges geplant, erste Ideen gibt es außerdem für 2025, doch der Förderverein berichtet auch über die kritische Lage des Festivals.
Das Straßentheaterfestival wird durch den Verein „Freunde und Förderer der Gassensensationen Heppenheim“, Sponsoren und finanzielle Unterstützung der Stadt ermöglicht. Während manche Standbeine kaum wanken, sieht es an anderer Stelle kritischer aus. Rund 1400 Mitglieder hat der Förderverein, doch rund die Hälfte davon habe ein Alter von über 55 Jahren erreicht. Daher sei man stets auf der Suche nach weiteren Mitgliedern, die rund um das Fest helfen können.
Budget der Stadt reicht wegen gestiegener Kosten nicht aus
„Wir brauchen jeden Cent, jeden Helfer“, betont Karin Kasper vom Vorstand des Vereins. Dabei zähle auch jeder Cent, den die Besucher beim Festival in die Spendenkübel werfen. Von den Mitgliedern des Vereins stammen rund 50 000 Euro für die Finanzierung. Um zuverlässig planen zu können, sind Sponsoren und die Unterstützung der Stadt unerlässlich. Dabei gab es zuletzt Uneinigkeit zwischen Förderverein und Stadt. Der künstlerische Leiter Stefan Behr bemängelte, dass der Zuschuss der Stadt mit jährlich 20.000 Euro unzureichend sei.
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„Am Budget hat sich seit 17 Jahren nichts verändert“, beklagte er im vergangenen September und sah das Festival auf lange Sicht gefährdet.
Deutlich optimistischer nun wenige Wochen vor dem diesjährigen Event: „Ich freue mich, dass es gelingt, die finanziellen Mittel zusammenzubekommen.“ Dazu gehöre auch, dass die Stadt sich einbringt. Wie hoch der städtische Anteil sein wird, dazu machte Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) auf Nachfrage keine genaue Angabe. Die Summe ergebe sich erst hinterher und Jeannine Mader, Leiterin des Stadtmarketings, könne die Gelder aus dem im Haushalt für Kultur vorgesehenen Budget entnehmen.
44 Veranstaltungen an vier Tagen bei den Gassensensationen
Vom 10. bis zum 13. Juli bietet das Festival wieder bei kostenlosem Eintritt eine Menge Programm: 44 Veranstaltungen an vier Tagen. Dabei setzt man - wie von Anfang an - auf das Prinzip "Theater für Alle". Nicht nur typische Theaterbesucher, sondern "eine bunte Mischung jeden Sozialstandes, Alters und Nationalität" soll es ansprechen.
Ein Highlight wird in diesem Jahr der 20. Geburtstag des Laternenwegs sein. Dieser entstand im Rahmen des Festivals und wurde 2004 zum Hessentag eröffnet. Die rund 150 Scherenschnitte des Künstlers Albert Völkl zeigen Sagen aus ganz Hessen. Um dies zu feiern, gibt es an den ersten beiden Festivaltagen die Veranstaltung "Lichter und Legenden - 20 Jahre Heppenheimer Laternenweg" (Kino Saalbau). Außerdem stehen jeden Abend Laternenführungen um 22 Uhr unter dem Motto "Von Zauberern und Geistern" an (Marktplatz). Zwei Kinderführungen "Ratz Pfeifers geheimnisvolle Sagenwelt" gibt es mit einem kleinen Ratterich (Freitag und Samstag, 18.30 Uhr, Kurfürstenplatz/Kurmainzer Amtshof).
Besonders wird in diesem Jahr sein, dass erstmals das Familienmusical "Rats" zur Rattenfängersage außerhalb der Stadt Hameln aufgeführt wird (Freitag und Samstag, 16 Uhr, Kirchplatz). Es ist außerdem das erste Musical in der Geschichte des Festivals. Für Kinder gibt auch noch es das Theater "Elfenwunder" (Mittwoch und Donnerstag, 17 Uhr, Kino Saalbau) sowie das Figurentheater von Albert Völkl "Der kleine vergessene Lakota-Indianer" (Mittwoch und Donnerstag, 18 und 19 Uhr, Hof Stiftungshaus). Für Kinder ab acht Jahren und Erwachsene wird an gleicher Stelle das Figurentheater "Die Aktualitäten" aufgeführt (Freitag und Samstag, 17.30, 19 und 21 Uhr, ebenda).
Familienfreundliches Programm gibt es auch auf der Bühne am Kirchplatz. Dort spielen Felice & Cortes ihr Stück "Bus Stop Stories" (Mittwoch und Donnerstag, 20 und 22 Uhr). Dabei erzählen ein Busfahrer und eine Straßenmusikerin die Geschichten der Fahrgäste, der Stadt und der Passanten. An gleicher Stelle, ebenfalls um 20 und 22 Uhr, werden am Freitag und am Samstag "Herr Scheer & Herr Borer" zaubern.
Auf der Bühne am Amtshof gibt es Mittwoch und Donnerstag eine Straßenshow des Schweizers "This Maag" (19.30 und 21.15 Uhr). "Er zeigt einen Film ganz ohne Kamera und Leinwand", schreibt die Stadt. "Vor einer genial einfachen drehenden Kulisse entstehen zusammen mit dem Publikum einzigartige Momentaufnahmen." Am Freitag und Samstag wird dort das Theater Fragile mit seinem Maskentheater "Ahoi!" auftreten (19.30 und 21.15 Uhr).
Auf der Freilichtbühne zeigt das aus den Gassensensationen entstandene Künstlerkollektiv ANU die Platzinszenierung "Perpetuum" (Mittwoch und Donnerstag, 22 Uhr). Zum Abschluss kommt der "Neue Zirkus" am Freitag und Samstag ohne Tiere und mit Akrobatik, Humor und Live-Musik (22 Uhr).
Nach einer Umfrage 2023 wurden die Ergebnisse genutzt, um das Festival noch besser zu machen, so Karin Kasper vom Verein "Freunde und Förderer der Gassensensationen Heppenheim". Mit dem Programm selbst waren die Besucher überwiegend zufrieden. 90 Prozent der Befragten wollten die Gassensensationen weiterempfehlen, rund 80 Prozent waren schon mehrfach dabei. Konstruktive Kritik gab es hauptsächlich bezüglich der organisatorischen Dinge. So wurden in diesem Jahr die Versorgungsstände fremdvergeben. Dort wird es allerlei kühle Getränke und auch Bier geben sowie Speisen. Außerdem wird es einen Shuttleservice geben: Von der Martin-Buber-Schule aus können Besucher, die beispielsweise auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind, kostenlos mit dem Fahrservice zur Freilichtbühne gelangen.
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Lange, treue Partner sind die Sparkasse Starkenburg, die Heppenheimer Firma Infectopharm und der Energieversorger GGEW. So gibt es auch persönliche Anekdoten der Sponsoren. Während Infectopharm sogar sein Sommerfest mit den Mitarbeitern aus dem Ausland am Festwochenende feiert, um Heppenheim von einer besonderen Seite zeigen zu können, hat das Unternehmen seine Spende um ein weiteres Programm erhöht und holt das Musical „Rats“ aus Hameln in die Kreisstadt.
Zukunft des Festivals ist nicht ganz unkritisch
Die Sparkasse Starkenburg lässt die Veranstaltung sogar in ihre derzeitige Mitarbeitersuche einfließen und fragt auf ihrem Plakat: „Sehen wir uns bei den Gassensensationen.... oder bei uns im Team?“ GGEW-Vorstand Carsten Hoffmann wiederum erinnert sich gut daran, dass sein Jackett einst bei einer Zaubershow auf der Freilichtbühne verbrannt wurde.
Erstmals beteiligt sich auch die Bürgerstiftung Heppenheim. Bei der Aktion „Mein Wunsch für Heppenheim“ ging der Wunsch nach Unterstützung der Gassensensationen, insbesondere des Programms für Kinder, ein. So sponsert die Bürgerstiftung nun das Kindertheater „Elfenwunder“ (Mittwoch, 10. Juli, und Donnerstag, 11. Juli, jeweils um 17 Uhr im Saalbau).
Auch wenn die Zukunft des Events nicht ganz unkritisch ist, so wird bereits über 2025 nachgedacht. Im kommenden Jahr soll es eine Eigenproduktion für das Festival in Heppenheim geben, berichtet Mader von den Neuigkeiten aus dem Stadtmarketing. bib/ü
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